Hotelplan-Chefin: So wird sich das Reisegeschäft erholen

Wohin geht Ihre nächste Reise? Geschäftlich oder privat? Wir nehmen beides, Business, Leisure. Und auch Bleisure. Meine nächste geschäftliche Reise geht nach Deutschland, an ein Offsite-Meeting mit unserer Tochtergesellschaft Vtours in der Nähe von München. Meine nächsten Ferien verbringe ich in den Schweizer Bergen zum Skifahren. Wenn ich länger Zeit hätte und meine Kinder schon älter wären, würde ich jetzt nach Südamerika reisen, in die peruanische Ruinenstadt Machu Picchu. Weil es dort aktuell so wenig Leute hat? Genau. Vor eineinhalb Jahren waren wir in Venedig. Das war sehr speziell, weil die Stadt so leer war. Wohin gehen Sie in die Schweiz? Ins Glarus, nach Braunwald. Den Zigerschlitz in Ehren – aber im tiefsten Herzen wollen Sie eigentlich lieber weiter weg? Ich würde gerne an eine Ferndestination reisen, wo in gewöhnlichen Jahren viele Leute sind, jetzt aber eben nicht. Neben dem Machu Picchu in Peru sind derzeit auch Petra in Jordanien oder der Kilimandscharo in Tansania sehr zu empfehlen. Die traurige Wahrheit ist, dass Sie erst dann hinreisen können, wenn es auch alle anderen wieder tun. Diese Destinationen sind derzeit alle mit PCR-Test bereisbar. Aber meine Kinder sind noch etwas klein dafür. Ich gehe gerne immer wieder an unbekannte Orte, entdecke Neues, und reise, wenn immer möglich, auch gern weiter weg. Die Hotelplan-Chefin Name: Laura Meyer Funktion: Chefin Hotelplan Group Alter: 40 Familie: verheiratet, zwei kleine Kinder Ausbildung: Jura-Studium / Master of Law Universität Zürich und Universidad de Deusto, Spanien; Insead-MBA in International Business in Singapur und Fontainebleau, Frankreich Karriere: Seit 2021: CEO Hotelplan Group 2018 bis 2020: Verwaltungsrätin Hotelplan Group 2015 bis 2020: verschiedene Funktionen bei UBS, zuletzt Head of Digital Distribution & Analytics 2014 bis 2015: Head of Key Account Management, Sales Strategy & Processes NZZ Media Group 2007 bis 2013: Unternehmensberaterin bei McKinsey mit Stationen u. a. in Zürich, Amsterdam, Dubai und Johannesburg Ein oft gehörtes Bonmot zum Zustand der Reisebranche: Das Licht am Ende des Tunnels ist sichtbar, aber der Tunnel wird immer länger. Können Sie überhaupt irgendetwas tun, um den Tunnel zu verkürzen? Der Tunnel ist so lange, wie man ihn empfindet. Kunden, die mit uns in die Ferien fahren, kehren total begeistert zurück. Für sie fühlt sich dieser Tunnel bereits etwas kürzer an. Die Reisebranche kann die Pandemie nicht beenden, aber sie kann uns helfen, diese besser zu überstehen. Reisen ist Balsam für die Seele und daher sollten die Menschen heute und jetzt in die Ferien. Die Inzidenzen sind ja fast überall tiefer als bei uns. Seit dem 22. Januar brauchen Geimpfte und Genesene immerhin keinen PCR-Test mehr vor der Ein- oder Rückreise in die Schweiz. Ist das der finale Gamechanger? Das ist enorm wichtig und ich bin froh, dass das BAG so entschieden hat. Die Buchungszahlen für Frühling und Sommer waren aber schon zuvor durchaus erfreulich. Ich denke, die Menschen haben ein Stück weit gelernt, mit der Pandemie zu leben. Trotz gewissen Einschränkungen macht Reisen immer noch unheimlich Spass, das haben mehr und mehr unserer Kundinnen und Kunden realisiert. Wie sehr hat die Ankündigung des Testpflicht-Wegfalls Ihren Buchungseingang beflügelt? Wir haben das gleich nach der entsprechenden Ankündigung stark gemerkt und spüren seither ein deutliches Anziehen der Buchungen, des Traffics auf der Website und in unseren Reisebüros. Vor allem Mittelmeer-Destinationen profitieren stark davon. Der Eingang von Neubuchungen bei Hotelplan Suisse liegt schon beinahe auf dem Niveau von 2019. Trotz der nun schon zweijährigen Dürre wirken Sie relativ entspannt. Wo rangiert Frau Meyer auf der Corona-Frust-Skala zwischen eins und zehn? Es wäre nicht gut, wenn ich frustriert wäre. Die Pandemie zieht sich in die Länge. Das ist vor allem für unsere Mitarbeitenden belastend. Anstatt dass sie die schönsten Ferien für die Kundinnen und Kunden organisieren können, müssen sie Umbuchungen vornehmen, wenn der Bundesrat entscheidet, eine Quarantäne einzuführen. Dann arbeiten sie auch übers Wochenende. Jetzt kommen sie doch noch, die üblichen Klagen. Wir sind jetzt schon lange in dieser Pandemie und haben gelernt, damit umzugehen. Ich bin ich stolz, wie schnell und reibungslos das inzwischen klappt, wenn wieder etwas geschieht. Wir sind an einem besseren Ort als vor einem Jahr. Omikron wäre unnötig gewesen, aber es war leider auch zu erwarten – und am Ende bringt es uns dem Tunnelausgang sogar ein grosses Stück näher. Die aktuellen Buchungszahlen für das Gesamtjahr sind aber viel besser als vor einem Jahr. Wie viel besser? Der Buchungsstand der Gruppe ist knapp dreimal besser. Wir haben im Markt England schon jetzt mehr Umsatz realisiert als über das gesamte letzte Jahr. Wir haben immer noch Unsicherheiten, aber insgesamt bin ich optimistisch. Wie hat Omikron die Hotelplan-Gruppe getroffen? In allen Geschäften führte Omikron zu Buchungsrückgängen, Annullationen und Mehraufwand pro Buchung. Der Airline-Dachverband Iata geht davon aus, dass das internationale Reiseverhalten erst 2025 wieder auf den Stand von 2019 zurückkommt. Was sagt Ihre Kristallkugel? Die habe ich leider nicht. Und es kommt immer auch auf die jeweilige Sparte an. In der Hotelplan-Gruppe rechnen wir im Ferienwohnungsgeschäft schon 2022 mit einer vollständigen Erholung. Für Mittelmeerdestinationen rechnen wir 2023 damit, für Langstrecken 2024. Der Geschäftsreisemarkt wird wohl nie mehr auf das Volumen von 2019 zurückfinden, dank unseren zahlreichen Neukundengewinnen sind wir aber trotzdem optimistisch für unsere Geschäftsreisespezialisten. Nähren sich Ihre Prognosen aus Marktwissen oder aus Optimismus? Wir arbeiten mit verfügbaren Zahlen, Szenarien und Annahmen. Und mit den Erfahrungen der letzten zwei Jahre. Was wir sehen: Wir gewinnen viele Neukunden, unser Marktanteil wächst. Die Neukunden – sind das Leute, die bisher alles selber online buchten und nun ins Reisebüro kommen? Das ist absolut der Fall. Kunden geben uns das Feedback, dass die Zeiten unsicherer sind und sie den Service brauchen. Sie wünschen sich jemanden, der rund um die Uhr das Telefon abnimmt und dann auch hilft. Und nicht jemanden, der irgendwo in einem Callcenter sitzt und einen zwei Stunden warten lässt. Es gibt einige Kunden, die früher alles einzeln gebucht haben, aber jetzt froh sind, wenn sich jemand von unseren Mitarbeitenden rasch um die Bedürfnisse kümmern kann. Dieser Service kostet aber auch dementsprechend ... Das ist es den Leuten wert. Einige haben in den letzten zwei Jahren viel Geld verloren, weil sie ein Hotel übers Internet gebucht haben und bei Ankunft feststellen mussten, dass das Haus schon geschlossen war. Der Flug liess sich dann online aber nicht mehr umbuchen. Wir sind stolz darauf, dass wir in diesen Zeiten beweisen konnten, für was wir stehen; kein Kunde hat mit uns Geld verloren während der Pandemie! Seit Sie diesen Job machen, herrscht Dauerkrise. Hotelplan musste auch Leute abbauen. Wird es zu einem weiteren Job-Abbau kommen? Wir haben 2020 sehr schnell grössere Restrukturierungen vorgenommen. Das war schmerzhaft, aber sehr wichtig. Das war für uns ein Vorteil, dass wir das so schnell und konsequent gemacht haben. Seither haben wir keine grösseren Restrukturierungen mehr vorgenommen und es ist auch kein weiterer Abbau vorgesehen. Natürlich können Sie entspannt sein, denn hinter Hotelplan steht die Migros mit ihrem grossen Portemonnaie. Lässt sich Hotelplan ohne Migros denken? Wir sind sehr dankbar, dass wir Migros als Aktionärin haben. Momentan, aber auch sonst. Die Migros ist eine Besitzerin, die langfristig denkt und gute Werte vertritt. Andere Reiseveranstalter könnten es Ihnen neiden, dass Sie einen Big Spender im Hintergrund haben. Für die jetzige Situation möchte ich darauf hinweisen, dass wir ein Unternehmen sind, welches keine À-fonds-perdu-Beiträge vom Staat genommen hat. Migros hat entschieden, selber für die Verluste aufzukommen. Wir hätten in der Schweiz schwarze Zahlen geschrieben, wenn wir diese À-fond-perdu-Beiträge in Anspruch genommen hätten. Im Geschäftsjahr 2020/21 ist der Hotelplan-Umsatz um 15 Prozent gesunken. Wie zufrieden sind Sie mit damit? Aus finanzieller Sicht ist dieser Umsatz natürlich nicht erfreulich. Angesichts der Umstände mit den sich immer wieder ändernden Einreisebestimmungen und der Tatsache, dass sowohl bei Geschäftsreisen als auch bei Hotelplan UK so gut wie kein Geschäft möglich war, können wir mit diesem Umsatz zufrieden sein. Das Resultat ist viel besser als im Vorjahr. Im Jahr zuvor fiel das Betriebsergebnis mit einem Minus von 117 Millionen Franken aus. Wohin geht der Trend für 2020/21? Trotz dem geringeren Umsatz ist das Gesamtergebnis gegenüber dem Vorjahr deutlich besser ausgefallen. Wir haben unsere Hausaufgaben bei den Kosten gemacht und das mögliche Geschäft insbesondere im Sommer realisiert und sehr gut gesteuert. Hotelplan legt Wert auf Nachhaltigkeit. Da erstaunt es, dass das Unternehmen den Kunden kürzlich per Mail Weekend-Reisen nach Paris per Flugzeug schmackhaft machen wollte. Wäre es Ihnen ernst mit dem Klimaschutz, würden Sie solche Destinationen nur noch per Bahn anbieten. Da haben Sie einen Punkt. Wir arbeiten daran, das in Zukunft primär mit Zug anzubieten. Wunderbar. Konsequenter wäre es, wenn Hotelplan für nahegelegene europäische Festland-City-Destinationen nur noch die An- und Rückreise per Bahn anbieten würde. Das hätte etwas Moralisierendes. Vergleichen wir es mit dem Verkauf von Fleisch. Ein Supermarkt könnte auf den Verkauf von Fleisch verzichten. Aber deswegen essen die Leute ja nicht weniger Fleisch. Besser ist doch, Alternativen zu Fleisch anzubieten und Transparenz auf den Fussabdruck zu geben. Der Kunde soll selber entscheiden – und wir zeigen ihm die Möglichkeiten auf, auch per Klima-Kompensation. Die Klima-Kompensation ist doch ein reiner Ablasshandel fürs persönliche Karma. Der Schritt mit einer sinnvollen Beschränkung der Transportmittel wäre radikaler und ehrlicher. Wir arbeiten in der Schweiz mit der Plattform Myclimate zusammen. Das ist eine nach Goldstandard zertifizierte Organisation, der wir vertrauen. Aber klar, nicht zu konsumieren verursacht weniger CO2. Mein Kaffee, meine Kleider – alles hinterlässt einen Footprint. Jeder muss für sich entscheiden, wo eine Reduktion in Frage kommt. Wir haben uns als erstes Unternehmen in der Schweiz für die Glasgow-Declaration on Climate Action in Tourism ausgesprochen: Nachhaltigkeit ist eine strategische Priorität für uns und deshalb investieren wir in diesem Gebiet. Übrigens orientieren wir uns an den 17 Nachhaltigkeitszielen der UNO, da ist Klimaschutz ein Teil davon, aber auch soziale und ökonomische Ziele sind enthalten. Der Tourismus verantwortet 10 Prozent des globalen BIP und hat unter anderem signifikant zur Reduktion der Armut und Gleichstellung der Frauen weltweit beigetragen. Einfach wäre auch ein anderer Schritt im boomenden Ferienwohnungsgeschäft. Interhome könnte nur noch Ferienwohnungen ohne Ölheizungen anbieten. Hätten Sie Mumm dazu? Unterkünfte, die nicht unseren Kriterien entsprechen, würden einfach auf anderen Portalen weiter vermietet werden. Nur die Guten auf dem Papier zu sein, aber keinen wirklichen Impact auf den CO2-Austoss zu haben, ist nicht meine Ambition. Ich wünsche mir, dass die Leute mit einem guten Gewissen in die Ferien gehen können. Unsere Ambition ist, dass wir Transparenz schaffen und Alternativen anbieten. Unseren Kunden entscheiden selbst, wie sie irgendwo hinkommen sollen und wie die Energieversorgung geregelt ist. Wie kommen Ihre bisherigen Umwelt-Überlegungen intern an? Ihre Leute müssen Zahlen liefern. Da stören Sustainability-Überlegungen manchmal. Auch ich muss meine Zahlen liefern. Bei einem Unternehmen mit knapp 1900 Mitarbeitenden gibt es verschiedene Meinungen. Aber es haben mir viele gesagt, dass sie stolz darauf sind, dass wir uns ehrlich um das Thema Nachhaltigkeit kümmern und dazu eine Haltung haben. Diese Ziele beruhen nicht nur auf meinem Entscheid. Wir haben das intensiv in der Konzernleitung diskutiert und verabschiedet. Sind Sie für eine Flugticketabgabe? Das kommt sehr darauf an, wie diese ausgestaltet ist: Wie hoch wird sie angesetzt? Was passiert mit den erhobenen Mitteln? Geht die Schweiz einen Sonderweg oder gibt es eine internationale Regelung? Mit Interhome haben Sie den Pionier in Sachen Immobilien-Sharing im Portfolio. Aber die ganze Welt redet von Airbnb, das einen Milliardenwert hat. Wie sehr ärgert es Sie, dass Interhome gegenüber Airbnb etwas altbacken daherkommt? Auch das Internet wurde in der Schweiz erfunden und andere machen mehr Geld damit (lacht). Im Ernst: Interhome und Airbnb sind nicht vergleichbar, es ist nicht dasselbe Geschäftsmodell. Bei Interhome nehmen wir beispielsweise auch die Zusatzarbeiten wie die Reinigung und Schlüsselhaltung ab. Aber es gibt Berührungspunkte. Airbnb ist ein wichtiger Absatzkanal für die Interhome-Objekte. Das stimmt – und ich finde Airbnb ja auch gut, sie haben enorm viel Innovation in die Branche gebracht. Ist die Hotelplan-Gruppe eigentlich fertig gebaut? Ein Unternehmen entwickelt sich immer weiter, so auch wir. Viele Touristik-Unternehmen sind angeschlagen und nun wohl günstig zu haben. Sind Sie offen für Zukäufe? Ja, wenn es strategisch Sinn macht oder das Kerngeschäft stärkt, sind wir offen für Zukäufe. Bei Ihrer Ankunft ging man davon aus, Sie seien ein Digital-Turbo. Nun degradierten Sie jüngst das digital ambitionierte Hotelplan-Projekt Bedfinder. Warum? Digital ist kein Selbstzweck. Es geht uns darum, dass wir für die Kundinnen und Kunden da sind, wo es ihnen wichtig ist und wo ein Bedürfnis besteht, dafür investieren wir auch weiterhin. Bedfinder aufzugeben und das Whitelabel-Geschäft bei Vtours zu integrieren, war ein strategischer Entscheid, der den Kunden Mehrwerte bringt und intern Synergien schafft. Ist Google ein Freund oder ein Feind? Es ist eine Mischung, ein sogenannter «Frenemy». Wird Google dereinst selber ins Reisegeschäft einsteigen und alle Hotelplans dieser Welt wegfegen? Google lebt sehr stark von Werbeeinnahmen aus der Reisebranche. Bis jetzt war das dem Konzern wichtiger als sein eigenes Travel-Business aufzubauen. Eine coole Killer-Applikation wären Reisebuchungen über Smartphone-Spracherkennung. Wann kommt das endlich? Wir arbeiten nicht daran. Bei Innovationsthemen ist mir immer wichtig zu wissen, wo und wie sich etwas schon durchgesetzt hat. Dann schauen wir es an. Bei Voice ist mir kein gutes Beispiel bekannt. Die Nummer eins im Schweizer Reisemarkt Hotelplan wurde 1935 von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler ins Leben gerufen. Was mit Reisen für Schweizerinnen und Schweizer ins Tessin begann, weitete sich über die Jahre aus. Heute zählen neben dem klassischen Badeferiengeschäft unter anderem Marken wie Interhome (Ferienwohnungen und Ferienhäuser), Travelhouse (Destinations-Spezialisten) und Vtours (Online-Reiseveranstalter) zum Unternehmen. Zudem gehören die beiden Geschäftsreiseanbieter BTA First Travel und Finass Reisen dazu und die Gruppe verfügt weiter über ein starkes England-Geschäft. Die Hotelplan-Gruppe gilt, vor DER Touristik Suisse (Kuoni) und Tui Suisse, als führende Schweizer Reiseveranstalterin. Die Pandemie hat auch der Hotelplan-Gruppe stark zugesetzt. Der Jahrgang 2019/20 war nach eigener Einschätzung das «trübste Geschäftsjahr aller Zeiten». Damals resultierte ein Umsatzverlust von 42 Prozent; Hotelplan musste im Sommer 2020 rund 425 Stellen abbauen. Im Geschäftsjahr 2020/21 betrug der verrechnete Umsatz 685 Millionen Franken, ein Minus von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 2019/20 lag der Betriebsgewinn Ebit der Gruppe bei minus 117 Millionen Franken; die Zahl fürs Geschäftsjahr 2020/21 wird im nächsten Migros-Geschäftsbericht veröffentlicht. Die Hotelplan-Gruppe beschäftigt insgesamt rund 1900 Mitarbeitende. Hotelplan muss kein First Mover sein? Nein. Nochmals: Mein Auftrag ist es, dieses Unternehmen erfolgreich weiterzuentwickeln. Da spielt Digitalisierung eine wichtige Rolle, aber genauso der Mensch. Da ziehe ich gerne einen Vergleich zum Banking. Dort macht man viele Geschäfte digital. Man möchte nicht für eine Zahlung seinen Banker anrufen müssen, aber für eine Hypothek oder grosse Anlagen vielleicht schon. Das optimale Zusammenspiel von Mensch und Maschine macht den Unterschied. 2019 übernahm Hotelplan den deutschen Online-Anbieter Vtours. Im jüngsten einsehbaren Vtours-Geschäftsbericht steht, dass die Gesellschaft «bilanziell überschuldet» sei und dass die Migros zur Vermeidung einer «insolvenzrechtlichen Überschuldung» eine harte Patronatserklärung abgegeben habe. Ist Vtours am Ende? Nein. Es geht hier um eine Formulierung, die aufgrund behördlicher Vorschriften notwendig wurde. Die bilanziell überschuldete Vtours ist quicklebendig? Die Liquidität ist durch die Migros jederzeit sichergestellt. Mit wie viel Geld muss die Migros geradestehen? Das liegt im Rahmen dessen, was in einer Pandemie passieren kann. Zahlen nennen wir nicht. Sie gehören zu den jüngsten CEO der Schweiz. Interessiert Sie das? Mein Alter ist für ein paar Themen sicherlich von Vorteil, weil ich aus einer etwas anderen Generation stamme. Ich sehe das entspannt. Sie haben in der grössten Krise übernommen: Kritiker meinten, Ihnen fehle die Erfahrung. Ich war zweieinhalb im Hotelplan-Verwaltungsrat und kannte das Unternehmen gut. Der Verwaltungsrat hatte das Gefühl, dass ich die Kompetenzen mitbringe und für diese Situation gut aufgestellt sei. Schwebt der Geist von Dutti auch heute noch über Hotelplan? Dutti ist nach wie vor eine Inspiration. Dutti war ein Disruptor, ein serial Entrepreneur. Er war innovativ, hat Sachen ausprobiert. Das sind alles Dinge, die auch heute noch zählen. Wo steht Hotelplan in zehn Jahren? Auch dann ist die Hotelplan Gruppe nach wie vor eines der führenden europäischen Reiseunternehmen, welches bekannt ist für nachhaltige Reisen und Gäste, die glücklich nach Hause kommen. Wird uns Hotelplan auch 2032 noch per Flugzeug nach Paris schicken? Ja – aber dann ist es ein emissionsfreies Flugzeug.