Der Grat zwischen Geruch und Gestank ist schmal. Das wissen die Duftspezialisten von Luzi nur allzu gut. Doch das Unternehmen, hinter Givaudan und Firmenich die Nummer drei auf dem heimischen Markt, profitiert davon. Jährlich werden über 15000 Aufträge abgewickelt, pro Tag sind das deren 60. Jeder Parfümeur sei mit bis zu zwölf Projekten gleichzeitig beschäftigt, verrät Jürg Koller, der CEO des Familienunternehmens: «Das geht von der Erarbeitung einer Duftkomposition für WC-Steine über Wasch- und Putzmittel bis hin zum Parfüm.»
Am Anfang war Fenjal
Das Unternehmen blickt auf eine 80 Jahre währende Geschichte zurück. 1926 gründete der Apotheker Hermann Luzi in Zürich eine Handelsgesellschaft für importierte Parfümkompositionen, Aromen und ätherische Öle. Bald produzierte das Kleinunternehmen diverse Duftstoffe selber. Eine Strategie, die nach der Übernahme durch die heutige Besitzerfamilie Altenburger im Jahre 1952 noch stärker an Gewicht gewann. Eine wegweisende Duftmarke setzte Luzi in den 1960er Jahren, als man im Auftrag von Doetsch Grether den olfaktorischen Auftritt des Bademittels Fenjal realisierte. Heute beliefert Luzi Kundschaft diverser Branchen rund um den Globus Namen allerdings will Jürg Koller keine nennen. Nur so viel verrät der Firmenchef: «Man kann davon ausgehen, dass zumindest in unserem Land ein jeder schon einmal mit Düften aus unserem Haus Bekanntschaft gemacht hat.»
Angesichts der Tatsache, dass Duftkompositionen mitunter fixfertig an namhafte Vertreter in den Bereichen Körper- wie Raumpflege geliefert werden, erstaunt es, dass das Unternehmen nicht mit eigenen Produkten der Marke «Luzi» am Markt vertreten ist. Koller schüttelt den Kopf. Eine eigene Marke sei noch nie Ziel gewesen. «Wir konzentrieren uns lieber darauf, ein zuverlässiger Dienstleister zu sein.» Der wichtigste Grund sei aber, dass der finanzielle Aufwand zur Lancierung eigener Produkte für einen Nischenplayer wie Luzi viel zu gross wäre.
Rund 70% der Kompositionen, die am Firmensitz in Dietlikon ZH erschnüffelt und hergestellt werden, gehen in den industriellen Bereich. 30% werden von den Abnehmern zu Parfüm verarbeitet. Bis zu 200 verschiedene Duftrohstoffe beinhaltet ein Flacon.
Unterschätzte Reinigungsmittel
Wer aber denkt, die edlen «Schmöckiwasser» seien die Krönung eines jeden Parfümeurs Nasenwerkes, WC-Steine hingegen profanes Tageswerk, irrt gewaltig. «Oft ist es eine viel grössere Herausforderung, den Duft eines Industriereinigers mit seiner späteren Anwendung in Einklang zu bringen, als ein Parfüm nach Kundenwunsch herzustellen», sagt Jürg Koller. Trotzdem: Es sind vor allem die Parfüms, die nach immer ausgefalleneren Zusammensetzungen der Inhaltsstoffe verlangen. Um im Rennen zu bleiben, müsse man als Hersteller von Duftkomponenten äusserst flexibel sein, sagt Koller. Da Luzi im Vergleich zur in- und ausländischen Konkurrenz ein kleines Unternehmen sei, könne man flexibel auf Kundenwünsche reagieren. Die einzelnen Aufträge umfassen jeweils Mengen zwischen 500 g und 15 t. Sie gehen zu 90% aus dem Ausland ein.
In den Labor-Regalen, den so genannten «Duftorgeln», stehen Gläser und Behälter mit über 2000 natürlichen und synthetischen Duft-Rohstoffen vom teuren Wurzelextrakt der Iris bis hin zum häufig verwendeten Öl der Limone. Im Zusammenspiel von menschlicher Nase und modernen Mess- und Analysegeräten kreieren die Parfümeure neue Düfte, die anschliessend in einer Dosierungsanlage verarbeitet und abgefüllt werden.
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Firmenprofil:
Name: Luzi AG, Dietlikon
Gründung: 1926
Führung: Jürg Koller, CEO
Umsatz: 30 Mio Fr.
Beschäftigte: 65
Produkte: Duftkomponenten für Parfüms, Körperpflege, Reinigungsmittel
Internet: www.luzi.ch