Gefragt ist Individualität, oder, wie in der Laudatio eines kürzlich verliehenen Designpreises zu hören war: «Produkte, bei denen Farbe, Form und Material so zusammengefügt sind, dass sie nicht nur praktisch sind, sondern die Sinne ansprechen, auf eine Weise, die der Zeit entspricht.» Etwa Gläser, Porzellan und Besteck, denen man ansieht, dass sie das Wissen langjähriger Handwerkskunst, wertvolle Materialien und innovativen Geist verkörpern. Wertvolles, das man sich einmal im Leben schenkt oder schenken lässt und den restlichen Lebensweg begleitet.

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Tischkultur, wie sie noch in vielen Familien täglich selbstverständlich ist, wird es immer weniger geben. Die Lebensumstände ändern sich und damit die Bedürfnisse. Der Tisch löst sich sozusagen auf auf den Genuss eines kultivierten Rahmens allerdings bei kleinen und grossen Gelegenheiten sollte man dennoch nicht verzichten. Jetzt bestimmen die Tageszeiten den Rhythmus, die Reise durch den Tag das Tischgedeck. Ein gepflegtes Frühstück ob minimalistisch oder üppig ist der beste Start in den Tag. Den frühen Morgen ganz für sich geniessen, mit klarem Wasser im Steinbecher und frisch gebrühtem Kaffee oder Tee in der Porzellantasse. Geschäftliche Besprechungen am Vormittag sind umso erfolgreicher, wenn sie mit Genuss verbunden sind, begleitet von Caffè macchiato mit Espresso und geschäumter Milch. Zum Lunch den Imbiss im stapelbaren Portionengeschirr aus Porzellan mitnehmen und mit Besteck von Arne Jacobsen und gestreiften Baumwollservietten geniessen. Die Cocktailstunde vielleicht im Freien und mit exotischen Gemüsesäften und gewürzten Yoghurt-Drinks in langen verzierten Gläsern geniessen. Folkloristische Tapas-Teller, fertig gemixte Longdrinks in schönen Glasflaschen und poppige Champagner-Accessoires sind für das Picknick-Lounging drinnen oder draussen bestimmt. Für den Heisshunger zwischendurch versprechen Sauerteig-Butterbrote, saftige Wähen oder köstliche Süppchen himmlische Gaumenfreuden, wenn sie mit Liebe kredenzt und immer wieder anders serviert werden.

lustvoll kombinieren

«Genuss durch Qualität» heisst die Parole der eigene Lebensrhythmus bestimmt das Wann und Wo. Crossover zusammengewürfelt ist nach wie vor aktuell, jeder nach seinem Gusto und seinen Möglichkeiten. Essgewohnheiten lösen sich auf, man geht spielerisch und flexibel mit neuen Formen um. In manchem Haushalt begegnet man mittlerweile dem grossen Pastateller, den es jetzt bereits in drei Grössen gibt, man nimmt ihn auch für den grosszügig gemischten Salat. Möchte man Freunde heute zum asiatischen Menü einladen, morgen zum rustikalen Hock mit Folklore-Ambiente: Man entdeckt dann ein hübsches Gedeck bei der phantasievollen Kunsthandwerkerin oder das lange gesuchte «Blau-Weisse» auf dem Flohmarkt. Nichts wie los und lustvoll kombinieren! Mit Textilien und Blumen gelingen harmonische Übergänge, und erst recht sorgt die einzelne voll erblühte Blume am Single-Tisch für gute Laune.

Die neuen Formen der Porzellanhersteller garantieren eine vielseitige Verwendbarkeit und fast unendliche Kombinierbarkeit. Die Müslischale, die zum Salat- oder Reis-Bol wird, das Tellerchen ist gleichzeitig Deckel zur Dose, um nur zwei einfache Beispiele zu nennen. Dass dabei auch ältere Geräte und Gefässe zu neuen Ehren kommen, ist lediglich ein angenehmer Nebeneffekt.

Auf Kombinierbarkeit sollte man bei Neuanschaffungen für den gedeckten Tisch achten, denn mehr und mehr wird sich unser Leben in den eigenen vier Wänden abspielen: «Nesting» löst «Cocooning» ab. Gemütliches Zusammensein mit Freunden, der Familie, sich etwas Gutes tun zwischendurch, zur blauen Stunde, zwischen Tag und Traum die Arbeit einmal kurz unterbrechen mit einer guten Tasse Tee oder Kaffee, einem meisterhaft gebackenen Stück Kuchen sich die Zeit dafür nehmen und echte Qualität geniessen, das ist wahrer Luxus. Abgesehen davon gilt längst als erwiesen, dass sich vor allem schnell verschlungener Junkfood auf den Rippen absetzt, langsames Essen mit Genuss jedoch Leib und Seele gut tut.

Die neuen Lifestyle-Tendenzen

Globale Lebensgewohnheiten mischen sich mit moderner Mobilität. Für die Tischkultur be-deutet dies: Alle Formen des Lounging, Picknicks oder Barbecues an langen Abenden oder Wochenenden neu zu entdecken. Dabei geht es jedoch edel zu punkto Accessoires: Man trinkt das Mineralwasser aus den schönsten Gläsern und Karaffen, isst mit Designer-Besteck aus Edelstahl von Porzellantellern und mit Leinen-Servietten.

Ein weiterer neuer Trend «Casual cooking easy serving» zu Hause bedeutet, auf die Bedürfnisse der Gäste oder der Familie besser eingehen zu können. Am Küchenblock wird gemeinsam gekocht, es gibt für die unterschiedlichsten Geschmäcker etwas, man lernt neue Gerichte kennen und unterhält sich bestens beim Ausprobieren. Ohne Be-rührungsängste kommt man so zu neuen Erkenntnissen, neuen Bekannten und amüsanten Kocherlebnissen. Neue, grössere Besteckteile in pflegeleichtem Edelstahl, poliert oder satiniert, phantasievolles Geschirr im Retro-Look der 70er Jahre mit Punkten, Kreisen, Ellipsen heute, mit einem romantischem Rosenmuster morgen oder dem wertvollen Bone China mit Gold- oder Platinrand sonntags sowie die schöne Stoffserviette machen das Beisammensein perfekt. Weiss ist wieder top-aktuell, aber es darf auch in Farben geschwelgt werden: Blau, Grün, Rot/Orange oder Violett sind im Trend, aber auch die Milchkaffee/Schokolade-Farben «Brauncrème». Aus einer neuartigen Glasmasse werden Gläser im Bleikristall-Look hergestellt, die regelmässig und ohne zu erblinden in die Spülmaschine dürfen.

KesslerundKessler sind verantwortlich für die jeweils an der «Ambiente» und «Tendence» in Frankfurt vorgestellten neuen Trends. Franziska, die Stylistin/ Journalistin und Daniel Kessler, der Fotograf, arbeiten seit 1995 Hand in Hand und höchst erfolg-reich an gemeinsamen Projekten für Private und öffentliche Auftraggeber. Meilensteine ihrer gemeinsamen Biografie sind Trendshows an den auch für Private geöffneten Trend-Messen «Ambiente» und «Tendence» in Frankfurt, wo zweimal jährlich die neuesten Strömungen für den gedeckten Tisch präsentiert werden. Wie holt und spürt man diese Trends? Wobei sich Franziska im Gespräch gegen das Wort «Trend» wehrt: Wie jeder der wenigen echten Trendsetter spricht sie lieber bescheiden von «neuen Tendenzen».

Seit kurzem haben die beiden ihren Wohnsitz von Paris nach Zürich verlegt. Da sind sie zu ihrem Leidwesen momentan zwar nur an den Wochenenden, weil ständig in Berlin, Frankfurt oder Paris beim Einrichten oder Recherchieren. Aus diesem Grund schätzen sie die gut funktionierende Schweizer Infrastruktur, aber auch, so Franziska: «Die Modernität in Grafik und Design, Stilsicherheit und Au-thentizität, Stolz und Selbstverständlichkeit im Alltag die Tatsache, dass in Zürich alles etwas weniger grossartig, dafür individueller ist.»

Ein Trendsetter für moderne Tischkultur kann, muss aber nicht in einem Haus aufgewachsen sein, wo das frischpolierte Silber auf jeden Mittagstisch gehörte. Franziskas Elternhaus stand in Hamburg, ihre Familie war eher kosmopolitisch ausgerichtet, und die gedeckte Tafel gab es jeweils samstags, wenn Vater und Kinder noch Gäste mitbrachten. Ihr beruflicher Weg führte sie nach ersten Berufsjahren in Hamburger Verlagen nach München, zurück nach Hamburg, wieder nach München, danach nach Paris. Die letzten Stationen als Creative Director der Zeitschriften «Elle», «Elle Decoration» und «Ambiente». Franziska und Daniel leben und kochen gern und reisen viel. Sie geniessen ihr Zuhause, allein oder mit Freunden. Sie sind keine Theoretiker, Funktionen sind ihnen wichtig. Für kleine und grosse Mahlzeiten sitzen auch sie gerne am Tisch egal allerdings, ob am grossen oder kleinen, ob japanisch auf der Erde oder an der Bartheke. Sie lieben es, beim Beobachten, im Alltag der Menschen um sie herum, neue Tendenzen aufzuspüren. Dafür tragen sie bildlich gesprochen ihren kreativen Bauchladen immerzu mit. Kreativ spielerisch ordnen sie Einflüsse und Anregungen, ziehen dabei politische Strömungen und ganz wichtig eine grosse Portion Sinnlichkeit hinzu, ohne dabei in höhere Sphären zu entschweben, sondern pragmatisch in die Zukunft blickend. Voilà so macht man Trends!