Wie sind Sie bisher mit dem Verlauf des Geschäftsjahres 2005 innerhalb der Gruppe zufrieden?

Hans-Peter Zehnder: Wenn wir das Ergebnis mit dem Rekordjahr von 2004, mit einem Umsatz von 375 Mio Euro und einem Reingewinn von 30,5 Mio Euro, vergleichen, sind wir nicht zufrieden. Wenn wir unser Abschneiden jedoch mit dem Marktumfeld vergleichen, so besteht eine relative Zufriedenheit.

Haben sich die Geschäfte in den beiden Hauptbereichen Heizkörper und Komfortlüftung bislang wunschgemäss entwickelt?

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Zehnder: Da gibt es sehr grosse Unterschiede. Bei den Heizkörpern stellen wir leider fest, dass der Gesamtmarkt in Frankreich deutlich rückläufig ist, und dies sogar im zweistelligen Prozentbereich.

Warum ist das so?

Zehnder: Weil die Binnenkonjunktur in Frankreich für das Heizkörpergeschäft derzeit sehr schwach ist. Zwar boomt der Neubau bei den Wohnungen, aber in diesem Segment werden Warmwasser-Heizkörper nur zu einem geringen Ausmass eingesetzt. Es scheint, dass hier zunehmend andere Systeme verwendet werden, insbesondere Klimatisierungsanlagen nach dem heissen Sommer 2004.

Ist das mit ein Grund, weshalb in Frankreich die Produktionskapazität reduziert wird?

Zehnder: Ja, das ist richtig. Wir haben zu Beginn dieses Jahres beschlossen, in Frankreich die Produktionskapazität zu reduzieren und dabei rund 100 Stellen abzubauen.

Und wie sieht die Situation auf dem Markt in Deutschland aus?

Zehnder: Hier müssen wir leider alle Jahre wiederum feststellen, dass der Umsatz rückläufig ist. Und dieses Minus können wir mit jenen in den andern gut laufenden Märkten nicht kompensieren.

Gibt es innerhalb der Gruppe in Europa beim Heizkörpergeschäft wesentliche Unterschiede bei der Umsatzentwicklung?

Zehnder: Ja, im Gegensatz zu den beiden Hauptmärkten Deutschland und Frankreich läuft das Geschäft in den restlichen Märkten immer noch recht gut. In England sind wir mit der Geschäftsentwicklung zufrieden, und in den Benelux-Ländern sind wir beim Umsatz ganz leicht unter dem Vorjahr. Ein Wachstum registrieren wir derzeit noch in Südeuropa und in Osteuropa sowie auf den Exportmärkten.

Welche Länder bieten beim Heizkörpergeschäft in Europa heute die lukrativsten Märkte?

Zehnder: Da der Umsatzkuchen insgesamt kleiner geworden ist, sind auch die Margen in fast allen Ländern relativ gedrückt, weil auch alle Mitbewerber auf die so genannt lukrativen Nebenmärkte ausweichen. Von lukrativen Märkten kann man nicht mehr sprechen.

Und wie entwickeln sich die Märkte für Heizkörper in Osteuropa?

Zehnder: In Polen, wo wir Heizkörper für die west- und osteuropäischen Märkte produzieren, ist der Markt zurzeit rückläufig. Dennoch wächst unser Umsatz, auch in anderen östlichen Ländern, insbesondere in Russland.

Wie präsentiert sich die Marktsituation im Fernen Osten?

Zehnder: Auch in China hat sich das bisher bekannte Bild des wachsenden Marktes stark geändert. In den letzten zwei bis drei Jahren stellen wir leider fest, dass die Konkurrenz vor Ort schneller wächst als der Markt. Es sind vor allem inländische Konkurrenten, welche unsere Produkte kopieren und uns so das Leben sehr schwer machen. Zudem spielt auch das Kreditgeschäft der Banken eine wesentliche Rolle, haben doch die vielen «faulen» Kredite zu einer sehr restriktiven Kreditpolitik in China geführt. Das Resultat: Unsere Kunden haben grosse Mühe, für ein Bauprojekt noch einen Kredit zu erhalten.

Welche Rolle spielen heute die Qualität und das Design?

Zehnder: Eine gute Qualität ist eine produktionstechnische Grundvoraussetzung, um überhaupt noch erfolgreich agieren zu können. Neben dem Lieferservice spielt heute das Design eine zentrale Rolle. Zudem kommt es zwischen den zahlreichen Anbietern je länger, je mehr zu einem Wettlauf um neue Produkte und Formen. Das gilt insbesondere für den Bad- und Wohnbereich.

Worin bestehen beim Heizkörpermarkt die grössten Herausforderungen in den nächsten Jahren?

Zehnder: In Westeuropa, wo die Märkte heute weit gehend gesättigt sind, besteht der wesentliche Challenge für das Management und den Verkauf darin, eine Balance zwischen guter Qualität, gutem Service und trotzdem günstiger Kostenbasis zu finden und zu halten. Die zweite Herausforderung besteht für uns als Lieferant darin, dem Druck unserer Absatzkunden, vor allem den Grosshändlern, welche sich immer mehr konzentrieren und eine Einkaufs-Marktmacht darstellen, zu widerstehen.

Wie hat sich bisher der zukunftsträchtige Markt der Komfortlüftung entwickelt?

Zehnder: Wir sind nach dem Vertriebsstart dieser Systeme im Jahr 2000 mit der Geschäftsentwicklung sehr zufrieden, konnten wir bislang doch jährlich zweistellige Wachstumsraten verzeichnen. Diese Feststellung gilt vor allem für unsere vier Hauptmärkte Holland, Belgien, Deutschland und der Schweiz. In Holland stellen wir zwar in diesem Jahr eine leichte Rezession fest, dennoch sind wir mit dem Absatz sehr zufrieden. Wir stellen zudem mit Freude fest, dass der Trend zur Komfortlüftung ungebremst ist.

Welche Rolle hat der Erwerb der niederländischen Storkair für die Sparte Komfortlüftung gespielt?

Zehnder: Der Erwerb des marktführenden Unternehmens hat uns eine gute Startbasis für die Expansion in diesem in der Zukunft immer wichtiger werdenden Marktsegment geschaffen. Dank der starken, europaweiten Vertriebsorganisation haben wir die Chance, dieses Geschäft aus eigener Kraft erfolgreich weiterzuentwickeln.

Was für eine Marktposition hat die Zehnder-Gruppe in diesem Marktsegment inne?

Zehnder: In Holland, Belgien und in der Schweiz sind wir ganz klar der Marktführer. In Deutschland ist der Markt für Komfortlüftung dagegen noch sehr fragmentiert und unterentwickelt. Trotzdem tummelt sich bereits eine Vielzahl von Anbietern auf diesem lokalen Markt.

Welches sind derzeit die interes-santesten Märkte für Komfortlüftung in Europa?

Zehnder: Das sind jene Märkte, wo die Technologie der kontrollierten Wohnungslüftung im moder-nen Bauen Einzug gefunden hat und diese Systeme daher auf dem lokalen Markt stark nachgefragt werden. Das sind derzeit die vier erwähnten Hauptmärkte. Aber auch in England steigt dank einem neuen Gesetz das Interesse für diese Technologie.

Wird der Markt für Komfortlüftung nicht durch den Trend zum nachhaltigen und Ressourcen schonenden Bauen positiv beeinflusst?

Zehnder: Aus meiner Sicht gibt es heute zwei Markttreiber. Das ist zum einen der ökologische Aspekt, also der Trend zum ökologischen Bauen, verbunden mit den ökonomischen, das heisst der Möglichkeit zum Geld sparen beim teurer werdenden Heizöl und Erdgas. Der andere Treiber ist der verstärkte Wunsch von Haus- und Gebäudebesitzern nach sauberer Luft in den Arbeits- und Wohnräumen.

In der Schweiz sind vor allem die Minergie-Bauten stark im Trend. Wie wirkt sich dies auf den Absatz von Komfortlüftungen aus?

Zehnder: Dies wirkt sich klar positiv auf den Absatz aus. Der Trend zu Minergie-Bauten hat sich erfreulicherweise ohne gesetzlichen Zwang, sondern auf völlig freier Basis über einen Verein, der diesen Baustandard fördert, positiv entwickelt.

In Deutschland sind Passiv- und Niedrigenergiehäuser hoch im Kurs. Hat dies die Umsatzentwicklung positiv beeinflusst?

Zehnder: Die extreme Bauweise des Passivhauses wird sich wegen der starken Isolation nur schwer durchsetzen. Dagegen hilft uns natürlich der Trend hin zu Niedrigenergiehäusern auch beim Absatz unserer Produkte in Deutschland.

Im Bereich der Komfortlüftung buhlt eine Reihe von Anbietern um die Gunst der Käuferschaft. Wollen Sie ihre Marktanteile auf den nationalen Märkten durch Akquisitionen erhöhen?

Zehnder: Unser Primat gilt dem internen Wachstum. Wenn aber der Markt wächst und so fragmentiert ist wie in Deutschland, dann ist auch die Akquisition ein zweiter Wachstumsweg. Diesbezüglich beobachten wir den Markt genau.

Aber eine aktuelle Akquisition ist nicht in der Pipeline?

Zehnder: Nein, im Moment nicht.

Seit gut sieben Jahren produziert Zehnder auf der Basis eines Joint Venture auch in China Heizkörper. Wie hat sich das China-Geschäft inzwischen entwickelt?

Zehnder: Die ersten zwei Jahre galten dem Aufbau des Geschäftes. Danach folgten absatzmässig drei sehr erfreuliche Jahre. In den letzten zwei Jahren ist das Business wegen der zunehmenden Konkurrenz deutlich härter geworden. Richtig gutes Geld zu verdienen, ist deshalb schwierig geworden.

Wie schätzen Sie die Aussichten für die beiden Märkte, Heizkörper und Komfortlüftung, ein?

Zehnder: Die Aussichten im Heizkörpermarkt sind aus heutiger Sicht eher gedämpft. Die Marktentwicklung in den Hauptmärkten Deutschland und Frankreich wird schwierig bleiben. In China lautet das Motto «Marktposition halten». Die Aussichten für die Komfortlüftung beurteilen wir als viel versprechend. Wir erwarten jährliche Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich.



Der Weitsichtige: Steckbrief

Name: Hans-Peter Zehnder

Funktion: CEO Zehnder Group

Alter: 51

Wohnort: Meisterschwanden

Zivilstand: Verheiratet

Ausbildung: Universität St. Gallen

Karriere

1985 Eintritt in die Gruppenleitung der Zehnder Group

1985-1988 Leiter der Sparte Messgeräte

1988-1993 Leiter der Sparte Heizkörper

Seit 1993 Verwaltungsratspräsident und Vorsitzender der Gruppenleitung

Firma: Zehnder Group

Die Zehnder Group zählt weltweit zu den führenden Anbietern von Heizkörpern und gilt zudem in einigen westeuropäischen Ländern als Marktleader für Systeme zur Komfortlüftung. Das Unternehmen mit Sitz in Gränichen realisierte im Rekordjahr 2004 mit insgesamt 2530 Beschäftigten einen Umsatz von 375 Mio Euro. Die Gruppe betreibt insgesamt acht Produktionsstätten in Europa und Übersee sowie weltweit 14 Verkaufsgesellschaften. Hauptabsatzmarkt ist Europa. Daneben engagiert sich die Zehnder Group seit Jahren in China und in Nordamerika.