Um die Betreibergesellschaft des Hamburger Hafens HHLA ist ein Übernahmekampf mit prominenter Schweizer Beteiligung entbrannt. Die Genfer-Reederei MSC von Gianluigi Aponte hatte am Mittwoch bekannt gegeben, knapp die Hälfte des Kapitals der HHLA kaufen zu wollen.

Das ist dem in der Schweiz wohnhaften Hamburger Logistik-Milliardär Klaus-Michael Kühne ein Dorn im Auge. Kühne ist mit 30 Prozent an der Reederei Hapag-Lloyd beteiligt, die wichtiger Kunde des Hamburger Hafens ist. Nun will Kühne zurückschlagen.

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«Ich kann Hapag-Lloyd nur dringend raten, selbst und sofort ein Übernahmeangebot für 49,9 Prozent der HHLA-Aktien abzugeben», sagte der 86-jährige Milliardär dem deutschen «Handelsblatt» nach der Veröffentlichung des MSC-Angebots. «Wenn Hapag-Lloyd es nicht macht, erwägt meine Kühne Holding AG, es kurzfristig zu tun», erklärte Kühne weiter. Hapag-Lloyd hat sich bisher noch nicht zur Aufforderung ihres Grossaktionärs geäussert.

Am Mittwoch hatte MSC mit der Hansestadt Hamburg als grösstem Anteilseigner der HHLA einen Deal geschlossen. MSC bietet 16,75 Euro in bar je Aktie. Sofern die Genfer Reederei nach Vollzug des Übernahmeangebots und der Einbringung 100 Prozent der A-Aktien hält, werde Hamburg mit 50,1 Prozent und MSC mit 49,9 Prozent am Grundkapital beteiligt sein.

MSC hat Kühne überboten

Für den gebürtigen Hamburger Kühne ist das ein No-Go: «Diese Lösung ist ein Affront vor allem gegen Hapag-Lloyd als grössten Nutzer und damit grössten Reedereikunden des Hamburger Hafens.» Es sei unverständlich, warum die Stadt Hamburg den Erstzugriff auf eine Minderheitsbeteiligung nicht einem lokalem Unternehmen, also der Hapag Lloyd, eingeräumt habe.

Die Genfer MSC hat Kühne offenbar schlicht überboten: Kühne hatte für den Anteil der Stadt am Hafenbetreiber von 69 Prozent rund eine halbe Milliarde Euro geboten. Das Gebot von MSC bewertet nun die HHLA mit rund 1,2 Milliarden Euro.

Anleger hoffen nun auf einen Bieterstreit: Die Aktie der HHLA schoss an der Börse zeitweise um rund 50 Prozent Höhe und erreichte 17,44 Euro. Das liegt deutlich über dem MSC-Gebot von 16,75 Euro je Aktie. 

Der Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel verteidigte den geplanten Teilverkauf an die Schweizer MSC. Der Deal sei gegen niemanden gerichtet, die Partnerschaft mit Hapag-Lloyd solle fortgesetzt werden.

Das dürfte den Logistik-Unternehmer Kühne kaum beruhigen. Der Streit um den Hamburger Hafen zwischen den Schweizer Protagonisten dürfte nun erst so richtig beginnen.

(ali mit Agenturmaterial)