Paranoia, Umsatzgier und Kaltherzigkeit - mit diesen drei Attributen hat ein ehemaliger Kader-Angestellter das Lidl-System gegenüber der Zeitung «Der Sonntag» auf den Punkt gebracht. In diesem Report, der hinter die Kulissen des deutschen Handelsriesen blickt, ist von «Gehirnwäsche» und «Sektenbetrieb» die Rede.

So seien insbesondere private Kontakte unter Angestellten unerwünscht - selbst ein Feierabendbier habe laut «Sonntag» in der Lidl-Welt keinen Platz. «Wir haben deshalb immer darauf geachtet, möglichst weit voneinander weg zu parkieren und uns dann in der Bar zu treffen», wird ein ex-Mitarbeiter zitiert.

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Führungskräfte seien aufgefordert worden, statt Kündigungen auszusprechen, die Mitarbeiter «professionell zu mobben», so der Bericht weiter. Schriftlich sei dazu nichts festgehalten.

Bereits 2008 war Lidl negativ in die Schlagzeilen geraten, weil in Deutschland Mitarbeiter systematisch ausspioniert worden seien. Lidl hatte damals eine Busse erhalten. Lidl lehnte es ab, gegenüber dem «Sonntag» zu den neuen Vorwürfen Stellung zu nehmen.

Die Expansion von Lidl in die Schweiz verläuft nicht nach Wunsch: Anstatt der für Ende 2011 angepeilten 100 Filialen sind derzeit erst deren 80 eröffnet. Auch das im freiburgischen Sévaz geplante zweite Verteilzentrum dürfte laut «Der Sonntag» frühestens 2014 in Betrieb genommen werden. Rückzugsgerüchte werden von Lidl bisher indes heftig dementiert.

(vst/chb)