Hoch über dem Zürichsee stanzt eine Maschine im Testlauf Alupackungen aus der Folie. Mit kritischem Blick prüft der Produktionschef, ob der Aufdruck am richtigen Ort platziert ist. Trotz Automatisierung und totaler EDV-Vernetzung sind Augenmass und Handarbeit bei der Leuthold Mechanik immer noch gefragt. «Präzision ist unsere Passion» lautet die Philosophie. Dabei geht es oft um Tausendstel Millimeter.

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Lieferant für Aluindustrie

Die Leuthold Mechanik ist weltweite Marktleaderin für die Herstellung von Werkzeugen und Maschinen für die Aluminiumverpackungsindustrie. Begonnen hat sie als Zulieferbetrieb für die Maschinen-, Apparate- und Elektroindustrie. Ein Glück für Leuthold war, dass die Folienproduzentin Alcan in Rorschach, die man während Jahren mit Teilen belieferte, mit dem Maschinenbau nichts mehr zu tun haben wollte. Die beiden Firmen bauten eine enge Partnerschaft auf. Weil die Verkäufer von Alcan ihre Kunden, wenn sie eine neue Anlage oder ein neues Werkzeug brauchen, zu Leuthold schicken, kann Leuthold bis jetzt auf eine eigene Marketing- und Verkaufsabteilung verzichten. «Unsere Qualität hat sich auch herumgesprochen», schiebt CEO Heinz Leuthold nach. «Wir sind weltweit die erste Adresse.»

Leuthold weiss, was das Gründen eines Unternehmens heisst. «Das war mein erster Arbeitsplatz, im Keller meines Vaters», sagt er, wie wir an einer Drehbank vorbeikommen. «Dann kam eine Maschine nach der andern hinzu, bis der Keller voll war.» Leuthold absolvierte das vierte Lehrjahr, als er mit dem Aufbau eines eigenen Geschäfts begann. Sein erster Mitarbeiter war Urs Forrer, mit dem er heute das Unternehmen leitet.

Flexibilität ist gefragt

Leuthold Mechanik übernimmt für ihre Anlagen die Systemverantwortung und bietet mit Montage, Inbetriebnahme und Schulung der Mitarbeiter einen 100-prozentigen Support. Anlaufzeiten gibt es keine mehr. «Heute verlangt der Kunde, dass die Anlage von der ersten Sekunde an 100-prozentig läuft», sagt der CEO. Tauchen später aller Qualität zum Trotz Probleme auf, so fährt oder fliegt einer der eigenen Monteure hin. Weil die Kunden in drei Schichten arbeiten und die produzierten Stückzahlen enorm sind, muss jeweils schnell reagiert werden. Die Kunden befinden sich in erster Linie in Europa, zunehmend aber auch in den USA und Kanada, wo Vorräte bisher vor allem tiefgefroren wurden.

Der Markt, in dem sich Leuthold Mechanik bewegt, ist relativ klein. Damit ist er für Grosskonzerne nicht interessant, aber für kleine Unternehmen wegen der Einstiegsinvestitionen zu gross.

Innovation statt Patente

Leuthold befindet sich also in einer ausgezeichneten Position. In Europa hat das Unternehmen lediglich drei direkte Konkurrenten. Leuthold schützt die Produkte nicht durch Patente, sondern versucht den Vorsprung durch Innovationen zu halten. «Fast jeder Auftrag ist eine Weiterentwicklung», erklärt Geschäftsführer Leuthold. «Wenn der Kunde unser Haus verlässt, müssen wir schon die nächste Idee haben.» Das Vision-Control-System HLM SM 284 zum Beispiel erlaubt es, alle Alubehälter auf ihre Dichtheit zu kontrollieren und auch kleinste Risse festzustellen. Mit Leuthold-Anlagen werden die Behälter zudem schadenfrei gestapelt. Auch bezüglich eines allfälligen Ersatzes von Aluminium durch andere Materialien schlafe man nicht, bemerkt Leuthold. Mit der Aluverpackungsindustrie generiert Leuthold rund die Hälfte des Umsatzes. Der Rest entfällt auf die Lohnproduktion von anspruchsvollen Werkzeugen und Präzisionsteilen. Aus dem Unternehmen aus Samstagern stammen zum Beispiel die Schaltgabel für die Autos des Formel-1-Teams Sauber Petronas oder ein Werkzeug, mit dem Kundin Flawa ihre Wattepads so herstellen kann, dass sie besonders flauschig bleiben.

Bei der Lohnproduktion ist Leuthold allerdings deutlich stärker dem Preiskampf ausgesetzt. Trotzdem ist das zweite Standbein für den Risikoausgleich wichtig.

Hoher Investitionsanteil

Auch bei den eigenen Produktionsmaschinen ist Kreativität gefragt. So hat Geschäftsleitungsmitglied Urs Forrer aus verschiedenen Elementen eine Roboteranlage mit 162 Palettenplätzen kombiniert, die rund um die Uhr läuft. Bei einer Störung in der Nacht avisiert der Roboter den zuständigen Mitarbeiter per Handy. Jährlich werden 1,5 bis 2 Mio Fr. in den Maschinenpark investiert.

Ausbildung gross geschrieben

Stolz ist Heinz Leuthold, dass seine Firma stets neun bis zehn Polymechaniker-Lehrlinge beschäftigt, die von einem vollamtlichen Ausbildner betreut werden. Die Strukturen des Unternehmens sind trotzdem schlank: Nur vier der rund 60 Mitarbeiter alles Berufsleute sind in der Administration tätig, die übrigen in Forschung, Entwicklung und Produktion. Die Fluktuation ist gering. Mit dem Standort Samstagern ist Leuthold sehr zufrieden, obwohl auch er in den Produkten aus Billiglohnländern eine Gefahr sieht. Seit über zehn Jahren verfügt Leuthold über einen kleinen Stützpunkt im grenznahen Österreich. Dieser Fuss in der Türe der EU habe sich «bis jetzt gut bewährt», bilanziert Leuthold, dessen Firma 2004 ihr bisher bestes Geschäftsjahr hatte.



Firmen-Profil

Name: Leuthold Mechanik AG

Gründung: 1974

Umsatz: 16 Mio Fr.

Beschäftigte: 60

Geschäftsführer: Heinz Leuthold, Urs Forrer

Produkte: Komplette Systemlösungen zur Produktion von Alu-Verpackungen, Lohnfertigung und Präzisionsteile

Produktionsstandorte: Schweiz, Österreich

Kunden: Hersteller von Alu-Verpackungen; Maschinen-, Elektro-, Apparate-, Elektronikindustrie.

Internet: www.hlm-ag.ch