Fast eine Million pro Woche. Oder mehr als 600-mal den durchschnittlichen Lohn in der Schweiz von gut 78'000 Franken. So viel hat Jan Jenisch (59), VR-Präsident von Holcim und bis April 2024 auch CEO des Baustoffproduzenten, im letzten Jahr erhalten – zumindest gemäss der Schweizerischen Stiftung für eine nachhaltige Entwicklung (Ethos). Die konkret genannte Summe: 48 Millionen Franken.

Wie kommt Ethos auf diese Zahl? Im März 2020 erhielt Jenisch ein grosszügiges Aktienpaket. Dieses wurde nun – fünf Jahre später – definitiv übertragen. Die total 674'243 Aktien sind laut Ethos nun 36,6 Millionen Franken wert. Der deutsche Manager kassiert unter anderem richtig ab, weil sich der Aktienkurs seither verdreifacht hat. Holcim bewertete das Paket bei der Zuteilung im Geschäftsbericht 2020 mit 890'001 Franken.

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Ethos stellt sich gegen Vergütungsantrag

Neben einem weiteren definitiv übertragenen Aktienoption aus dem Jahr 2022 kommen gemäss Ethos ein Grundlohn von 600'000 Franken und ein Bonus von 1,3 Millionen Franken für die viermonatige Tätigkeit als CEO hinzu. Als Verwaltungsratspräsident für die übrigen acht Monate soll Jenisch zwei Millionen Franken erhalten haben. Die Aktionärsvereinigung hält mit Kritik nicht zurück: «Die variable Vergütung von Jan Jenisch entspricht dem 25-fachen seines Grundgehalts als CEO und erreicht damit ein inakzeptables Niveau.» Ethos empfiehlt den Aktionären deshalb, die Vergütungsvorschläge von Holcim abzulehnen.

Ein Holcim-Sprecher weist die Ethos-Berechnungen zurück: «Der Wert dieses Optionsprogramms wurde von Ethos falsch dargestellt, da es sich um ein rollierendes Fünfjahresprogramm handelt, das die Rekordleistung über einen Zeitraum von fünf Jahren widerspiegelt und keine jährliche Vergütung darstellt», sagte er zur Nachrichtenagentur AWP.

An der anstehenden Generalversammlung steht ein weiteres wichtiges Traktandum an. Holcim will sein Nordamerikageschäft in eine eigenständige Gesellschaft mit dem Namen Amrize ausgliedern. Jenisch soll dort die Doppelrolle aus CEO und Präsident übernehmen. Für seine Nachfolge schlägt Holcim Kim Fausing vor, der seit 2020 im Verwaltungsrat sitzt und unter anderem CEO des Industriekonzerns Danfoss Group ist. «Wir sind der Ansicht, dass diese Aufgabenbelastung zu hoch ist, um sich ausreichend auf seine Rolle als Holcim-Präsident konzentrieren zu können», schreibt Ethos. Fausing sei als neuer VR-Präsident also abzulehnen.