Die finanzielle Krise der Fluggesellschaft Germania hat auch Folgen für Schweizer Kunden. Nachdem gestern Abend bekannt wurde, dass Germania in Finanznöten ist, entschied heute der Reiseveranstalter Hotelplan Suisse, ab sofort bis auf weiteres keine Flugtickets mehr vom Schweizer Ableger Germania Flug AG anzubieten. Dies bestätigte Hotelplan-Suisse-Sprecherin Prisca Huguenin-dit-Lenoir gegenüber der «Handelszeitung». «Wir haben uns entschieden, den Einzelplatzverkauf bis auf weiteres zu stoppen», so die Sprecherin. Wer dennoch ein Ticket kaufen wolle, könne dies aber auf eigenes Risiko machen.

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Nach Angaben von Hotelplan Suisse gibt es keine Verträge zwischen Hotelplan Suisse und Germania Flug AG für feste Kontingente auf Germania-Flug-AG-Flügen. Daher sei Hotelplan Suisse auch nicht direkt von der Krise betroffen. Die Airline und Hoteplan hatten sich in den vergangenen Jahren bis vor Bundesgericht gestritten, es ging bei der 85-Millionen-Franken-Klage um die Durchführung von Charterflügen. Die Airline konnte sich nicht durchsetzen. Zuletzt hatten sich die beiden Parteien wieder angefreundet. Die Germania Flug AG und Hotelplan Suisse hatten die Zusammenarbeit wieder aufgenommen. Germania-Flug-AG-Flüge waren über Buchungssysteme von Hotelplan Suisse zu kaufen.

Germania hatte gestern mittgeteilt, mehrere Finanzierungsoptionen zu prüfen, um den kurzfristigen Liquiditätsbedarf zu sichern. «Es geht dabei um die zentrale Frage, wie wir als mittelständisches Unternehmen auch weiterhin in einem Marktumfeld schlagkräftig bleiben, das von Fluggesellschaften mit konzernähnlichen Strukturen geprägt ist.» Beim Flugbetrieb soll es allerdings keine Einschränkungen geben, der Ticketverkauf ist auf der Webseite weiter möglich.

Zuvor hatte das Aviatik-Portal «Aerotelegraph» gemeldet, dass die deutsche Airline Germania erhebliche finanzielle Schwierigkeiten habe. Bis zum 27. Dezember 2018 habe die  Fluggesellschaft 20 Millionen Euro gebraucht, um weiterfliegen zu können. Sogar der Verkauf der Germania-Gruppe oder Teile davon stehe zur Diskussion.

Von Zürich an Feriendestinationen

Germania ist auf das Ferienfluggeschäft spezialisiert und fliegt pro Jahr rund 4 Millionen Passagiere. Sie hat 37 Flugzeuge (im Sommer 2018) im Einsatz. Das Streckennetz umfasst mehr als 60 Ziele in Europa, Nordafrika sowie im Nahen und Mittleren Osten. Germania ist am Flughafen Zürich mit der Germania Flug AG vertreten. Die Gesellschaft mit Sitz in Glattbrugg wurde im August 2014 gegründet und bedient seit ihrem Erstflug im März 2015 Feriendestinationen zum Beispiel in Spanien und Ägypten sowie Ziele in der Balkanregion.

Zuletzt hatte Germania Flug, die zu 40 Prozent zu Germania gehört, ihr Angebot in der Schweiz erweitert und angekündigt, bestehende Ziele öfter anzufliegen sowie neue Routen ins Programm genommen. Für das anvisierte Wachstum versprach Germania Flug, in der Schweiz eine fünfte Maschine in die Flotte aufzunehmen.

Massive Kerosinpreissteigerungen

In der Germania-Medienmitteilung hiess es zudem, dass die europäische Luftfahrtbranche vor grossen Herausforderungen stehe. «Unvorhersehbare Ereignisse wie massive Kerosinpreissteigerungen über den Sommer des vergangenen Jahres bei gleichzeitiger Abwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar, erhebliche Verzögerungen bei der Einflottung von Fluggerät sowie eine aussergewöhnlich hohe Anzahl technischer Serviceleistungen an unserer Flotte waren für unser Unternehmen grosse Belastungen», so Germania.

Ein Sprecher des Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) teilte am Mittwochvormittag mit, dass das Bazl in Sachen Germania Flug AG nun «ganz genau hinschaue», wie es mit der Finanzlage aussehe. Da die Germania Flug AG in der Schweiz ein AOC (Air Operator Certificate) besitzt, ist das Bazl für die Überwachung dieses Luftverkehrsbetreiberzeugnis zuständig. Eine Aufsicht über das Geschäft von Germania in Deutschland hat das Bazl nicht.

 

Tim Höfinghoff
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