Silvio Berlusconi hat eine, König Carl Gustav von Schweden auch, König Juan Carlos von Spanien, Scheichs und Emire aus Saudi-Arabien, darunter der Lebe- und Schlagzeilen machende Geschäftsmann Adnan Kashoggi, US-Rockstar Lenny Kravitz, Stars und Musiker aus aller Welt: Eine Yacht aus der Magnum-Werft an Miamis Thunder Boat Row.

Im Wettbewerb um die Gunst der Reichen und Superreichen liegt Magnum Marine ganz vorne. Doch wenn die Bootbauer in der US-Presse Schlagzeilen machen, liegt das nicht alleine an den Kunden, am Design oder der Kraft der Luxusboote. Stoff für Titelbilder von «Forbes» oder für Reportagen von CNN liefert der CEO. Denn der ist eine Frau. Katrin Theodoli-Schnyder ist als Chefin und Besitzerin von Magnum Marine weltweit die einzige Frau in diesem männerdominierten Business.

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Handtuchroller als Startbasis

Dass der Käptn eine Dame ist, hat mit dem anhaltenden Erfolg von Magnum Marine wenig zu tun. Vielmehr liegt das an der Biographie der Lady, die aus der Schweizer Industriellenfamilie Schnyder stammt, die ihrer Tochter eine Top-Ausbildung ermöglichte.

Der längst verstorbene Vater Conrad W. Schnyder erfand die intelligenten Handtuchautomaten CWS; er machte so die Anfangsbuchstaben seines Namens zum Brand. Onkel Franz brachte es als Filmemacher («Gilberte de Courgenay», «Ueli der Knecht» usw.) zu Ruhm, und dessen Bruder Felix war zehn Jahre lang Schweizer Botschafter in Washington.

Schul- und Studienjahre verbrachte Katrin abwechselnd in Zürich und den USA, studierte Sprachen in Genf und Geschichte in Bologna und erhielt dort den Doktorhut. Als Vater Schnyder fand, es sei nun genug mit dem Schöngeistigen, schickte er Katrin in seine Filialen in Zürich, Frankfurt und Mailand. In Italien traf sie ihren späteren Mann, den Magnum-Alleinvertreter für Europa, Marchese Filippo Theodoli auf einer Party, natürlich auf einer Magnum! Sie heirateten 1974. 1976, im Geburtsjahr ihres Sohnes Giovanni, übersiedelte das Paar nach Miami und kaufte die Werft Magnum Marine von damaligen Besitzer, dem legendären Don Aronow.

Dort verwirklichte Filippo seinen Traum, Schiffe zu bauen, die noch grösser, sportlicher, seetüchtiger und schneller als alle bisherigen Magnums sind.

Die Marchesa blieb hart

«Als Filippo 1990 starb, bekam ich fast täglich Kaufangebote für die Werft», erinnert sich Katrin Theodoli. «Ich war zuerst irritiert, dann zornig. Warum sollte ich verkaufen? Ich hatte ja 14 Jahre lang mit meinem Mann zusammen gearbeitet und fragte mich nur: Würden Kunden, die fast ausschliesslich Männer sind, ein solches Boot von einer Frau kaufen?»

«Sie kann es nicht, das wird ein Desaster», tönte es von der Gilde der Yachtbauer. Doch hatte niemand mit Katrins Energie gerechnet. Sie lernte - und zwar nachts - alle Boote selbst zu steuern, Kunden zu beraten und Geschäfte in Millionenhöhe abzuschliessen, und sich in die Welt der schnellsten und luxuriösesten Dieselyachten einzuarbeiten, bis niemand mehr an ihrer Kompetenz zweifelte.

Da jede einzelne Yacht ein Unikat ist, baut die Marchesa etwa nur 10 bis 20 Schiffe pro Jahr - und das nur auf Bestellung. Das ist ein einzigartiges Nischengeschäft, das zwar nicht sicher ist vor Wirtschaftskrisen, aber keine Schiffe auf Halde lagern muss. Nicht zu vergessen: «Milliardäre gibt es auch in Krisenzeiten auf der ganzen Welt», lacht Katrin. Ein weiterer bedeutender Erfolgsfaktor ist, dass McDonnell Douglas Magnum schon vor Jahren als Partner wählte, um die Schiffe als Patrouillenboote für die US Navy mit modernster Technik auszurüsten.

Ein nicht gerade billiger Spass

Motorisierung, Grösse, Innenausstattung variieren enorm je nach Kundenwünschen. Daher kann man ein Magnum-27-Rennboot bereits für zwischen 150000 bis 200000 Dollar kaufen. Die Magnum 80, die neueste und mit fast 25 m Länge die bisher grösste Yacht, die ein Deutscher für sich anfertigen liess, liegt jetzt in einem Hafen im Mittelmeer. Für dieses Boot muss man mehr als 8 Mio Dollar hinblättern. Und die Preise für die Magnum 100, die als Nächstes vom Stapel läuft, werden noch höher sein. Dabei entfällt ein grosser Teil der Kosten auf die Motoren und exklusive Ausstattungswünsche: Marmorbäder zum Beispiel, Lederlounges, spezielle Glaspanels, welche das Sonnenlicht dimmen, um die Innenräume kühl zu halten, und das ohne Klimaanlage!

Verkäufe sind Chefsache

Beim Interview in Zürich wirbelt ein Anruf des Kronprinzen von Bahrain Theodolis Agenda durcheinander: Der Prinz wünschte Katrins persönliche Anwesenheit in Miami, wo derzeit seine Magnum 70 gebaut wird, und erwartet die Chefin mit einem Schwarm von Innenarchitekten.

Katrin Theodoli registriert einen neuen Trend, demzufolge Milliardäre, die ihre viel zu grossen, oft mehr als 100 m langen Yachten nicht mehr in einem Hafen, sondern nur noch draussen auf dem Meer ankern können, die schnellen Magnums als luxuriöse Tenderboote kaufen, wo in den riesigen Lounges vor allem Party angesagt ist. Übernachtet wird dann wieder auf dem Meer.

Der Erfolg von Katrin Theodoli liegt neben Qualität und Einzigartigkeit auch darin, dass Kunden zu Freunden werden, mit denen sie ihre Leidenschaft teilt. Sie ist stolz darauf, dass alle Magnums, die sie seit über 20 Jahren verkauft, noch immer unterwegs sind, keine einzige gesunken ist. Dass sie auf den zu kleinen Schweizer Gewässern nur einen Kunden mit der kleinen Magnum 27 auf dem Genfersee hat, liegt auf der Hand: «Trotzdem haben wir einige Klienten aus der Schweiz, deren Schiffe im Mittelmeer vor Anker liegen.»