Die Personalchefin von Richemont, Sophie Guieysse, tritt per sofort zurück. Dies meldete der Luxusgüterkonzern ohne weitere Begründung. Was zu Guieysse’ abruptem Abgang führte, ist allerdings kein Geheimnis.

Bereits vor einer Woche hatte der Genfer Konzern bekannt gegeben, er starte «a comprehensive review of its Human Resources function». Am Ende könnte auch ein Umbau der Konzernleitung stehen.

Die Personalchefin, seit 2017 im Amt, war in Kritik geraten, weil sie einerseits treibende Kraft hinter einer drastischen Erhöhung der Honorare der Konzernleitung um 35 Prozent gewesen sein soll – während andere leitende Manager Lohneinbussen von 20 Prozent und das Personal sogar Bonuskürzungen von 25 bis 50 Prozent hinnehmen mussten.

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Guieysse’ eigenes Salär war im letzten Jahr von 1,9 auf 3 Millionen Franken gestiegen. Und insgesamt legten die Vergütungen für das Senior Executive Board von 30,5 Millionen im Jahr 2018 auf 41,4 Millionen im letzten Jahr zu (mehr)

Auch der Konzernchef verdient mehr

Gemäss dem Ende Mai veröffentlichten Geschäftsbericht verdiente Richemont-Chef Jérôme Lambert im letzten Geschäftsjahr 8,1 Millionen Franken. Das war deutlich mehr als die 5,4 Millionen im Jahr zuvor.

Richemont wies allerdings darauf hin, dass Lambert zuletzt Leistungen aus einem langfristigen Vergütungsprogramm erhalten habe. Die Vergütung aus dem Aktienoptions-Plan hat sich dadurch auf 4,0 Millionen verdoppelt.

Lambert hat mehrere Hüte an

Lambert sei mit der Sonderzahlung für die Arbeit seit 2016 entschädigt worden, hiess es im Bericht zur Begründung. Er war Chef der Richemont-Marken Jaeger-LeCoultre und Montblanc und übernahm die Gruppenleitung im Herbst 2018.

Ähnliche Zahlungen erhielt Nicolas Bos, der seit Jahren Chef der Schmuckmarke Van Cleef & Arpels ist. Bos bezog im letzten Jahr ein Salär von 9,2 Millionen Franken nach zuvor 4,9 Millionen.

Die fürstlichen Lohnerhöhungen an der Spitze gerieten nun vielen Angestellten in den falschen Hals: Sophie Guieysse war auf der anderen Seite als Personalchefin mitverantwortlich für den scharfen Sparkurs bei Richemont. Der Luxusgüterkonzern steckt wegen der Corona-Pandemie speziell in einer Krise und fährt seine Kosten herunter.

(mbü, mit Verwendung von Material der Agentur awp)