Am Anfang stand die Kartoffel. Genauer, es stapelten sich überschüssige Kartoffeln in den Lagerhallen der heutigen Kadi AG, bevor sie zu Viehfutter verarbeitet wurden. 1951 starteten die Handelsfirmen André & Cie aus Lausanne und Geiser in Langenthal eine Kartoffelflockenfabrik. Heute steht Kadi für Kühl- und Tiefkühlprodukte. Statt Viehfutter aus Kartoffelflocken stellt die Kadi AG innovative Produkte für die Gastronomie und den Detailhandel her.

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«Nur wer sich ständig dank Qualität und neuen Spezialitäten von den grossen Anbietern unterscheidet, hat eine Chance», sagt Patrick Sievi, seit anderthalb Jahren Direktor der Kadi AG. Sievi weiss, wovon er spricht: Zuvor hat er 17 Jahre bei Knorr in Thayngen gearbeitet, zuletzt als Foodservice-Direktor der Schweizer Tochter des Unilever-Konzerns.

Super Frites mit Stützkorsett

«Wir setzen die neuen Trends», legt Marketingleiter Heinz Rutishauser die Messlatte der Kadi AG hoch. 1966 wurden in Dietikon die ersten tiefgekühlten Pommes frites der Schweiz hergestellt. «Eigentlich war dies die Erfindung von Convenience-Produkten für die Schweiz», fügt Rütishauser an. In den letzten zehn Jahren sei das Geschäft gewaltig gewachsen. Die Essgewohnheiten der Bevölkerung haben sich stark gewandelt, was für die Kadi AG eine enorme Chance sei, doch auch den Wettbewerb verschärft hat. Umso wichtiger sind ständige Neuerungen und zwar «mehr als nur eine neue Form der Pommes». So kamen die ersten, vorgegarten und vakuumierten Pommes frites auf den Markt, die bis zu 20 Tagen ohne Tiefkühlen haltbar sind. Oder die ersten industriell hergestellten Frühlingsrollen der 1997 erworbenen Tochter E. Neumeyer in Wildhaus.

Besonders stolz ist die Crew bei Kadi auf die Anfang 2003 lancierten Super Frites mit Wintermantel und Stützkorsett. Der Fachausdruck heisst «coating» und umschreibt eine im Tauchbad aufgetragene dünne Schicht aus geruchsneutraler Stärke. So bleiben Frites bis zu einer Viertelstunde heiss und knusprig. Das freut Gäste, die in den Skiferien erst anstehen und dann bis ans Ende der Terrasse gehen müssen. Es freut aber auch die Wirte: Die Frites verlieren ein Fünftel weniger Wasser und nehmen ein Drittel weniger Öl auf.

Im Dienst der Kochkunst

Das nimmt Kritik an den Pommes etwas Wind aus den Segeln. Beim Gehalt des möglicherweise Krebs auslösenden Acrylamids in frittierten oder gebratenen Kartoffeln wartet Sievi vorerst auf genauere Erkenntnisse der Forschung. Noch wisse niemand, ob Acrylamid bei Menschen überhaupt und in welchem Ausmass schädlich sei und wenn ja, ab welchen Konzentrationen. Ein wenig beruhigend sei, dass nach heutigem Wissen die von Kadi vorwiegend verwendete Sorte Agria «relativ gut abschneidet». Die sorgfältige, schnelle und fast vollautomatisierte Verarbeitung bringe zudem Vorteile gegenüber der Zubereitung zuhause oder in der Grossküche mit allen Ablenkungen.

Entscheidend bleibe, wie die Convenience-Produkte in der Küche beim Frittieren weiter verarbeitet werden. Das unterstreicht den Stellenwert der Beratung der Kundschaft, wie sie Kadi pflegt. Um die Kochkunst zu fördern, unterstützt Kadi den hoch stehendsten Kochwettbewerb des Landes, den «Goldenen Koch von Kadi», in Montreux. Wer von den sechs Spitzenköchen gewinnt, vertritt die Schweiz an der «Weltmeisterschaft» der Gilde, dem Bocuse d'Or 2005 in Lyon. Seit diesem Jahr engagiert sich Kadi auch beim Nachwuchs als Partner der Junioren-Koch-Nationalmannschaft.

Biokartoffeln kein Thema

Wenig Sinn sieht Sievi im Einsatz von Biokartoffeln: Biokartoffeln sind massiv teurer. Da die Rohstoffkosten rund die Hälfte des Verkaufspreises ausmachen, würde der Endpreis etwa ein Viertel höher sein. «Diesen Preis zahlen weder die Privaten noch die Gastronomie kaum.» Neben Kadi decken die deutlich grösseren Frigemo (Coop und Mc Donald's) und Bischofszell (für Migros) den Schweizer Markt ab. Dieser Konkurrenz sieht Sievi dank dem richtigen Fokus und Mix vom Sortiment (Premium, Convenience, Innovationen) ruhig entgegen. Ungewiss bleibt, wann die unausweichliche Grenzöffnung im Agrarbereich komme und ob dann die gute Qualität von Kadi weiterhin bezahlt werde.

Die Qualitätsanstrengungen jedenfalls sind gross: Im Labor werden die inneren Werte der braunen Knollen schon beim Wareneingang geprüft, unförmige, fleckige oder beschädigte Knollen werden von Hand oder mittels Lichtschranken und gezieltem Luftstrahl während der Fertigung aussortiert. Ganz zuletzt untersuchen Angestellte den Fliessbandstrom der Pommes-Produkte und picken die letzten Abweichler heraus.

Den Standort verteidigen

«Wir haben eine Chance, wenn es gelingt, Kadi über Qualität und Spezialitäten unter den rund 130 verschiedenen Produkten sowie die Flexibilität der Produktion und hohes Dienstleistungsniveau deutlich von den ausländischen grossen Verarbeitern abzuheben. Dabei sind wir schon enorm weitergekommen», lobt Sievi die Anstrengungen der Belegschaft. So laufen in Langenthal die Anlagen von Mitte August bis Ende Oktober, der Haupternte- und besten Verarbeitungszeit, in drei Schichtbetrieben an sechs Tagen pro Woche. «Bei gewissen Spezialitäten bleibt ein Vorteil gegenüber ausländischen Giganten, die in zehn Tagen so viel Pommes frites herstellen können, wie Kadi im ganzen Jahr produziert.»

In nächster Zeit werde die Fabrikation der Frühlingsrollen (Umsatzanteil rund 8 Mio Fr.) nach Langenthal verlegt. Den betroffenen 20 bis 25 Beschäftigten hat Sievi Stellen in Langenthal angeboten.

Auch wenn Sievi Akquisitionen nicht ausschliesst, steht er ihnen skeptisch gegenüber: «Grundsätzlich müssen sie gut zu Kadi passen und weder Pizze noch Penne herstellen, da die Märkte dafür ausgereizt sind.» 1999 hatte Kadi die Toast Master Tellmac erworben, doch vier Jahre später an Römers Hausbäckerei verkauft. Lieber baut der Kadi-Chef auf internes Wachstum. Dank der ansprechenden Ertragslage würden für Investitionen jährlich rund 2,5 Mio Fr. zur Verfügung stehen. Im Gegensatz zu vielen Multis, wo Schweizer Gewinne zum Aufbau in Tieflohnländern dienten, stelle Besitzer Peter R. Geiser die Mittel für den Ausbau im Stammhaus bereit, hält Sievi fest.



Firmen-Profil:

Name: Kadi AG, Kühl- und Tiefkühlprodukte

Adresse: Thunstettenstr. 27 4901 Langenthal

Gründung: 1951

Besitzer: Geiser Holding AG, Langenthal (100%)

Geschäftsleitung: Karl E. Rahm, VR-Präsident, Direktor Patrick Sievi

Umsatz: 45 Mio Fr.

Beschäftigte: 130

Produkte: Kartoffelspezialitäten und Convenience-Produkte

Bereiche: Gemeinschaftsverpflegung, Detailhandel

Internet: www.kadi.ch