Jahreszahlen von On: Gewinnt On das Vertrauen der Anleger?

Man staunt: Das Schweizer Sportartikel-Unternehmen On hat an der Börse gerade einen Lauf. Seit Anfang Jahr liegt die in den USA kotierte Aktie mehr als 25 Prozent im Plus. Und lässt damit grössere und etabliertere Rivalen wie Adidas, Puma und Nike deutlich hinter sich (siehe Grafik unten). Selbst der Sportlifestyle-Darling Lululemon kann nicht mit On mithalten. Die Firma hat dieses Jahr etwas über 7 Prozent an Wert verloren. Erstaunlich ist der furiose Jahresauftakt bei On, weil das Unternehmen seit der Kotierung an der Börse gelinde gesagt unauffällig unterwegs war. Nach einem gelungenen IPO im Herbst 2021 war die On-Aktie nur in den ersten Wochen gesucht; der Kurspeak war Mitte November 2021 erreicht. Danach ging es sechs Monate abwärts und weitere sechs Monate seitwärts. On zeigt, dass es profitabel wachsen kann Bislang hat On im laufenden Jahr keine relevanten Neuigkeiten vorgelegt, welche die plötzliche Dynamik im Aktienkurs plausibel hätten erklären können. Bis heute. Nun hat On das Ergebnis für das Jahr 2022 vorgelegt – und es kann sich sehen lassen. Beim Umsatz hat On die Milliardenmarke durchbrochen. Deutlich. Die Verkäufe stiegen um gegen 70 Prozent auf 1,22 Milliarden. Im vierten Quartal legte der Umsatz gar um 92 Prozent auf 367 Millionen Franken zu. Wichtiger noch: Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr gezeigt, dass es profitabel wachsen kann. Nach einem Reinverlust von 170 Millionen Franken resultierte 2022 ein Reingewinn von knapp 58 Millionen. Das ergibt eine Marge von 4,72 Prozent. Sie kann sich sehen lassen, verblasst aber im Vergleich zu den 12,9 Prozent der dominierenden Sportartikelmarke Nike. Diese hat 2022 bei einem Umsatz von 46,7 Milliarden Dollar gut 6 Milliarden Reingewinn eingefahren. Längst nicht am Ende der Fahnenstange Klar aber ist: Das Ende der Fahnenstange ist für On noch weit entfernt. Das sieht auch Co-Chef und Finanzchef Martin Hoffmann so: «Wir kommen mit viel Momentum ins neue Jahr und sehen uns in einer Position der Stärke», wird er in der Medienmitteilung zum Jahresergebnis zitiert. Und Co-Präsident David Allemann ergänzt: «Wir haben immer über unser Commitment gesprochen, unser Wachstum anzutreiben und gleichzeitig unsere Profitabilität zu verbessern. Unser erstes volles Jahr als kotierte Gesellschaft zeigt, dass unser Team das kann.» Festzuhalten ist allerdings, dass On vor allem dort wächst, wo das Unternehmen noch weniger etabliert ist. Während in Nordamerika das Umsatzplus bei 80 Prozent lag, legten die Verkäufe in Europa – Märkte, die On bereits länger bearbeitet – bloss um 36 Prozent zu. Im asiatischen Raum, wo On überproportional von der Beliebtheit von Mitbesitzer Roger Federer profitiert, wuchs der Umsatz um fast 90 Prozent. Und im Rest der Welt, wo sich On immer wieder in neue Märkte vorwagt, hat das Unternehmen den Absatz mehr als verfünffachen können. Besonders bemerkenswert allerdings ist, dass On auf dem Schweizer Heimmarkt – hier hat das Unternehmen den grössten Marktanteil und Konkurrenten wie Adidas, Nike oder Puma hinter sich gelassen – den Peak bereits überschritten hat. Die Verkäufe sanken um 6,5 Prozent auf 51,5 Millionen Franken. Sie fielen damit gar hinter die Zahlen von 2020 zurück. Das geht aus den Unterlagen hervor, die On bei der US-Börsenaufsicht eingereicht hat. Trotz dem Dämpfer in der Schweiz: Weiterhin gibt es für On viel Raum für Wachstum. In neuen Märkten, in neuen Sportarten, mit innovativen Produkten. Vor diesem Hintergrund erscheint die offizielle Guidance für das laufende Jahr sehr machbar. On rechnet mit einem Umsatz mit mindestens 1,7 Milliarden Franken, was einem Wachstum von rund 40 Prozent entspricht. Würde On bloss diese Ziele erreichen, müsste man in einem Jahr von einer Enttäuschung sprechen. Erstens, weil On nun breit im boomenden Tennissport Fuss fassen will. Das Unternehmen hat die aktuelle Weltranglistenerste Iga Swiatek, 21 Jahr jung, unter Vertrag genommen. Und ausserdem den 20-jährigen Amerikaner Ben Shelton, der erst letztes Jahr zum Tennisprofi wurde (und der bei Federers Sportvermakrtungsfirma Team8 unter Vertrag ist). Beide Tennisstars werden in einer neu entwickelten Profi-Kollektion auflaufen und in angepassten Versionen des bekannten On-Tennisschuhs «The Roger» spielen. «Iga und Ben repräsentieren die nächste Generation von Weltklasse-Talenten», glaubt On-Mitstreiter Federer. «Sie verkörpern aktuelle und zukünftige Champions des Sports.» Zweitens, weil On gezielt jüngere Zielgruppen ansprechen will. Nicht nur mit Jungstars wie Swiatek und Shelton, sondern mit einer Linie für kleine Kinder ab vier Jahren, die On in den letzten Wochen neu lanciert hat. Drittens, weil On seine Präsenz in den USA nicht mehr nur bei Laufsport-Detailhändlern Präsenz markiert, sondern seine Produkte nun auch in Massenmarkt-Retailern wie Footlocker oder Dick’s Sporting Goods anbietet. Viertens, weil On dieses Jahr gemäss Co-Chef Hoffmann in Japan, China und in Lateinamerika expandieren will. Neue Wolken für den «schnellsten Schuhe der Welt» Und fünftens schliesslich – last but not least –, weil On noch diese Woche in seinem Kerngeschäft eine Neuheit präsentiert. Seit der Gründung vor über zehn Jahren basieren die Laufschuhe von On auf der mehr oder minder gleichen Technologie, die – so die Legende – einem Gartenschlauch abgeschaut wurde. Nun hat On diese sogenannte Cloudtec-Technologie weiterentwickelt, nennt sie nun Cloudtec Phase (siehe Bild unten) und preist die neuen Produkte als die «schnellsten Schuhe der Welt» an. Bleibt die Frage: Gelingt es On mit dem Erfolg von 2022 und den guten Aussichten für 2023, endlich auch die Investoren auf seine Seite zu ziehen? Es sieht so aus. Bereits im vorbörslichen Handel in New York stiegen die Valoren um rund 15 Prozent. Und seit der Eröffnung der Nasdaq jubilieren die Aktionäre förmlich. Die Aktie liegt im frühen Handel an der Nasdaq heute Dienstag rund 25 Prozent im Plus. Allerdings werden erst die kommenden Wochen und Monate zeigen, ob On nicht bloss Umsatz und Gewinn, sondern auch das Vermögen der Aktionäre nachhaltig steigern kann. Warren Buffett sieht On nicht gern Dabei ist On ist nicht die einzige kleinere Sportartikel-Marke, die Nike, Adidas und Co. die Stirn bieten will. Insbesondere die Investorenlegende Warren Buffett sähe es lieber, wenn seine eigene Beteiligung Brooks Running statt On schneller nach vorne käme.

Jahreszahlen von On: Gewinnt On das Vertrauen der Anleger?

In der Schweiz hat On den Peak überschritten