Das hat kaum jemand erwartet: Das deutsche Bundeskartellamt hegt grössere Bedenken gegen die Übernahme des dänischen Hörgeräteherstellers GN Resound durch Phonak. Gemäss den Behörden würde der Zusammenschluss in Deutschland zur «kollektiven marktbeherrschenden» Stellung von Phonak und seinen Konkurrenten führen. Laut der Bank Vontobel hat Siemens dort einen Marktanteil von 30%, Phonak von 25%, William Demant von 20% und GN Resound von 8%. Zusammen ergibt dies einen Marktanteil von rund 80%.

Diese behördliche Abmahnung bedeutet aber nicht, dass die Akquisition unmöglich ist. Sie wird allerdings schwieriger und verzögert sich. Eigentlich wollte CEO Valentin Chapero und Finanzchef Oliver Walker die Übernahme bis Mitte 2007 abschliessen. Phonak hat für GN Resound 3,3 Mrd Fr. geboten. Das Kartellamt wird seine definitive Entscheidung bis spätes-tens Mitte April bekannt geben.

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«Zusätzliche Massnahmen»

Sowohl Phonak als auch die Muttergesellschaft von GN Resound, das dänische Unternehmen GN Store Nord, wollen nun mittels «zusätzlicher Massnahmen» versuchen, den Kauf doch noch bewilligen zu lassen. Eine denkbare Variante ist beispielsweise, dass Phonak auf den Kauf des deutschen Hörgeräteunternehmens Interton verzichtet, welches zu GN Resound gehört und im Zuge der Akquisition ebenfalls übernommen werden würde. Siemens und William Demant würden in diesem Fall aber kaum eine Offerte für Interton abgeben, da die kartellrechtlichen Bedenken bezüglich der grossen Marktanteile bestehen bleiben würden. Hinzu kommt, dass sowohl Siemens als auch William Demant zwar aktiv an der Konsolidierung der Hörgerätebranche teilnehmen möchten, aber ebenso viel auf das jeweilige organische Wachstum setzen (siehe auch «Handelszeitung» Nr. 12 vom 21. März 2007).

Die Konkurrenten könnten aber davon profitieren, dass bei Phonak nun weitere Managementkapazitäten für die Übernahme benötigt werden. Und entsprechend im Tagesgeschäft fehlen werden.

Für Phonak könnte sich die Verzögerung sogar als Chance erweisen: Weil GN Store Nord ihre Hörgerätesparte verkaufen will, könnte das Unternehmen zu einem Preisnachlass bereit sein. GN Store Nord verneinte dies aber gegenüber der Agentur Dow Jones.

Seit Beginn dieser Woche verlor die Aktie von Phonak rund 4% auf zuletzt leicht über 91 Fr. Der Grundtenor der Analysten besagt, dass sich die Übernahme von GN Resound zwar erschwere, aber nicht verunmöglicht worden ist. Die Deutsche Bank senkte ihr Preisziel von 93 auf 88 Fr. und rechnet mit einem Rückschlagspotenzial von 5% bis 10% für die Aktie beim Verbot der Übernahme.