Die Meldung hatte beinahe nur noch Vollzugscharakter: Mit Roman von Ah, dem ehemaligen Leiter des Asset Managements der Julius Bär, verschwindet das letzte ehemalige Konzernleitungsmitglied der «alten» Privatbank von der Julius-Bär-Bildfläche. Schon Rolf Aeberli, Mike Bär und Antoinette Hunziker-Ebneter hatten zuvor die Bank nach und nach verlassen, nur Ex-CEO Walter Knabenhans kommt noch (nicht näher definierten) Berateraufgaben nach.

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Unter von Ah, der im Februar 2004 unter Getöse von der Swissca zu Bär wechselte, wuchs die Vermögensverwaltung für institutionelle Anleger schneller als das Stammgeschäft Private Banking. Im 1. Halbjahr 2004 überstiegen die verwalteten Vermögen im Asset Management zum ersten Mal die Kundengelder im klassischen Privatkundengeschäft.

In Zukunft mehr Bonus

Die Abgang von Ahs, der letzte Woche bekannt wurde, wirft ein Schlaglicht auf David Solo, seit Ende 2005 Leiter Asset Management, und auf den neuen Wind aus der Bär-Führung. Seit der 21%-Beteiligung der UBS und der Platzierung der Grossbanken-Männer Hans de Gier als CEO und David Solo bläst eine steifere Bise an der Bahnhofstrasse 36, wie Mitarbeiter berichten. Die Luft ist von der angloamerikanischen Businesswelt geprägt wie bei den Schweizer Grossbanken, wo der Klimawandel schon seit über zehn Jahren spürbar ist.

An UBS und Credit Suisse Group orientiert sich auch die Entlöhnung: In einem Brief an Mitarbeiter, welcher der «HandelsZeitung» vorliegt, schrieb de Gier Ende Februar: «Zunehmend beruht das Kompensatiosmodell unserer Kundenberater bzw. unserer Kundenberatungsteams auf einer Performance-basierten Bonusberechnung. In den nächsten Jahren wird diese Entwicklung an Bedeutung gewinnen.»

Der US-Amerikaner David Solo steht fast symbolisch für die neue Kultur: Mit 41 hat er schon fast alle Hierarchiestufen im Bankenwesen hinter sich. Der Absolvent des Massachusetts Institute of Technology mit Doktortitel in Elektrotechnik erhielt fachlich immer ausgezeichnete Noten. In der Welt der komplexen Finanzprodukte war er dem Rest immer einen Schritt voraus schon 1992, als der Schweizerische Bankverein den US-Derivatespezialisten O'Connor übernahm, bei dem Solo Partner war und wegen des Verkaufserlöses eigentlich gar nicht mehr arbeiten müsste.

Und doch: Seit Solo bei Bär Einzug gehalten hat, gilt er als «Phantom». Entscheide werden selten mit Rücksprache der Mitarbeiter getroffen, «nach unten» existiert Solo kaum. Selbst seinen engen Mitarbeitern gibt er kaum Privates preis. Die Verschlossenheit ist auch in den Medien spürbar: Während Verwaltungsratspräsident Raymond Bär, VR-Vize Georges Gagnebin, Private-Banking-Chef Alex Widmer und CEO de Gier in den letzten Wochen mit Interviews durchs Land zogen, blieb Solo stumm. Ein eigenartiges Verhalten für einen Spartenleiter, der fast zwei Drittel der verwalteten Vermögen der Bank verantwortet.

Der Lebenslauf Solos verrät auch dessen Ungeduld. Der Ex-Chief Risk Officer der UBS und Zögling von Marcel Ospel sitzt kaum einmal mehr als zwei Jahre auf seinem jeweiligen Posten. Will de Gier die Synergiegewinne zwischen den Sparten Private Banking von Widmer und dem Asset Management realisieren, die der CEO in zitiertem Brief anstrebt, dann muss David Solo wohl etwas länger bleiben und mehr ins Trio eingebunden werden.

Daniel Hügli
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