Würde in der Papierfabrik Landqart bloss gewöhnliches Papier hergestellt, müsste der Besucher keine Sicherheitsschleusen passieren. Sie sind aber nötig, weil das Unternehmen ein Rezept hütet, das ungefähr so geheim ist wie die exakten Bestandteile von Coca-Cola. Die Rede ist von technologisch hochanspruchsvollem Sicherheitspapier. Nur wenige Menschen kennen das Geheimnis dieses «Stoffes», aus dem Geld gemacht wird. Soviel steht aber fest: Es handelt sich weder um Zell- noch um Holzstoff, sondern um eine spezielle Art von Baumwolle, die aber nicht für Textilien verwendet werden kann.
Bei Sicherheitsprodukten wie Banknoten spielt das Papier eine entscheidende Rolle. Denn über die Echtheit oder die Fälschung entscheidet der Griff und nicht der Aufdruck. Im Lauf der Jahre ist aus dem Herstellungsprozess in Landquart, wo das Unternehmen seinen Sitz hat, ein ausgeklügeltes Verfahren geworden.
Landqart stellte schon immer Spezialpapiere her, wie beispielsweise hochwertige grafische Papiere – aber in letzter Zeit wurde vor allem in den Bereich der Sicherheitspapiere investiert.
Markt von 500 Milliarden Dollar
Alfonso Ciotola, der das Unternehmen seit März dieses Jahres leitet, sieht die heutigen Kernkompetenzen vor allem im Wissen um Sicherheitsmerkmale, das dazu erforderliche geistige Eigentum, um den globalen Verkauf und
das Networking mit Technologie-Partnern. Längst bietet Landqart aber nicht nur Sicherheitspapiere, sondern ganze Sicherheitslösungen für Banknoten, Pässe, Checks, Transporttickets, Steuermarken oder Ausweise an.
Als einzige Fabrik ausserhalb dem Euroland kann das Unternehmen diverse europäische Nationalbanken mit Papier für verschiedene Denominationen beliefern. Aber auch ausserhalb der Europäischen Union schwören Regierungsstellen und Notenbanken auf die fälschungssicheren Produkte aus Landquart. Die Firma gehört weltweit zu den führenden Anbietern in einem Markt, dessen Potenzial auf jährlich 500 Mrd Dollar veranschlagt wird.
Zwar gehört Landqart heute zur kanadischen Unternehmung Fortress Paper, aber die 240 Mitarbeitenden brauchen um ihren Arbeitsplatz nicht zu fürchten. Die Nachfrage nach fälschungssicherem Papier war noch nie so gross, und der Weg bis hin zum Nischenplayer wäre für allfällige Newcomers sehr weit. Die Anfänge des Unternehmens gehen bis 130 Jahre zurück. Vor 52 Jahren wurde das Fundament für die heutige Firmenstruktur gelegt.
Schon einmal erlebte das Unternehmen einen turbulenten Nachfragedruck: Während der beiden Weltkriege war – als Folge der Hyperinflation – Notenpapier stark gefragt. Alte Leute im
Dorf erinnern sich noch an Erzählungen ih-
rer Grosseltern aus Deutschland, welche «mit dem Leiterwagen voller Noten ein Brot einkaufen gingen».
Mutterhaus mit IPO
Mitte 2006 ging Landqart – zusammen mit der Schwestergesellschaft Dresden Papiere im ostdeutschen Heidenau – vom US-Konzern Mercer International zu Fortress Paper über. Im Juni dieses Jahres haben die Kanadier den Börsengang gewagt und konnten damit das Eigenkapital beträchtlich erhöhen. «Dieses Geld wird für Investitionen zugunsten einer weiteren Entwicklung von Landqart und Dresden Papiere nützlich sein», freut sich CEO Ciotola.
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FIRMENPROFIL
Name: Papierfabrik
Landqart, Landquart GR
Gründung: 1872
Führung: Alfonso Ciotola
Umsatz: 70 Mio Fr.
Beschäftigte: 240
Produkte: Sicherheits- und Spezialpapiere sowie
satinierter Karton
Internet: www.landqart.ch