E ine Rendite von 150 Prozent gilt bei den britischen Firmenjägern als Niederlage. So viel verdienten die Partner der Londoner Finanzgesellschaft CVC mit dem Kauf und Verkauf der Schweizer Autoersatzteile-Anbieterin Rhiag. Da habe es sich «nicht um eines der besten Investments» gehandelt, erzählt ein Insider.

Im Normalfall hält CVC ein Investment rund fünf Jahre lang, bevor sie die übernommene Firma an die Börse bringt. So sieht auch der Plan mit dem Schweizer Telekomunternehmen Sunrise aus. Bei der Rhiag mit operativem Sitz in Mailand und Holdingdomizil im zugerischen Baar verlief hingegen vieles nicht nach Plan.

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CVC kaufte die Rhiag, die unabhängige Garagen mit Autoersatzteilen beliefert, im Frühling 1998. Verkäufer war ein deutscher Geschäftsmann, der in jungen Jahren nach Italien ausgewandert war und dort ab 1962 aus einem Familienbetrieb den grössten unabhängigen Autoteilelieferanten Italiens schuf, mit wichtigem Zweitmarkt in der Schweiz.

Es fehlte das Kleingeld

Der Rhiag-Gründer sah in Landsmann Gerd Siekmann den geeigneten Nachfolger. Der kannte das Autoteile-Business aus eigener Erfahrung und war mit Rhiag vertraut. Doch was ihm für eine Übernahme fehlte, war das nötige Kleingeld. Auf dem Rhiag-Preisschild stand die Summe von 250 Millionen Euro.

Darum wandte sich Siekmann an die CVC-Partner, denen er aufgrund früherer Projekte vertraute. Die Londoner organisierten bei Banken Kredite von rund 150 Millionen Euro, den Rest finanzierten sie mit eigenem Geld und mit dem ihrer externen Investoren.

Ausschlaggebend für ein erfolgreiches Investment seien zwei Kriterien, sagt der CVC-Mann im Gespräch: Das beste Management und die richtige Finanzierung. Für Letzteres sei CVC nach unzähligen Deals bestens gerüstet. Ersteres hänge vor allem vom motivierenden Umfeld ab. «Wir lassen unsere Manager managen, geben ihnen viel unternehmerische Freiheit und verzichten auf überflüssige Bürokratie.

Siekmann und sein Partner Olivier Roux erhielten von CVC einen Vertrag, der vorsah, dass im Verlustfall ihr gesamtes Eigenkapital ausradiert würde, ihnen aber bei einer positiven Entwicklung einen überproportionalen Gewinn versprach.

Zum Anfang ein Gewinneinbruch

Mit dem Ziel, die Rhiag innert weniger Jahre an die Börse zu bringen, machten sich Siekmann und Roux an die Arbeit. Der Anfang war mit einem Gewinneinbruch von 32 Millionen Euro auf noch 25 Millionen Euro unerwartet schwierig. Italien hatte mit einem Verschrottungsprogramm die Autokäufe der Italiener derart beeinflusst, dass der Umsatz von Rhiag einbrach. «Das war für uns nicht vorhersehbar», begründet der CVC-Manager den Fehlstart. «Als mit Abstand grösste unabhängige Autoteilevertreiberin Italiens hatten wir nur unsere eigenen Analysen und konnten nicht von Verbandswissen oder externem Know-how profitieren.»

Das Rhiag-Management brauchte mehrere Jahre, bis es sich aus dem Tief herausgearbeitet hatte. Als die Zahlen ab 2004 stimmten und sich Rhiag mit Ablegern in Polen, Tschechien, der Slowakei, Ungarn, der Ukraine und Rumänien breiter aufstellte, prüfte CVC einen Börsengang. Doch trotz Boom an den Finanzmärkten versprach eine Kotierung des auf 1400 Mitarbeiter angewachsenen Unternehmens an einer Börse noch nicht den erhofften Gewinn.

Nach fünf Jahren aus der Krise

Schliesslich entschieden sich die Partner 2007 für einen ungewöhnlichen Ausstieg: Sie verkauften Rhiag für rund 400 Millionen Euro an die französische Alpha Private Equity, was CVC einen Gewinn von rund 150 Millionen Euro einbrachte. «Manchmal braucht ein Unternehmen frische Luft», begründet der CVC-Mann den Schritt. «Zudem wollten die Rhiag-Geschäftsführer ein neues Projekt starten.»

Das Beispiel zeige, dass ein gutes Private-Equity-Unternehmen als Eigentümerin Vorteile bringe. «Wäre Rhiag bei der Konkurrenz gelandet, hätte ein Kulturschock gedroht und es wären möglicherweise Werte zerstört worden», sagt der CVC-Mann.