Wie entwickelt sich die Nachfrage nach Indexfonds?

Markus Hübscher: Seit Jahren werden sie immer beliebter. Trotz der Baisse an den Weltbörsen sind die Netto-Mittelzuflüsse dieser Anlagekategorie zwar kleiner geworden, haben aber nie ganz aufgehört. Das kommt nicht von ungefähr: Zum Teil sind Anleger auch in Baissephasen von der Performance aktiv geführter Fonds ernüchtert, zum Teil werden sie von den niedrigeren Gebühren der passiven Produkte angezogen.

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Welche Produkte stehen dem schweizerischen Anleger zur Verfügung?

Hübscher: Auf der einen Seite sind es die Exchange Traded Funds (ETF). Dabei handelt es sich um börsenkotierte und fortlaufend gehandelte Fonds, die auf die Nachbildung der Renditeentwicklung eines zugrunde liegenden Indexes ausgerichtet sind. ETF sind auch keine Derivate, sondern unterstehen in der Schweiz den Bestimmungen des Anlagefondsgesetzes. Mit der Einführung von vier neuen Produkten in der XMTCH-Palette von Credit Suisse Asset Management bezogen auf den regionalen MSCI Euro Index und die globalen Sektorenindizes DJ Banks Titans, DJ Healthcare Titans und DJ Technology Titans im Oktober werden an der Schweizer Börse nun 14 ETF gehandelt , wobei der XMTCH on SMI das grösste Handelsvolumen aller ETF aufweise. Auf der anderen Seite stehen herkömmliche Anlagefonds mit einer mehr oder weniger starken Indexbindung. Dazu gehören sowohl die eigentlichen Indexfonds als passive Trackerprodukte, die möglichst ohne Über- oder Untergewichtung gegenüber der Benchmark auskommen, als auch indexnahe Fonds mit einem unterschiedlichen Grad von aktivem Management und somit unterschiedlichen Abweichungen von der Benchmark-Gewichtung.

Sind die Verwaltungsgebühren für passiv geführte Fonds zu hoch?

Hübscher: Bei den ETF-Anbietern liegen die jährlichen Management Fees in einer Grössenordnung zwischen 0,35 und 0,5%. Damit gehören ETF zu den günstigsten Produkten, die in der Schweiz erworben werden können. Indexfonds dagegen sind grundsätzlich etwas teurer, da diese Vehikel in der Regel im Zusammenhang mit der Tätigkeit eines Anlageberaters empfohlen werden. Aber auch die Indexfonds sind deutlich günstiger als aktiv verwaltete Anlagefonds.

Wie steht es überhaupt mit der Performance?

Hübscher: Diese hängt selbstverständlich von der Entwicklung des jeweiligen Indexes ab. Indexfonds gewinnen aber in der Regel schon keine Lipper Awards, denn sie sind von Natur aus unspektakulär. Wegen der tiefen Gebühren liegen sie aber im Konkurrenzvergleich auf längere Sicht im ersten Quartil.

Kommen ETF auch bei Privatanlegern an?

Hübscher: Neben institutionellen Investoren, bei welchen Exchange Traded Funds dank der hohen Liquidität und der tiefen Gebühren sehr beliebt sind, werden diese auch bei der Retailkundschaft immer bekannter und kommen inzwischen sehr gut an.

Nun sind im laufenden Jahr die wenigsten Indizes angestiegen: Wenden sich Anleger nicht doch vom Indexgedanken ab?

Hübscher: Nein, sie wenden sich viel eher vom Kauf einzelner Aktien ab. Aber auch aktive Anlagefonds hatten grosse Mühe, die Rendite ihrer Vergleichsindizes zu erreichen. Deshalb gewinnt der aus den USA stammende Indexgedanke tendenziell weiter an Popularität. Da ist hier zu Lande auch viel Wachstumspotenzial vorhanden. In der Schweiz sind nämlich erst 10 bis 15% der Aktienanlagen indexiert angelegt.

Die Anzahl ETF steigt international rapide an. Zu rapide?

Hübscher: Man könnte sich schon fragen, ob alle ETF überleben werden. Auf der Welt gibt es ja sehr viele Indizes und nicht alle eignen sich als Basis für einen ETF. In Europa ist der Grund für die hohe Anzahl ETF sicherlich in der länderspezifischen Regulierung zu sehen.

Gibt es inzwischen also zu viele Einzelindizes?

Hübscher: Es entstehen zwar immer neue, Sie müssen aber bedenken, dass die Nachfrage nach massgeschneiderten Indizes darunter solchen mit 10%igen Maximalgewichtungen für EU-konforme Anlagefonds weiterhin wächst. Dafür finden aber Umschichtungen statt, so zum Beispiel im Bereich der Euro-Zone.

Einige Beobachter sprechen von einer Benchmark-Blase: Besteht diese Gefahr tatsächlich?

Hübscher: Der Index-Trend hat eine Reihe von Eigenschaften, nicht nur positive. Zu den Nachteilen gehört etwa die erhöhte Volatilität bei bedeutenden Indexveränderungen. In Kontinentaleuropa sind wir aber noch meilenweit von einem Benchmark-Bubble entfernt. Der Anteil, welcher in Kontinentaleuropa in Indexanlagen investiert wird, ist im Vergleich zu den USA nach wie vor sehr bescheiden.