Schweizer Eismaschinen haben ihren Ursprung in Buchs im Rheintal. Ausschliesslich. Die Frage, weshalb das so sei, beantwortet Hans Hagmann, CEO der Kibernetik AG, mit einer Gegenfrage: «Besitzen Sie eine Eismaschine?» Die Frage ist berechtigt: Die Schweiz ist kein Eisland, ihr Markt – verglichen mit den USA oder auch Italien – entsprechend klein. Hinzu kommt, dass die Vorteile des patentgeschützten Feineiserzeugers Micro-Cube von Kibernetik einen spezifischen Kundenkreis ansprechen und erklärungsbedürftig sind.

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Für Fischer und Gastronomen

Die Maschine presst Schneematsch zu Würfeln, deren Seiten exakt 7 mm messen. «Nur diese Würfel weisen konstant eine Temperatur von exakt 0 Grad Celsius auf», erklärt Hagmann. Bei Temperaturen unter 0 Grad würden sie mit der Zeit zu einem Block gefrieren. So bleibt das Kunsteis streufähig: Eine Eigenschaft, die in der Berufsfischerei und in der Gastronomie sehr geschätzt wird. Für Salat- oder Dessertbüffets etwa werden bevorzugt Micro-Cubes verwendet, da Saucentropfen über sie hinweg spurlos auf den Behältergrund rutschen – auf herkömmlichem Scherbeneis dagegen bilden sich rasch unansehnliche gefrorene Spuren.

Marktpotenzial ist begrenzt

Aber auch in Spitälern finden die kleinen Würfelchen ihre Abnehmer. Weil sie im Gegensatz zu kälterem Eis auf der Haut keine «Verbrennungen» verursachen, werden sie gerne zu Therapiezwecken genutzt.

Es sei schwierig, potenziellen Kunden die Vorzüge seines Produktes zu erklären, sagt Hans Hagmann. Denn nicht zuletzt sei seine Maschine teurer als diejenigen der Konkurrenz. Fazit: Der Kundenkreis ist entsprechend klein, weil sich die Käufer nur dann für die Buchser Variante entscheiden, wenn sie ausdrücklich streufähiges Kunsteis mit einer Temperatur von 0 Grad benötigen.

Hagmann setzt deshalb ganz auf die Nähe zu den Abnehmern seiner Produkte. Die Weltkarte an der Rückwand seines kleinen Büros ist allerdings eher als Zeichen persönlicher Weltoffenheit denn als Grundlage für seine strategischen Pläne zu deuten. Nach Amerika oder Asien zu expandieren macht seiner Meinung nach keinen Sinn: «Dort gibt es bereits Unternehmen, die mit Eismaschinen Milliardenumsätze generieren.» Eine Zusammenarbeit kann er sich ebenso wenig vorstellen: «Auf dem Weltmarkt sind wir ein Niemand, eine kleine Mücke – was sollen wir mit Elefanten?» Ausländisches Interesse für die Spezialmaschine sei aber durchaus vorhanden; Hagmann weiss auch von einem japanischen Produkt, das demjenigen von Kibernetik verdächtig ähnlich sieht.

Trotzdem: Die Expansionspläne beschränken sich auf den Schweizer Markt sowie Teile Deutschlands und Österreichs. Weil Hagmann dem Geschäftsbereich aber auch in absehbarer Zukunft bloss ein moderates Wachstum zutraut, will er seine Kompetenz im Bereich der Kältetechnik auch anderweitig nutzen. Denn: «80% aller Schweizer

werden aller Wahrscheinlichkeit nach keine Eismaschine von uns kaufen.»

Detailhändler springen auf

Deshalb gründete er die Unternehmensabteilung Easy-Line.

Die-se importiert, verkauft und wartet kleine und günstige Produkte aus der Klima- und Kältetechnik. Darunter sind beispielsweise Klimaanlagen für den Hausgebrauch, Kühlgeräte für den Weinkeller oder Wärmepumpen für private Swimming-Pools. Easy-Line beliefert inzwischen auch grosse Detailhändler wie Fust oder Cash+Carry, denen das entsprechende Know-how in der Klimatechnik fehlt. «Dieser Zweig hat uns in den letzten Jahren enormen Schub gegeben», freut sich Hagmann.

Ebenso viel Anlass zur Freude tragen die hauseigenen Wärmepumpen bei. Die Beharrlichkeit, mit der Kibernetik auch an diesem Produktionszweig festgehalten hat, gründet unter anderem darin, dass Hagmann an das Sys-tem der Wärmepumpe glaubt: «Es ist das beste Heizsystem. Denn Öl ist viel zu wertvoll, um es zu verbrennen.»

Andererseits bekam er in jüngster Zeit indirekte, aber prominente Unterstützung von aussen: «Al Gores Dokumentarfilm über die globale Klimaerwärmung machte das ehemalige Spezialistenthema zu einem Massenthema.» Habe Kibernetik vor drei Jahren noch buchstäblich jeden einzelnen Kunden zu einem Kauf überzeugen müssen, komme man mittlerweile mit der Verarbeitung der eintreffenden Aufträge fast nicht mehr nach.

Millioneninvestitionen kommen

Der Erfolg hat das Unternehmen aber auch an seine Grenzen gebracht. 2006 wurde ein Umsatzwachstum von 35% erzielt. Wegen den begrenzten Kapazitäten sei es schwierig, dieses gute Ergebnis 2007 wiederholen zu können. Im nächsten Jahr will das KMU deshalb 2 Mio Fr. in ein

neues Betriebsgebäude investieren.

Für dieses dann aber auch die ebenfalls benötigten, zusätzlichen Mitarbeitenden zu finden, wird laut Hagmann weitaus schwieriger. Es sei schwierig, genügend Spezialisten zu finden.

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Name: Kibernetik AG, Buchs SG

Gründung: 1965

Führung: Hans Hagmann (CEO und Mehrheitsaktionär)

Umsatz: 13 Mio Fr.

Beschäftigte: 65

Produkte: Eismaschinen,

Wärmepumpen, Entfeuchter

und Klimageräte

Internet: www.kibernetik.ch