Im Verfahren um die L'Oréal-Milliardenerbin Liliane Bettencourt ist ihr langjähriger Vertrauter François-Marie Banier zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Sechs Monate davon setzte das Gericht in Bordeaux am Donnerstag zur Bewährung aus. Der Jetset-Fotograf soll die Demenzerkrankung der vermutlich reichsten Frau der Welt für sich ausgenutzt haben.

Banier, der mindestens 400 Millionen Euro bekommen haben soll, muss neben 350'000 Euro Strafe auch 158 Millionen Euro Schadenersatz bezahlen. Banier hatte beteuert, Geld oder Geschenke nicht erschlichen zu haben.

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«Ausnutzung der Schwäche»

Der einstige Vermögensverwalter Patrice de Maistre bekam eine Haftstrafe von 30 Monaten, davon zwölf auf Bewährung, sowie eine Geldstrafe von 250'000 Euro. Dieselbe Strafe verhängte das Gericht gegen Anwalt Pascal Wilhelm.

Das Gericht in Bordeaux befand weitere Angeklagte der «Ausnutzung der Schwäche» der alten Dame sowie der Geldwäsche für schuldig. Gegen fünf weitere Angeklagte verhängte es teils geringere Haft-, teils Geldstrafen. Über einen weiteren Angeklagten, einen ehemaliger Krankenpfleger Bettencourts, der kurz vor Prozessbeginn einen Suizidversuch unternommen hatte, soll später geurteilt werden.

Sarkozy-Wahlkampfmanager freigesprochen

Der frühere Wahlkampfmanager des Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy, Eric Woerth, wurde vom Gericht freigesprochen. Auch der Staatsanwalt hatte einen Freispruch für den konservativen Ex-Minister gefordert. Ihm war vorgeworfen worden, Schwarzgeld für Sarkozys Wahlkampf 2007 angenommen zu haben.

Die heute 92 Jahre alte Bettencourt steht seit 2011 unter Vormundschaft ihres Enkels. Der Erbin des Kosmetikkonzerns wird ein Vermögen von mehr als 20 Milliarden Euro zugeschrieben.

Jahrelange Affäre

Die ab 2007 bekanntgewordene Bettencourt-Affäre hatte Frankreich über Jahre erschüttert. Auch Sarkozy selbst war wegen des Vorwurfs der illegalen Wahlkampffinanzierung ins Visier der Justiz geraten. Sogar ein formelles Ermittlungsverfahren wurde deshalb gegen den 2012 abgewählten Ex-Staatschef eröffnet. Einem Prozess entging Sarkozy jedoch: Das Verfahren gegen ihn wurde im Oktober 2013 aus Mangel an Beweisen eingestellt.

(sda/gku/ise)