Die Lufthansa verringert wegen anhaltenden Personalmangels ihr Flugangebot im Sommer deutlich. Die Kernmarke Lufthansa streiche rund 34'000 Flüge oder zehn Prozent des Angebots an den Drehkreuzen Frankfurt und München, berichtete die «Wirtschaftswoche» am Donnerstag. Ein Lufthansa-Sprecher bestätigte, dass der Flugplan wegen noch nicht überwundenen Personalmangels im Luftverkehr in Europa ausgedünnt wird. Dadurch solle der Flugbetrieb insgesamt stabilisiert werden. Zum Volumen der Streichungen wollte er sich nicht äussern.

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Personalaufbau läuft nicht parallel mit Erholung der Reisenachfrage

Schon im vergangenen Jahr musste die Airline den Sommerflugplan zurückfahren, da der Personalaufbau absehbar im Luftverkehr nicht mit der starken Erholung der Reisenachfrage Schritt hielt. Das hatte geholfen, Chaos an Flughäfen zu verringern. Es kam trotzdem noch zu langen Wartezeiten der Passagiere sowie Verzögerungen und vielen kurzfristigen Flugausfällen. Fast jedes zweite Flugzeug in Zürich war im Monat von Juni auf Juli 2022 verspätet. Die grossen operativen Probleme des Sommers 2022 sollten vermieden werden und Fluggäste verlässlich planen können. Mit allen Partnern wie Flughäfen, Flugsicherung und Dienstleistern prüfte die Lufthansa ständig die Leistungsfähigkeit des Betriebs. Es sei klar, dass noch Personal fehlt oder neue Mitarbeitende geschult werden müssen. «Daher wurden bereits jetzt – mit langem Vorlauf – Flüge für die Sommermonate herausgenommen.»

Auch die Gewerkschaft Verdi warnte bereits, der Personalmangel sei noch nicht behoben. Sie fordert in Tarifverhandlungen eine bessere Bezahlung, damit mehr Arbeitskräfte gewonnen werden können. Nicht nur der Lohn, sondern die gesamten Arbeitsbedingungen für das Personal müssten verbessert werden. «Die Beschäftigten der Luftsicherheit haben Anspruch auf eine Erhöhung der Zuschläge in den Manteltarifverträgen», erklärte die stellvertretende Verdi-Chefin Christine Behle zuletzt. Dieser Forderung hätten sich die Arbeitgeber bislang verwehrt. «Aus unserer Sicht braucht es jetzt Massnahmen, damit auch mehr Beschäftigte an den Flughafen kommen, damit der Sommer 2023 nicht auch so chaotisch wird», sagte Behle am Mittwoch zu Reuters TV. Verdi macht ab Donnerstagabend mit einem 24-stündigen Warnstreik des Boden- und Sicherheitspersonals an sieben grossen deutschen Flughäfen Druck, darunter auch Frankfurt und München. Der Flugverkehr in Deutschland wird dadurch weitgehend lahmgelegt.

(reuters/rul)