Antoine Hubert, CEO der Schweizer Medien- und Spitalgruppe Agen, ist bereit für den Bieterkampf um Hirslanden. Hubert möchte die grösste Schweizer Privatklinikgruppe unbedingt übernehmen. «Wir wären bereit, für Hirslanden 1,5 bis 2 Mrd Fr. zu bezahlen», sagt er gegenüber der «Handelszeitung». Agen diskutiere deshalb bereits mit in- und ausländischen Immobilienfonds sowie mit Private-Equity-Unternehmen wie Carlyle oder Apax Partners, um eine entsprechende Offerte auszuarbeiten. Ein möglicher Partner wäre auch die Genfer Firma Unigerim. Diese besitzt die Gebäude und Landflächen der Agen-Kliniken. Hubert amtiert als deren Präsident.



Geschäft vor dem Abschluss



Hirslanden ist seit fünf Jahren im Besitz der britischen Investmentgesellschaft BC Partners. Diese hatte die Spitalgruppe der UBS für 930 Mio Fr. abgekauft. Schon seit geraumer Zeit wird spekuliert, dass BC Partners Hirslanden wieder abstossen möchte. Und zwar für 3,6 bis 4 Mrd Fr. Im Februar 2007 hat die britische Bank Rothschild von BC Partners den Auftrag erhalten, Käufer für Hirslanden zu suchen.

Laut Kennern der Spitalgruppe scheint das Geschäft nun vor dem Abschluss zu stehen. Fünf oder sechs Due-Diligence-Prüfungen seien am Laufen. BC Partners war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Hirslanden-Kommunikationschef Urs Brogli gab zum nahenden Besitzerwechsel keinen Kommentar ab. Hirslanden rechne aber damit, bald verkauft zu werden, sagte er. Denn Private-Equity-Gesellschaften wie BC Partners würden in der Regel versuchen, ihre erworbenen Objekte nach einem Zeitraum von fünf Jahren wieder zu veräussern.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Spin-off für «L'Agefi»?



Agen-Chef Antoine Hubert rechnet sich gute Chancen aus, den Zuschlag zu erhalten. Erstens habe er bereits 2006 den Kontakt zu BC Partners gesucht. Damals sei Hirslanden aber noch nicht zum Verkauf gestanden. Zweitens wäre die Akquisition auch aus unternehmerischer Sicht sinnvoll. Es würde eine starke Schweizer Privatspitalgruppe entstehen, die auch für Investoren genügend Anreize bieten könnte. Laut Hubert würde dann auch die bisher selbstständige Berner Klinik Sonnenhof AG mit ihren Kliniken Sonnenhof und Engeried mit dem neuen Unternehmen zusammenarbeiten.



Falls Agen den Zuschlag erhält, würde sich die Holding ein neues Geschäftsmodell geben. Hubert möchte sein Unternehmen dann vollständig auf den Spitalbereich fokussieren. Die Mediensparte, unter anderem die Westschweizer Wirtschaftstageszeitung «L'Agefi», würde er dann aller Wahrscheinlichkeit nach abgeben. Als Möglichkeit dafür nennt er unter anderem einen Spin-off und ein Joint Venture.

Dass der Verkauf von Hirslanden bevorsteht, zeigt sich auch im Gespräch mit einigen der rund 650 Lieferanten. Diese haben in den letzten Wochen eine gewisse Ratlosigkeit bei der Spitalgruppe bemerkt. Sie berichten, dass Verhandlungen verschoben und Verträge nicht erneuert werden, weil man nicht wisse, welche Pläne die neue Besitzerin von Hirslanden habe. Das Unternehmen selbst bestreitet dies.

Direktoren verlegen Wohnsitze



Hirslanden-Sprecher Urs Brogli hält sich bedeckt zu den Zukunftsplänen des Unternehmens. Robert Bider, CEO der Spitalgruppe, äusserte mehrmals die Vision einer europäischen (börsenkotierten) Privatklinikgesellschaft.

Profitieren vom Verkauf würde auch das Management um Robert Bider, Finanzchef Reto Heierli und Chief Operating Officer Joseph Roth. Denn sie sind am Unternehmen finanziell beteiligt. Die mit der Transaktion verbundenen Gewinne wären mit Abgaben an die Steuerbehörden verbunden. Wohl um diese zu reduzieren, haben sie kürzlich ihre Wohnsitze in den Kanton Zug verlegt. Dies zeigen Einträge im Handelsregister.

-----

Spitalgruppen: Zusammenschluss würde Sinn machen



Hirslanden

Die schweizweit grösste Privatspitalgruppe betreibt 13 Kliniken in Aarau, Basel, Bern, Cham, Heiden , Lausanne, Luzern, Schaffhausen und

Zürich. 2005 wurde mit 4500

Angestellten ein Umsatz von 824 Mio Fr. erzielt (die Zahlen von 2006 sind noch nicht bekannt).

Agen

Die börsenkotierte Gruppe ist Herausgeberin der Wirtschaftszeitung «L'Agefi» und betreibt vier Kliniken in Genolier bei Nyon, Glion sur Montreux, Freiburg und Lausanne. Die 579 Mitarbeiter erzielten 2006 einen Umsatz von 9,5 Mio Fr.

Übernahme

Der Kauf von Hirslanden durch Agen würde Sinn machen, da dadurch eine starke inländische Privatklinikkette entstünde. «Die ideale Grösse für eine Schweizer Privatklinikgruppe umfasst 20 bis 25 Kliniken in mindestens 15 Kantonen», sagt Agen-CEO Antoine Hubert.