Kapselhotel-Macher: «Wir wollen dorthin, wo es teuer ist»

Die Mitarbeitenden heissen «Capsulaner», eingecheckt wird am Automaten, das Zimmer wird per Schiebetür geschlossen und die Lobby funktioniert auch als Coworking-Space: Im jüngsten Hotel am Flughafen Zürich-Kloten ist alles etwas anders als in der gängigen Hotellerie. Was sich vor allem beim Platz pro Schlafgelegenheit zeigt: Viel mehr als die aufrechte Sitzposition liegt im grössten Kapselhotel der Schweiz nicht drin. Dafür sind die Preise tief. Eine Nacht in einer der Flughafen-Schlafkapsel kostet je nach Saison und Verfügbarkeit zwischen 55 und 100 Franken. Tagsüber kann man eine Schlafkapsel für 35 Franken mieten. «Mietvertrag für 20 Jahre» Nach Standorten in Luzern und Basel lancieren die Macher der Zentralschweizer Capsule Hotel ihr bisher grösstes Projekt: 144 Schlafkapseln befinden sich im Capsule Hotel Alpine Garden am Zürcher Airport. Der Standort im vormaligen Konferenzzentrum gleich gegenüber von Terminal 1 sei nicht etwa eine Zwischennutzung, sagt Peter Schiffhauer, Verwaltungsratspräsident der Capsule Hotel Alpine Garden. Man sei gekommen, um zu bleiben: «Wir haben einen Mietvertrag für 20 Jahre unterschrieben.» Am Standort Zürich-Flughafen will Schiffhauer nicht nur Reisende unterbringen, sondern künftigen Geschäftspartnern zeigen, was in diesem Business noch alles drin liegt: «Dieses europaweit grösste Kapselhotel funktioniert für uns auch als Showroom: Hier können wir Investoren und künftigen Franchise-Nehmern zeigen, was wir draufhaben.» Barcelona, Genf und Utrecht im Visier Schon einmal waren die Schweizer Kapsel-Hoteliers auf Wachstumskurs. Bereits 2019 wurde von einem ehrgeizigen Expansionsprogramm gesprochen, mit dreissig bis fünfzig Kapselhotels bis ins Jahr 2025: «Das gilt so nicht mehr», sagt Schiffhauer, «Corona hat uns hier einen Strich durch die Rechnung gemacht.» Aktuell will man es etwas gemächlicher angehen. Bei der neuen Strategie stehen vor allem Destinationen mit hohem Preisniveau im Vordergrund: «Wir wollen überall dorthin, wo es teuer ist», sagt Schiffhauer. Capsule Hotel wolle kostspielige Orte erschwinglich machen, «also ist jede Destination mit teuren Hotelzimmern spannend für uns». Als Erstes sind dabei Zielorte wie Utrecht, Genf, Zürich-City, Bern und Barcelona im Fokus: «Je nach Standort liegen bereits entweder Absichtserklärungen oder konkrete Standorte vor. Zu Eröffnungsdaten können wir aber nichts Konkretes sagen», so Schiffhauer. Beim Expansionsmodell arbeite man mit einem Franchising-Konzept, das bezüglich Kundenerfahrung, Reservationsprozess und Hardware zwar Vorgaben mache, den Lizenznehmern vor Ort aber Freiheiten bezüglich Design lasse. Warum keine Doppel-Kapsel? Mit einem Übernachtungspreis zwischen 55 und 100 Franken pro Person ist das Caspule Hotel am Flughafen Zürich tatsächlich sehr günstig positioniert. Anders sieht es aus, wenn ein Paar übernachten will, was dann zwischen 110 und 200 Franken kostet. In Flughafennähe gibt es immer mal wieder Hotels, die eine Nacht im klassischen Doppelzimmer günstiger anbieten. Auch deshalb stellt sich die Frage, weshalb Capsule Hotel keine Doppel-Kapsel für zwei Personen anbietet. Schiffhauer kennt das Thema: «Diese Anfrage kommt tatsächlich immer wieder.» Aktuell sei dazu aber nichts in der Mache, der Fokus liege anderswo: «Wir möchten uns zunächst auf das Segment der Solo-Traveller beschränken.»