Lidl Schweiz auf Expansionskurs: «Wir eröffnen jährlich 10-12 neue Filialen»

Lidl Schweiz expandiert verstärkt in den Innenstädten. Welche Eigenschaften müssen Ladenräumlichkeiten erfüllen, damit sie für Lidl infrage kommen? Wir sind grundsätzlich flexibel und prüfen alle potenziellen Standorte. Ein optimaler Standort entspricht einer Verkaufsfläche von 800 - 1500m2 sowie eine Lager- und Nebenfläche von um die 200 - 400m2. Wichtig sind uns ein gutes Einzugsgebiet und eine gut frequentierte Verkehrslage mit hoher Visibilität. Standorte in Ballungszentren und Innenstädten erfüllen in den meisten Fällen sämtliche dieser Faktoren. Deswegen zieht es uns auch immer stärker in die Städte, noch näher zu unseren Kundinnen und Kunden. Bemüht sich Lidl Schweiz auch um neue Flächen in den Bahnhöfen? Natürlich sind auch Pendlerlagen für uns wichtig. Lidl hat heute schon 10 Standorte direkt oder unmittelbar in der Nähe von Bahnhöfen. Wir sind auch weiterhin an Standorten in den Zentren interessiert. Flächen an Bahnhöfen sind allerdings in vielen Fällen eine Herausforderung aufgrund der bestehenden Architektur und Statik. Das sind Herausforderungen, die wir gerne annehmen. So erhält jeder Standort seinen eigenen Charakter. Können Sie uns ein Beispiel nennen? Eine dieser besonderen Filialen eröffneten wir im Jahr 2021 am Bahnhof Bern, im Loeb-Gebäude. An solchen Standorten passen wir uns spezifisch an die Pendler an: mit früheren Öffnungszeiten und leicht angepasstem Sortiment. Damit sich die Pendler bereits frühmorgens mit Kafi und frischen Gipfeli eindecken können. Die «Handelszeitung» gibt der Immobilienbranche das Wort: Jeden Freitag liefert eine Expertin oder ein Experte Einschätzungen zu den wichtigsten Entwicklungen im Markt. Lesen Sie hier einige der Gespräche aus den vergangenen Wochen: «Ich bin nicht der typische Immobilienmakler» «Im Moment wird viel zu wenig Wohnraum gebaut» «Der Zuschlag wird nicht immer an die Höchstbietenden erteilt» Immobilien sind ein Pfeiler der Schweizer Volkswirtschaft – die «Handelszeitung» macht sie zu einem Schwerpunkt in der Berichterstattung. Wie viele Filialen will Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren eröffnen, und wo sollen die Geschäft in erster Linie entstehen? Unsere Expansionsstrategie ist es, noch näher an unsere Kundinnen und Kunden heranzukommen. Deshalb setzen wir weiterhin auf stark frequentierte Lagen an Standorten, wo es heute noch keinen Lidl gibt. Wir eröffnen jährlich 10-12 neue Filialen, wachsen also stark. Wichtig an dieser Stelle: Investitionen im Bau- und Immobilienbereich fliessen bei uns zu 95 Prozent an Schweizer Dienstleister. In Frankreich müssen ab Juli grosse Aussenparkplätze mit Solarpanels abgedeckt werden. Erwägt auch Lidl Schweiz, ausgewählte Parkplätze für die Produktion von Sonnenstrom zu nutzen? Und kommen Solaranlagen auch auf andere Weise innerhalb des Unternehmens zum Einsatz? Das machen wir bereits. Nicht auf den Parkplätzen aber auf den Filialdächern. Wir bauen unsere eigene, nachhaltige Stromversorgung Schritt für Schritt aus. Wir produzieren bereits heute mit Photovoltaikanlagen auf über 90’000m2 Strom für den Eigenverbrauch und speisen den Stromüberschuss ins Netz ein. Über 80 Filialen in der Schweiz haben schon eine PVA auf dem Dach. Im April 2021 haben wir eine Photovoltaikanlage mit einer Fläche von über 20’000 m2 auf dem Dach unseres Logistikzentrums in Weinfelden errichtet – die grösste Anlage im Kanton.Die Kennzahlen zu Lidl Schweiz 170 Filialen (Start im 2009) 2 Logistikzentren (Weinfelden, TG und Sévaz, FR) Hauptsitz in Weinfelden, TG 2000 Produkte im Sortiment 50 Prozent des Umsatzes mit Schweizer Produkten 4500 Mitarbeitende Mindestlohn: 4500 Franken (für ungelernte, GAV-abgesichert) In Männedorf im Kanton Zürich wollen Sie eine Zukunftsfiliale eröffnen. Welche Neuheiten wollen Sie dort umsetzen? Im Zentrum dieser Filiale steht die Nachhaltigkeit, das heisst wir streben den Erhalt des Zertifikats Minergie A-Eco an. Um dem höchsten Standard der Minergie-Zertifikate gerecht zu werden planen wir unter anderem eine Photovoltaik-Anlage an der Fassade, sowie auf dem Dach, eine E-Tankstelle, eine nachhaltige Gebäudehülle aus Holz, sowie eine hocheffiziente Gebäudetechnik. Die strenge Raumplanung, Einsprachen und andere bürokratische Hindernisse verkomplizieren das Bauen in der Schweiz. Hat auch Lidl Schweiz zunehmend Mühe, Neubauten zu realisieren? Die Expansion in der Schweiz ist anspruchsvoll und wird zunehmend durch verschiedene äussere Einflussfaktoren erschwert. Dies führt zu längeren Planungshorizonten und leider auch zu Mehrkosten – was nicht im Sinne des Kunden und damit der Schweizer Bevölkerung sein kann. Wir zeigen uns jedoch anpassungsfähig, führen viele Gespräche mit Behördenvertretern und Politikern und investieren weiterhin in unsere Expansion. Trotz hoher Inflation bleibt der Einkaufstourismus beliebt. Wie stark beeinflusst er Ihre Planung des Filialnetzes? Das hat wenig Einfluss auf das Filialnetz. Wir spüren seit einiger Zeit einen deutlichen Kundenzuwachs in praktisch allen Filialen. Wir bieten sehr gute Qualität zu günstigen Preisen. Sehr geschätzt wird auch die Herkunft unserer Produkte: über 50 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir bereits mit Schweizer Produkten – wir sehen das als Bestätigung, dass unser Angebot bei den Schweizer Kundinnen und Kunden ankommt und wir auf dem richtigen Weg sind. Reto Ruch beantwortete die Fragen schriftlich.