Bereits haben rund 50000 Personen bei Coop eine Supercard MasterCard ohne Jahresgebühr bestellt. «Wir wollen die Ersten sein, welche eine kostenlose Karte einführen», sagt Felix Wehrle, Leiter der Coop-Kommunikation. Details dazu will er allerdings keine verraten. «Aus Konkurrenzgründen», sagt Wehrle. Auch das Schweizer Finanzinstitut, das die neue Coop-Kreditkarte herausgeben wird, soll vorerst ein Geheimnis bleiben.

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In der Kreditkarten- und Detailhandelsbranche heisst es unisono: Partner von Coop wird die Firma Swisscard sein. Swisscard AECS, ein Joint Venture von Credit Suisse und American Express, will das weder bestätigen noch dementieren. «Wir sehen im Co-Branding einen wachsen-den Trend», ist alles, was sich Swisscard-Sprecher Urs Knapp entlocken lässt. Swisscard hat bereits eine Partnerschaft mit den Miles&More-Kreditkarten der Swiss und führt in ihrem Kartenportfolio auch die rund 100000 TCS-Kreditkarten.

Gewaltiges Kundenpotenzial

Laut einer Migros-Führungskraft habe Swisscard auch bei Migros angeklopft, sei aber abgeblitzt. Migros hat sich für die GE Money Bank entschieden, eine Tochter des US-Multis General Electric. Sie erhalte damit Zugang zu rund 2,1 Mio Haushalten mit Cumulus-Karten ein gewaltiges Kundenpotenzial: Wenn diese einen Antrag auf die neue Migros-Kreditkarte stellen, wird die GE Money Bank auf einen Schlag zum gewichtigen Player im Schweizer Kreditkartengeschäft.

Bei der Migros wird die GE Money Bank bei einer Bezahlung mit M Budget MasterCard unter 1% der Kaufsumme verlangen. Bei anderen Detailhändlern wird sie aber die reguläre Interchange Fee in Rechnung stellen, die bis 2009 auf durchschnittlich 1,35 bis 1,3% sinken wird.

Entwicklungsland Schweiz

Auslöser zum Vorstoss der beiden grössten Detailhändler war ein überaus zahmer Entscheid der Wettbewerbskommission: Die Weko verlangte, dass die Interchange Fee von durchschnittlich 1,8% bis in drei Jahren um 25% gesenkt werden sollte. Wodurch die Schweiz aber immer noch weit über dem europäischen Niveau von 0,7% liegen würde. Das hat die Detailhändler zum Aufstand ermuntert, zumal die Bezahlung mit Kreditkarten vor allem im Foodhandel in der Schweiz im Vergleich etwa mit Frankreich unterentwickelt ist.

Bei jedem Kauf erhielten die Schweizer Kartenherausgeber bisher durchschnittlich 1,8% von den Detailhändlern. Der gesamte Umsatz, der in der Schweiz mit Kreditkarten getätigt wurde, betrug im letzten Jahr laut Monatsheft der Nationalbank 15,8 Mrd Fr.

Wenn man in einer vorsichtigen Schätzung annimmt, dass rund die Hälfte dieses Umsatzes von Schweizer Kreditkartenbesitzern generiert wurde, betragen die Einnahmen, die allein aus der Interchange Fee an die Kreditkartenherausgeber geflossen sind, rund 150 Mio Fr. Dazu kommen rund 300 bis 350 Mio Fr. für die Kartengebühren, welche die Kreditkartenherausgeber von den 3,5 Mio Kreditkartenbesitzern in der Schweiz eintreiben. Die Gesamteinnahmen der Kreditkartenherausgeber aus Visa- und Mastercard-Kreditkarten in der Schweiz beliefen sich gemäss Weko im Jahr 2003 auf knapp 841 Mio Fr.

Gratiskarten kurbeln an

Diese hohen Einnahmen begründen die Kreditkartenherausgeber mit ihren Kosten, doch will sich niemand genau in die Karten schauen lassen. Immerhin ist Swisscard bereit, ihre Einnahmen wenigstens anteilsmässig aufzuschlüsseln: Der Löwenanteil von 30 bis 35% fällt auf die Interchange Fee. 20 bis 25% des Erlöses stammen von der Jahresgebühr für die Karte, ein Anteil, der im Ausland bedeutend tiefer liegt als in der Schweiz. Weitere 20 bis 25% stammen aus Gebühren für Fremdwährungen, 5 bis 10% von der Händlerkommission, 5 bis 10% aus dem Zinsertrag von Teilzahlungen und weitere 5 bis 10% aus anderen Ertragsquellen wie etwa Mahngebühren.

Der Anteil aus dem Zinsertrag von Teilzahlungen ist in der Schweiz noch tief, hier wittern neue Anbieter ein lukratives Geschäft. Allerdings soll der Verzugszins bei Migros nur bei 9,9% statt bei den üblichen 15% liegen.

Auf den Vorstoss von Migros und Coop werden die Kartenherausgeber reagieren müssen. Details wollen sie aber nicht bekannt geben, solange die neuen Konkurrenten ihre Offerten nicht offen legen. Klar ist schon jetzt, dass der Markt der Kreditkarten neu aufgemischt wird. Und dank Migros und Coop auch kräftig wachsen dürfte.

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Mastercard und visa: Kreditkartenmarkt wird durchgewirbelt

27.4.2006

Die beiden Detailhandelsunternehmen Migros und Coop kündigen an, auf Herbst eine eigene Kreditkarte zu lancieren. Bei Migros soll die Jahresgebühr 4.40 Fr. kosten, bei Coop gratis sein. Der Einstieg erschüttert den bisherigen Schweizer Kreditkartenmarkt (siehe Tabelle).

Issuer

geben gegen eine Jahresgebühr Kreditkarten an Konsumenten heraus. Grösster in der Schweiz ist die UBS, gefolgt von Viseca, die die Karten der Kantonal- und Raiffeisenbanken sowie von Bank Coop und Migrosbank herausgibt. Dann folgt Swisscard.

Acquirer

Kreditkartenunternehmen, das Händler/Dienstleistungsanbieter für die Akzeptanz von Kreditkarten anwirbt und Verträge abschliesst.