In letzter Zeit hoben nicht nur viele Kuoni-Kunden in die Herbstferien ab – auch beim Reisekonzern selber war wieder mal Flugzeit. Dieses Mal traf es Stefan Leser, das dienstälteste Mitglied der Konzernleitung: Der Bayer, der seit elf Jahren für Kuoni arbeitete und dort für dessen Stammgeschäft, das Outbound (Touroperating), verantwortlich war, räumt seinen Stuhl. Überraschend kommt der Abgang nicht. Leser hatte sich um den Posten des CEO beworben, seine Kandidatur dann aber aufgrund des Endlos-Wahlverfahrens zurückgezogen. Als dann im Frühjahr Finanzchef Peter Meier auf den Schild gehoben wurde, schien die Scheidung programmiert.

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Meier ist Lesers Antipode: Während der Deutsche als kreativer, eloquenter Entrepreneur auftritt, haftet Meier der Ruf des akkuraten Buchhalters mit Lehrersyndrom an. «Er weiss es immer besser als die anderen», heisst es über ihn. Das gilt auch für die Strategie: Leser hatte gemäss Insidern darauf gedrängt, sich vom taumelnden Touroperating zu trennen und die zukunftsträchtigeren Geschäfte Visa Services und FIT (Fully Independent Traveller) mit dem Kernstück Hoteldatenbank zu stärken. Diese sind zum Profittreiber für Kuoni geworden. Doch Meier legt sich bis dato nicht fest – und macht sich damit selbst zur Zielscheibe.

Mit Kommunikation Goodwill verspielt

«Bei Kuoni hat man immer zu spät auf fundamentale Entwicklungen reagiert. Das scheint auch unter Peter Meier so weiterzugehen», kritisiert Gregor Greber vom Aktionärsdienstleister zRating AG. Auch er fordert in seinem jüngsten «Final Call for Boarding»-Newsletter eine Fokussierung des Geschäftsmodells.

Goodwill hat sich Meier auch mit seiner Kommunikation der Halbjahresresultate verspielt: Ausgerechnet er, der ehemalige Finanzchef, überrumpelte die Anlegercommunity mit schlechten Resultaten in Skandinavien, welche die Tücken des Touroperatings plastisch aufzeigten. Prompt sackten die Kuoni-Valoren massiv ab. Insgesamt haben sie unter Meier stark an Wert verloren.

Unter Druck steht aber auch VR-Präsident Heinz Karrer, der den neuen Konzernchef gesucht hat: Er muss die strategische Diskussion forcieren und endlich das Problem der veralteten Kapitalstruktur angehen. «Nur dank den Stimmrechtsaktien sowie der Stimmrechtsbeschränkung kann der Verwaltungsrat das Geschäft weiterhin in einer geschützten Werkstatt führen», so Greber.