Um Aldi ist es ruhiger geworden, um Lidl ganz still. Immerhin hat der Hard-Discounter Aldi bisher elf Filialen in der Schweiz eröffnet, während sein Konkurrent Lidl hier zu Lande immer noch in der Planungsphase steckt.

Entscheidend beim Aufbau eines Filialnetzes ist das Logistikzentrum. Aldi hat vor dem Startschuss für sein Schweizer Filialnetz ein Verteilzentrum in Embrach ZH gemietet und umgebaut. In den nächsten Tagen soll laut Mediensprecher Sven Bradke der erste Spatenstich in Domdidier FR für ein weiteres Verteilzentrum in der Westschweiz folgen. Es soll in zwei Jahren fertig sein.

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Lidl dagegen hat noch immer kein Logistikzentrum. Zurzeit hoffen die Gemeinden Weinfelden TG und Näfels GL, das Rennen um das Logistikzentrum für die Deutschschweiz zu gewinnen und damit neue Steuereinnahmen zu generieren. «Wer als Erster das Logistikzentrum baut, wird auch zum Firmensitz und erhält damit 350 bis 400 neue Arbeitsplätze», sagt Ralph Rechsteiner, Gemeindeschreiber von Näfels. In der Glarner Gemeinde wurden bislang die Lidl-Pläne durch Einsprachen bäuerlicher Kreise blockiert. Eine Mediation soll demnächst zu einer aussergerichtlichen Lösung führen.

Fatale Verzögerung

Falls der Rechtsweg weiter eingeschlagen wird, wäre das für Näfels fatal, weil das Bauvorhaben damit zu lange verzögert würde.

In einem solchen Fall hätte Weinfelden die besseren Karten. Dort hat Lidl allerdings noch kein Baugesuch eingereicht, wie Gemeindeschreiber Martin Sax sagt. Aber er rechnet demnächst damit. Am 6. April will Lidl über das Baugesuch orientieren, erklärt Gemeindeammann Max Vögeli. Sax streicht die Vorteile von Weinfelden heraus: Lidl habe in seiner Gemeinde einen Baurechtsvertrag abgeschlossen und der geplante Standort befinde sich zudem in einer Industriezone. Im Moment läuft bis zum 5. April die Auflagefrist für eine Änderung des Gestaltungsplans.

Die Geschäftsleitung von Lidl Schweiz am Hauptsitz in Frauenfeld gibt sich wie immer zugeknöpft: «Gerne bestätigen wir Ihnen, dass Lidl Schweiz Standorte in der gesamten Schweiz plant. Aus wettbewerbspolitischen Gründen machen wir generell keine Detailaussagen zu unserer Unternehmensplanung und -entwicklung.»

Offener hat sich Lidl gegenü-ber Gemeindevertretern geäussert: Lidl beabsichtige, in der Schweiz insgesamt bis zu 200 Filialen zu eröffnen und für deren Belieferung zwei bis drei Logistikzentren zu betreiben. Ein Verteilzentrum sei im Kanton Freiburg geplant.

Noch kein Konkurrent

Auch wenn Lidl demnächst ein Baugesuch für ein Logistikzentrum einreicht, kann es immer noch zu unerwarteten Einsprachen kommen. Zudem zeigt die Erfahrung, dass bis zur Realisierung eines Baus rund zwei Jahre verstreichen.

Bereits wird daher in Handelskreisen spekuliert, dass Lidl die erste Filiale als Musterfiliale eröffnet, ohne Logistikzentrum in der Deutschschweiz. Dies allerdings wäre ein Notnagel ohne Fundament für die Zukunft. Bis Lidl tatsächlich in der Schweiz zu einem echten Konkurrenten für die Schweizer Detailhändler wird, kann es noch lange dauern.