Gross, ruhig und gelassen betritt der Chef das Sitzungszimmer. Aufgeräumt die Stimmung, souverän die Haltung. «Guten Tag, meine Herren.» Vielleicht liegt es daran, dass er morgen in die Ferien fährt, nach Kreta, zusammen mit seiner Frau und den beiden Kindern?

Hans-Peter Diener ist seit einem halben Jahr CEO der WMH Walter Meier Holding AG in Stäfa, einem Unternehmen, dessen Bekanntheitsgrad bei Schweizer Normalverbrauchern sich mehrheitlich auf die Firma Oertli Service beschränkt, die Heizungsanlagen unterhält, das aber mit seinen rund 700 Mio Fr. Umsatz und seinen Aktivitäten in den USA, in Asien und Europa zu den Perlen der Schweizer Unternehmen gehört: WMH besitzt globales Know-how in Produktion, Montage und Verkauf von Holzbearbeitungs- und Werkzeugmaschinen sowie Klimageräten.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Hans-Peter Diener arbeitet seit neun Jahren in diesem Haus, zuletzt war er verantwortlich für den Bereich Klimatechnik, und nun, nach der Pensionierung des vorherigen CEO Heinz Rüegg, ist er verantwortlich für den ganzen Konzern. Wie lange wird er Ferien machen?

Hans-Peter Diener lächelt. «Nur eine Woche. Den Sommer etwas verlängern.» Warum Kreta? «Ich mag Griechenland.» Diener war im Laufe seines fünfjährigen Engagements bei Jacobs Suchard zwei Jahre in Athen und integrierte dort als Stellvertretender Geschäftsführer und Direktor Finanzen eine von Jacobs Suchard neu akquirierte Gesellschaft mit rund 600 Mitarbeitern ins Mutterhaus. Spätestens in Griechenland ist ihm klar geworden, dass andere Völker andere Sitten haben und manchmal auch unkonventionelle Methoden zum Erfolg führen können.

An den Puls des Geschehens gehen

International arbeiten zu können, verbunden mit Reisetätigkeit, das war von Anfang an Teil des Plans von Hans-Peter Diener. «Noch heute», erzählt er, «wenn ich das Schweizerkreuz auf der Heckflosse einer Swiss-Maschine sehe, bekomme ich Fernweh oder Heimweh, je nach dem, wo ich sie antreffe.» Für Jacobs Suchard gestaltete er in der Folge die wilden Mergers&Akquisitions-Jahre mit, in denen der Konzern von 3 auf 5 Mrd Fr. Jahresumsatz gewachsen ist.

Auch der anschliessende Karriereschritt führte Diener ins Ausland. Als Leiter Rotorspinnsysteme beim Saurer-Konzern arbeitete er vier Jahre in Deutschland. Die damit verbundenen Herausforderungen führten ihn in die ganze Welt. Erfolgreich restrukturierte er diesen Bereich und festigte die Position der Rotorspinnmaschinen von Schlafhorst international als klarem Marktführer.

Diese Erfahrungen der 90er Jahre kommen ihm heute zugute, denn als CEO eines solch weit verzweigten Konzerns wie WMH verbringt er auch heute noch einen recht grossen Teil seiner Zeit auf Reisen, viel davon in China, wo WMH mit eigenen Firmen montiert, verkauft oder durch Partnerfirmen produzieren lässt. Momentan ist seine Anwesenheit allerdings vor allem in den USA gefragt. Die dort hauptsächlich aktive WMH Tool Group, deren Ergebnis das letzte Geschäftsjahr massiv getrübt hat, befindet sich in einer schwierigen Lage: Analysen und Entscheidungen vor Ort sind jetzt wichtig. «Um in einem solchen Umfeld führen zu können», sagt er, «müssen Sie sich an den Puls des Geschehens begeben. Sie müssen die Mitarbeiter und Kunden spüren sowie ihre Probleme verstehen. In einer solchen Situation können Sie nicht zu Hause im Büro sitzen.»

Mit viel Willen nach Boston zur Zusatzausbildung

In die Welt hinaus zu kommen, war nur ein kleiner Teil der Motivation von Hans-Peter Diener, Karriere zu machen. Führung und Verantwortung übernehmen, das hat ihn von Anfang an gelockt. Trotzdem hat er sich zuerst für ein Ingenieur-Studium entschieden. «Wenn mich heute jemand fragen würde, ob er zuerst Maschinen-Ingenieur studieren soll oder gleich Betriebswirtschaft, ich würde ihm wieder zum Ingenieur-Studium raten. Die Probleme logisch, analytisch anzugehen und konzeptionell zu denken, das lernt man dort.»

Diener schloss an der ETH als Verfahrensingenieur mit der Diplomarbeit «Optimierung einer Düngemittelfabrik in Pakistan» ab und erhielt dafür eine Silbermedaille, die höchste Anerkennung der ETH. Aber dieses Diplom hat er nicht als Ziel betrachtet, sondern als Basis. Danach, das war ihm klar, wollte er ein Nachdiplomstudium in Betriebswirtschaft absolvieren. Die «Harvard Business School» war damals die Schule der ersten Wahl. Wie aber sollte dieses Nachdiplomstudium finanziert werden? Eine Mischung aus Stipendium, Darlehen, Bürgschaft und im speziellen die eigene Anstrengung brachten am Ende den Erfolg. Diener flog nach Boston, studierte als einer der wenigen Schweizer zwei Jahre «in diesem äusserst kompetitiven Umfeld» und lernte, sich durchzusetzen.

«Das Wichtigste an meiner Ausbildung war nicht unbedingt die Theorie, sondern die tägliche, harte Auseinandersetzung mit den Fallstudien während der Gesamtstudienzeit rund 900 und die intensiven Diskussionen unter Studienkollegen aus allen Erdteilen. In Nullkommanichts waren jeweils Lösungen anzubieten und war Führung zu übernehmen.» Diener hat Harvard mit der Auszeichnung «George Fisher Baker Scholar» verlassen.

Vorbild durch Tatenseit jungen Jahren

Führung übernehmen und Vorbild sein. Diese Themen scheinen Hans-Peter Diener seit jeher begleitet zu haben. Als Jugendlicher engagierte er sich in der Pfadfinderbewegung, zur Matura-Zeit führte er eine Abteilung mit 200 Jungs. Nach der Rekrutenschule als Funker und dem Weitermachen zum Korporal besuchte er die Offiziersschule und führte schliesslich als Hauptmann die Stabskompanie I/11 der mechanisierten Division. «Eine klassische Führungsschule, die nach wie vor ihren Wert hat», sagt er. «Wo sonst lernen Sie so früh so viele Leute zu führen, unter Motivationsbedingungen, die oft zu wünschen übrig lassen?» Seinen Führungsstil hat er in jenen jungen Jahren entwickelt und bis heute beibehalten: Vorbild sein durch Taten. «Was ich von anderen erwarte, lebe ich selbst vor», zitiert Diener einen seiner Grundsätze.

Ansprechende Performance frühestens 2006

Das erste Halbjahr als CEO mit Gesamtverantwortung hat er nun hinter sich. Die Schwierigkeiten bei WMH Tool Group sind noch nicht ausgeräumt, aber die Probleme sind erkannt und Massnahmen eingeleitet. Eine ansprechende Performance wird WMH Tool Group jedoch frühestens im Jahr 2006 erreichen. Diese Zuversicht ist nicht zuletzt dadurch begründet, dass die WMH Tool Group mit den Marken Jet und Wilton im amerikanischen Markt in den jeweiligen Marktsegmenten führende Positionen einnimmt. Gut entwickeln sich die Geschäfte von WMH Air Conditioning und WMH Heating.

Nun liegt also eine Woche Ferien in Griechenland vor ihm. «Eine Woche lang nicht Chef sein, sondern sich von den Bedürfnissen der Familie steuern lassen», sagt er.



Profil

Name: Hans-Peter Diener

Funktion: CEO WMH Walter Meier Holding AG, Stäfa

Geburtsdatum: 27.4.1955

Wohnort: Wilen SZ

Familie: Verheiratet, zwei Kinder

Transportmittel: BMW

Karriere

1981 Berater Arthur Andersen

1984 Jacobs Suchard, Vizedirektor

1990 Distral-Gruppe, Zürich

1991 W. Schlafhorst AG, Mitglied der Geschäftsleitung

1995 WMH, Executive Vice-President

2004 WMH, CEO

Firma

WMH Walter Meier Holding AG in Stäfa, 1937 gegründet, hat sich zu einem weltweit operierenden Konzern mit rund 700 Mio Fr. Jahresumsatz und rund 1800 Mitarbeitern entwickelt. WMH ist auf die drei Tätigkeitsgebiete Fertigungstechnik (WMH Tools), Klimatechnik (WMH Air Conditioning) und Heiztechnik (WMH Heating) fokussiert. In der Schweiz gehört WMH mit den Unternehmen Oertli Service und Vescal zu den Marktführern in den Bereichen Handel und Service von Heizungskomponenten. Die Aktien der WMH sind seit 1985 an der Schweizer Börse kotiert.