Für das Date eine Pizza bestellen, das geht bei Just Eat schon lange. Neu ist, dass man sich zum Nachgang Gleitgel und Kondome liefern lassen kann. Neben Pizzerien und Burgerläden hat der grösste Essenslieferant der Schweiz seit dieser Woche einen überraschenden neuen Partner: Magic X, der grösste Erotik-Retailer des Landes.

Mit der Information öffentlich geht Just Eat erst nächste Woche. Der Service ist aber bereits jetzt verfügbar: Wer in der Suchleiste «Magic X» eingibt, kann in 19 Filialen schweizweit Verhütungsmittel, Penispumpen, Vibratoren sowie 1500 weitere Produkte bestellen. Die Besonderheit: Dank der ungefähr 1000 eigenen Lieferanten von Just Eat soll die Lieferung nicht erst am nächsten Tag, sondern bereits in ungefähr 45 Minuten eintreffen.

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Per Velokurier zum Jelly Dildo

Ganz so ungewöhnlich, wie man denken könnte, ist die Zusammenarbeit nicht. In Grossbritannien, Deutschland und anderen europäischen Ländern liefert der niederländische Mutterkonzern von Just Eat über Partnerunternehmen schon länger «Self Care»-Produkte, also Erotik-Waren.

Wie das Unternehmen auf Anfrage von Blick bekanntgibt, führen Kondome dabei die Suchanfragen an, gefolgt von Gleitcreme und Vibratoren. Der Topseller sei aber der «Vagina Masturbator», eine Art künstliche Vagina. Auch der «Jelly Dildo» sowie die Vibratoren «Romp Switch X» und «Womanizer Mini» verkaufen sich hervorragend.

Ausweitung des Angebots

«Wir wollen alles anbieten, was in einer Stadt verfügbar ist», sagt Lukas Streich, Geschäftsführer von Just Eat. Bereits heute geht das Angebot der Firma über Gastronomisches heraus: Neben Penispumpen liefert das Unternehmen etwa auch Blumen, Lebensmittel oder WC-Papier in Schweizer Haushalte. «Es gibt heute ein Bedürfnis, alles Mögliche online zu kaufen», so Streich. Mit dem eigenen Netzwerk an Fahrradkurieren mache man dies auf effiziente Weise möglich.

Die nicht-gastronomischen Bestellungen auf Just Eat haben sich laut Streich hierzulande im letzten Jahr verdoppelt. In Grossbritannien seien insgesamt schon über zwei Millionen Gesundheits- und Körperpflegeprodukte bestellt worden. Häufig gesucht werden Babytücher, Paracetamol und Schwangerschaftstests. Wozu da überhaupt noch das Haus verlassen?

Aus der Schmuddelecke ins Wohnzimmer

Für Just Eat mag die Partnerschaft ein logischer Schritt sein, doch wie sieht es bei Magic X aus? Der Fokus des Schweizer Erotik-Marktführers lag bisher auf dem analogen Geschäft, 31 Filialen betreibt er landesweit. «Unser Hauptstandbein wird immer das Retailgeschäft bleiben», sagt COO Jan Brönnimann. Online verkaufe man deutlich weniger Produkte. Mit Just Eat eröffnen sich aber neue Möglichkeiten: «Die Menschen sind ungeduldiger geworden. Sie wollen sofort beliefert werden, nicht erst am nächsten Tag.»

Während Magic X früher 80 Prozent des Umsatzes mit DVDs gemacht habe, boome heute vor allem das Geschäft mit Sex Toys, so Brönnimann. Statt nur Männer ziehen die Läden jetzt vor allem Paare zwischen 20 und 45 Jahren an. Just Eat habe eine junge und urbane Kundschaft – ein perfekter Partner für einen Sexshop, der die Schmuddelecke verlassen möchte. «Erotik bedeutete früher Pornografie, heute ist es ein Lifestyle», sagt Brönnimann.

Um Erotik-Produkte bei Just Eat zu bestellen, muss man den Kurieren seine Volljährigkeit beweisen. Die «Self Care»-Artikel werden bewusst in diskreter Verpackung geliefert. Bei aller betonten Unverkrampftheit – alles wissen sollen die eigenen Nachbarn dann doch nicht.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick unter dem Titel «Just Eat liefert jetzt auch Vibratoren und Kondome».