Mit einem zünftigen Fest haben Kunden und Mitarbeiter von Thomas Abegglen in Iseltwald vergangenes Jahr das 60-Jahre-Jubiläum der heute einzigen Werft am Brienzersee gefeiert. Der Name Abegglen ist seit Jahrzehnten für solide Fischer-, Arbeits- und Freizeitboote ein Begriff. Mit dem Bootsbau und der Werft begonnen hat Thomas? 1988 verstorbener Vater Christian Abegglen 1947 direkt am See in Iseltwald, wo heute noch das Gebäude steht und neben den Wasser- und Trockenplätzen in der Sommersaison eine Bootsvermietung betrieben wird.

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«Unser Grossvater fuhr noch mit dem Ruderboot zur Arbeit. Damals gabs auf dem Brienzersee Ruderboote, Segelboote, aber noch viel mehr Arbeitsboote zum Holzen und sogar um schwer zugängliche Kartoffeläcker zu bestellen», erinnert sich der 51-jährige Thomas Abegglen.

Früh auf den Kunststoff gesetzt

Fischerboote seien schon immer die Passion seines Vaters gewesen, der in den Anfängen mit Kunststoffversuchen gestartet sei und «vom kleinen Stuhl mit 2,5 bis 7 m Negative gebaut habe», mit denen die identische Form durch Handauflegen von GFK-verstärkten Kunststoffmatten auch heute noch «gegossen» wird.

Bei Abegglen sind aber auch Weidlinge für Wasserfahrvereine mit 10 m und Langschiffe mit 15 m Länge gebaut worden. Die Preise für die in Handarbeit fabrizierten Boote variieren vom Beiboot mit 2500 Fr. bis 140000 Fr. und höher. Von der Schale bis zum Holz- und Innenausbau und dem Anbringen des bis zu 40 PS starken Yamaha-Aussenborders findet alles in der Werft statt. «Selbst mit einem 8 PS starken Motor sind die leichten, gut gleitenden Boote bis 25 km/h schnell», freut sich Abegglen.

Heute verkehren seine Boote in der ganzen Schweiz wie auch im Ausland. Abegglen: «Zum Beispiel in Deutschland auf dem Starnberger See.» Wie viele Boote wurden insgesamt in Iseltwald gebaut? Abegglen zieht die Schultern hoch: «Eine genaue Statistik gibt es nicht. Aber es dürften mehrere hundert sein. Früher produzierte man pro Woche ein Schiff. Doch die Konkurrenz aus dem Ausland mit dem Billigimport blieb nicht aus. Allerdings können dort nicht die individuellen Ausbau- und Farbwünsche berücksichtigt werden.»

Von seiner in den 1990er Jahren aus Platzgründen ein paar 100 m über dem Brienzersee gebauten Werft hat Abegglen einen phänomenalen Ausblick auf See und Berge. «Die Umgebung ist unglaublich schön, eine einzige Oase der Ruhe», schwärmt er. «Iseltwald ist das einzige Dorf auf der südlichen Seeseite. Da kann man überall ankern. Und zu Fuss kann man über einen Uferweg bis an den Giessbach laufen.» Schwimmende Ferien- und Wochenendhäuser sind auf dem Brienzersee hingegen kaum anzutreffen, Boote mit mehr als 8 m Rumpflänge sind die Ausnahme. Eine Wassertankstelle gibt es nicht, ein Projekt wurde abgelehnt. Und vom Brienzer- aus den Thunersee via Aarekanal zu erreichen, ist nicht möglich.

Genügend freie Liegeplätze

Wer in der Schweiz eine Nummer für ein Schiff beantragt, muss einen Liegeplatz nachweisen. So lautet das Gesetz. «Wir bieten in der Regel Plätze an, wenn einer bei uns ein Schiff kauft», sagt Abegglen. Auch bei den Gemeinden am Brienzersee gibt es nach Absprache in der Regel freie Plätze. Abegglen hat 20 Wasserplätze in Iseltwald und weitere Trockenplätze, dazu in Brienz als Winterlager eine Halle mit 50 Plätzen, die er bei der Betriebsaufgabe der Hofmann-Werft übernahm. Allerdings friert der 16 km lange, 2,5 km breite und 260 m tiefe Bergsee mit den steil abfallenden Ufern im Winter nicht zu.

 

 



Bodensee:

Peter Bosshart

Murtenseee: Christian Heubi und Fredy Joder

Während der Neuenburgersee mit einer Länge von 38 km, einer Breite von 8 km und maximal 153 m Tiefe das grösste Gewässer auf Schweizer Boden ist, sind die Dimensionen des Bodensees als Grenzgewässer mit einer Länge von 72 km, einer maximalen Breite von 14 km und einer Tiefe von 254 m noch eindrücklicher. Von den Seen mit Schweizer Anteil schlägt nur der mit 580 um 44 km2 grössere und 310 m tiefe Genfersee beide.

25 Mitarbeiter beschäftigt die 1986 gegründete, unter Leitung von Peter Bosshart (56) stehende Pro Nautik AG in Romanshorn; sie beschäftigt Bootbauer, Bootfachwart, Marinemechaniker, Marineelektroniker, Sachbearbeiter, Marketingplaner, Lagerist, Werkstattleiter und Verkäufer. Übrigens: Für 2008 wird bei der Pro Nautik für einen Bootfachwart wieder eine drei Jahre dauernde Lehrstelle frei.

Der Werftladen bietet alles, was das nautische Herz begehrt, vom Universal-Werkzeugkoffer über Navigationssysteme, digitale Seekarten bis hin zu Geheimtipps, die Spinnen auf dem Boot verschwinden lassen sollen. Unter den 6000 Artikeln finden Bootsbesitzer garantiert, was sie brauchen, auch viele Ersatzteile. Daniel Walter berät mit nautischer Fachkompetenz.

«Wir organisieren jedes Jahr eine Hausmesse, sind an der Interboot, der SuisseNautique und der Boot Düsseldorf vertreten», freut sich Barbara Bosshart, die bei der Bodensee-Werft für das Marketing verantwortlich zeichnet.

Breite Palette von Vertretungen

Als Dimensionen gibt die Pro Nautik 3500 m2 Innenlager, 4050 m2 Aussenlager und eine Tiefgarage mit 300 m2 Fläche an. Sie zählt im Schweizer Vergleich zu den grösseren Betrieben. Parkplätze für Kundenautos sind direkt am Hafen vorhanden, Jeanneau-Segel- und -Motorboote, Bavaria-Segelboote, Linder-Aluminiumboote und Ocqueteau-Motorboote gehören zu den Vertretungen. «Wir vertreiben eine sehr breite Palette an Sportbooten, die zu einem grossen Teil über das Schweizer Händlernetz angepriesen werden. Für die Marken Stingray und Windy sind wir nur für den Bodensee zuständig und betreiben keinen weiteren Zwischenhandel», klärt Bosshart auf. Über den Handel bietet Pro Nautik insgesamt 112 verschiedene Modelle an, davon 30 Segelboote, 59 Motorboote sowie 23 Klein- und Beiboote. Auf Kundenwunsch werden Boote restauriert.

«Durch unsere Grösse und den Standortvorteil können wir alle Aufträge fach- und termingerecht erledigen», freut sich Bosshart: «Der Trockenplatz bei Pro Nautik in Romanshorn bringt Vorteile. Man braucht keinen festen Wasserliegeplatz und kann doch jederzeit aufs Wasser!»

Und da ist noch der komplette Service. «Die Yacht steht bei uns auf dem Vorplatz auf einem Anhänger. Unmittelbar nach dem Anruf des Kunden wird das Boot mit dem 20-t-Kran behutsam eingewassert und an einen freien Platz gelegt. Mit einem visuellen Check unseres Mitarbeiters ist sichergestellt, dass alles in Ordnung ist. Nun kommen die Kunden an Bord und dürfen nur noch geniessen und kurz danach in See stechen», so Bossart. Die Gastliegeplatzgebühr in Romanshorn beträgt pro Nacht 16 Fr.

Investitionen sichern die Zukunft

Für den Top-Service am Bodensee hat die Pro Nautik AG mit dem Neubau der 2000 m2 grossen Bootswinterlagerhalle 2005 eine grosse Investition in die Zukunft getätigt. Im Trend liegen Veredelungen wie zum Beispiel Teakdeck, Rumpf farbig spritzen und Innenausbauten.

Unser Ziel ist es, dass unsere Kunden auf ihren Booten die Freizeit geniessen können und sich nicht über Pannen ärgern müssen», sind sich Fredy Joder und Christian Heubi, Inhaber der Bootswerft Nautic + Technic AG in Vallamand, einig. Blitzsauber wie die Hafenanlage der Gemeinde Vallamand ? wo es 2008 noch freie Liegeplätze hat ? ist ihre vor einem Jahr gegründete Werft am 10 km langen, 3,3 km breiten und 45 m tiefen Murtensee.

Dass die Hafenanlage Vallamand bereits das 10-Jahr-Jubiläum feiert, überrascht. Alles präsentiert sich wie neu. 200 Wasserplätze und 100 Trockenplätze für die übliche Bootsgrösse bis 7,5 m gibt es hier für einen Mietpreis ab 2000 Fr. pro Jahr. Dazu wird ein Service geboten, von dem sich manch andere Hafenanlage eine Scheibe abschneiden könnte: Eine Tankstelle (die einzige auf dem Murtensee), abgeschlossene Dusch- und WC-Anlagen, Parkplätze für Autos, eine 10-t-Krananlage, Winterlager und Stromanschluss für eine Heizung, wenn das Boot im Winter im Wasser bleiben soll. «Der Hafen gehört der Gemeinde, wir stehen aber mit unserer Leistung und unserem Kundendienst da», sagt Joder und nennt Details. «Unsere Kunden sind aufgrund der Befahrbarkeit der drei Juraseen und der Aare bis nach Solothurn mit ihren Booten oft lang unterwegs. Allein die Kanalfahrt vom Murten- in den Neuenburgersee dauert 40 Minuten.»

Mit dem Serviceboot unterwegs

Einerseits bieten die beiden Techniker einen Pannendienst mit ihrem voll ausstaffierten Serviceboot mit Erste-Hilfe-Werkzeug an, mit dem sie vor allen Dingen im Murtensee unterwegs sind und auch schon 10 m lange Boote mit 6 t Gewicht abgeschleppt haben. Als Alternative haben sich die beiden anderseits einen Servicewagen eingerichtet, in dem es an kaum etwas fehlt, um eine havarierte Schiffsmechanik wieder instand zu stellen.

Regelmässiger Service lohnt sich

Potenzial sehen die Inhaber der Nautic + Technic AG in Präventivmassnahmen beim Service. «80% aller Pannen betreffen Impeller. Deshalb wechseln wir ihn konsequent aus», weiss Heubi aus Erfahrung. «Wir wissen, auf was zu achten ist, wenn Maschinen 10000 Stunden laufen müssen. Wenn man sechs Stunden auf dem See unterwegs ist, lohnt sich ein guter Service», pflichtet Joder bei.

Neben Revisionen und Restaurationen bietet Nautic + Technic einen «Clean and go»-Service an. Plane abdecken, tanken, putzen «Da reden wir von 75 Fr. an aufwärts», sagt Joder und erwähnt auch den Unterwasseranstrich. Wer dabei nicht auf Lufttemperatur, Schatten- und Sonneneinfall, Untergrundvorbereitung, Aufbauanalyse und Feuchtigkeit des GFK achte, mache sich oft kontraproduktiv an die Arbeit.

Während der Saison betreibt die Nautic + Technic AG eine Bootsvermietung mit einer coolen Master Craft sowie ein Hafenbeizli und vermietet ihren Stammkunden auch schon mal einen Trailer für den Ausflug mit dem eigenen Boot auf den Lago Maggiore.

Zudem spielen Umweltaspekte bei der Werft in Vallamand eine zentrale Rolle. Joder: «Wir achten auf die gute Verbrennung der Motoren. Der Trend zu mehr Dieselmotoren ist übrigens auch im Bootssektor nicht aufzuhalten.»