Per 1. Oktober ist am Flughafen Zürich-Kloten offiziell Googles «Indoor Live View» nutzbar. Damit schafft der grösste Airport der Schweiz eine Premiere. Gemäss eigener Auskunft ist man damit der «erste Flughafen weltweit», der seinen Passagieren, Gästen und Kunden dieses Google-Maps-Feature anbieten kann. 

«Indoor Live View» ist eine Augmented Reality (AR)-Anwendung. Mit dem Feature, das über die Smartphone-Kamera gesteuert wird, lassen sich Ziele wie etwa Gates, Restaurants oder Läden einfacher finden. Quasi eine Street-View-Technik für Innenräume; Pfeile und Wegweiser werden aufs Live-Bild der Handy-Kamera gespielt

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Drei Jahre Arbeit

Schon 2018 begann der Flughafen Zürich-Kloten zusammen mit Google, an diesem Projekt zu arbeiten. Um das Ganze live zu bringen, mussten zuerst die Innenräume des Flughafens fotografiert werden. Nicht wie draussen per Auto, sondern per Rucksack-Fotografen. Diese Informationen so zu ordnen, dass sie auf dem Handy-Screen bezüglich Navigation korrekt eingeordnet werden, war eine anstrengende Arbeit. Drei Jahre hatten der Flughafen und Google daran. 

Nun finden Passagiere oder Passanten mit dem Feature, das in Google Maps integriert ist, spielend leicht Läden, Restaurants und Check-In-Schalter. Bis auf wenige Bugs (iPohone-Usern wurden zunächst die Toiletten nicht angezeigt), funktioniert der neue Dienst, der noch im Beta-Modus läuft, stabil. Über das «Pionierprojekt» wurde am Vormittag des 1. Oktober am Flughafen Zürich-Kloten in Anwesenheit von hochrangigen Google-Köpfen informiert. 

Warum der Flughafen seine App groundet

Worüber man an dem Tech-Anlass hingegen nichts erfuhr: Kürzlich hat der Flughafen seine App abgeschaltet. Was vielen Passagieren, die kürzlich mal eben die App auf ihrem Smartphone checken wollten, aufgefallen ist, wird in Kloten so bestätigt: «Wir haben uns entschieden, die nativen Apps nicht mehr weiterzuentwickeln und dafür unsere Website den Bedürfnissen und Anforderungen der mobilen Reisenden anzupassen.»

Man habe beobachtet, «dass die App entweder von Reisenden nicht in der erwarteten Menge heruntergeladen wird oder aber nur einmal genutzt wird und danach nicht mehr.» Vor diesem Hintergrund habe man überlegt, ob es bezüglich Entwicklung, Services, Wartung und Kosten eine Alternative zur einer nativen App gebe.

Web wichtiger als Native App

Statt einer typischen App, wie man sie in der Regel aus dem Android- oder IOS-Store herunterlädt, biete für den Flughafen «der rein webbasierte Ansatz den grösseren Mehrwert.» Die vom Flughafen heute angebotene Progressive Web App werde von den meisten Nutzerinnen und Nutzern als reine Webseite verwendet.

Für eine schnelle Nutzung, ist man in Kloten überzeugt, «bietet unsere Website mehr Möglichkeiten». Wenn Informationen rein webbasiert ausgespielt werden, erleichtert dies wohl auch das Thema der Aktualisierung und Updates.

Push-Nachrichten auch über soziale Netzwerke

Einen Dienst, den viele App-Nutzerinnen und Nutzer bei der Native App schätzten, war der Service der Push-Nachrichten für einzelne Flüge. Wer beispielsweise Verwandte oder Freunde am Flughafen abholte, konnte den betreffenden Flug auf der App eingeben und wurde dann automatisch à jour gehalten mit allen News zu diesem Flug, also etwa Zeitpunkt der Landung, Ankunftsgate oder genauer Ort der Kofferausgabe. 

Diesen Dienst wird es weiterhin geben. Nicht mehr auf der Native App, die eingestellt worden ist, sondern neben der Web-App auch auf anderen Kanälen, heisst es am Flughafen: «Wir möchten unseren Gästen die Informationen auch auf denjenigen Kanälen und Tools anbieten, die sie bereits im Alltag nutzen. So können Updates zu Fluginformationen mittels Pushnachrichten via WhatsApp, Facebook-Messenger oder auch Google Assistant abonniert werden.» Überdies würden globale Plattformen wie GoogleMaps und AppleMaps direkt mit Informationen gespiesen.

Die Native App – ein Auslaufmodell?

«There's an App for that» – so lautete lange Jahre ein berühmter Tech-Spruch. Gemeint war damit: Jede Lebenssituation lässt sich mit einer App bewältigen. So lange es ein Icon auf dem Handy gibt, gibt es auch eine Lösung. 

Vor diesem Hintergrund erstaunt es, dass ein Flughafen seine App groundet. Müsste dieser Dienst nicht zum Standard-Repertoire einer Verkehrsdrehscheibe gehören? In Kloten meint man: Nein. Und fügt an: «Übrigens haben zahlreiche Flughäfen dieselbe Wahl getroffen, der Flughafen Frankfurt beispielsweise führt auch keine eigene App mehr.» Oder anders gesagt: There's no (Native) App for that.   

Mitarbeit: DR

Andreas Güntert
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