Die Autoproduktion ist in der Schweiz längst verschwunden. Ganz anders präsentiert sich das Nachbarland Österreich: Eingebettet in den Grosszulieferer Magna International hat sich die einstige Steyr-Daimler-Puch ab 1998 ins Spitzenfeld der Autobauer hochgearbeitet. Dabei war die vor 100 Jahren in Graz gegründete Werkstätte zuvor fast bankrott gegangen. Mit dem Auslaufen wichtiger Aufträge für Geländefahrzeuge sackte die Mitarbeiterzahl auf gerade noch 2000 zusammen. Als der Heimweh-Österreicher Frank Stronach mit seinem in Nordamerika gross gewordenen Autozulieferer Magna schliesslich zugriff, eröffneten sich dem Spezialisten nahe der slowenischen Grenzen neue Expansionsmöglichkeiten.

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Fortan konnte Magna Steyr alles anbieten, was zur Automobilentwicklung nötig ist. Der Aufwärtstrend widerspiegelt sich in den von Kommunikationschef Herfried Teschl vorgelegten Zahlen: Knapp 10000 Beschäftigte sind aktuell an der Fertigung für vier Automarken beteiligt. Graz, die zweitgrösste Stadt Österreichs, ist damit gewissermassen das Herzstück in einem fein vernetzten Auto-Cluster.

Als Produzent von allradgetriebenen Geländewagen auch für militärische Zwecke war Magna Steyr schon früh der Technologieleader. Mercedes lässt seine G-Klasse mit kleinen Stückzahlen seit 1979 in Österreich fertigen. Als Chrysler mit seinen Modellen Voyager und Jeep Grand Cherokee ab 1990 den europäischen Markt eroberte, war Graz erste Wahl. Sechs Jahre später entschloss sich Mercedes, nach pannenanfälligen Eigenversuchen die E-Klasse 4 Matic ganz in die Hände von Magna Steyr zu übergeben. Diese Produktionsanlagen wurden in jüngster Vergangenheit ergänzt durch Fertigungsflächen für das Saab Cabriolet und den BMW X3. In Vorbereitung steht auch eine Zusammenarbeit für den Audi TT.

Das Cabriolet von Saab entstand früher in Finnland. Vor knapp vier Jahren entschied sich die schwedische GM-Tochter für den Auto-Cluster in Graz. Die Projektarbeiten mündeten vor Jahresfrist in der Präsentation des neuen Modells am Genfer Autosalon. Mittlerweile läuft die Montage unter Leitung von Wolfgang Vlasaty auf Hochtouren: «Wir bauen das Saab Cabrio für alle Märkte.»

In den weitläufigen Hallen stehen 48 Roboter im Einsatz, 90% des Fahrzeugs werden vollautomatisch gefertigt. Der Härtetest folgt nach der sechsstündigen Montage und Lackierung: Jedes Cabriolet kommt unter eine Dusche, die in Monsunstärke das Wasser versprüht.

Magna Steyr hat den Produktionsauftrag vom Saab-Hauptsitz in Trollhättan in Schweden vollständig übernommen. Innerhalb der nächsten sieben Jahre sollen plangemäss 167000 Cabriolets aus den österreichischen Fabrikhallen rollen. Vlasaty hat sich mit seinen 750 Beschäftigten auf ein variables Schichtmodell eingerichtet, das im Frühling und Sommer deutlich höhere Ausstosszahlen vorsieht. Schliesslich werden die Cabrios auch in diesen Jahreszeiten gekauft.

Saab Cabriolet ist eine Ingenieursgemeinschaft

Der Auto-Cluster Graz funktioniert nach einem ausgeklügelten Ablaufmodell. Sämtliche Blechteile werden aus nahegelegenen Fabriken mit einem Tag Vorlauf angeliefert. Im gleichen Rhythmus treffen die Motoren aus Deutschland und aus Schweden ein. Saabs Ingenieure haben das Konzept für das 9-3er Cabriolet parallel mit der Sport-Limousine vorangetrieben. Dabei wurden die Torsionsteile in Graz entwickelt. Ausgiebige Crash-Tests gehörten zum Pflichtprogramm für Magna Steyr.

Das österreichische Montagewerk kann innerhalb des Magna-Konzerns mit weltweit 75000 Mitarbeitern in 210 Produktions- und 49 Entwicklungsstandorten von einem breiten Know-how profitieren. Vlasaty gibt klar zu verstehen, dass diese Kompetenzfelder letztlich für Saab ausschlaggebend waren. Ebenso wichtig ist eine kostengünstige Herstellung. Die langfristige Qualität muss mit gezielten Kontrollen im Produktionsprozess gesichert werden. Pro Arbeitsschicht mit rund 60 Autos kommen jeweils bei einem Modell sämtliche Schweissnähte unter die elektronische Lupe.

Montagechef Vlasaty setzt auf Teams, in denen jede Fachkraft abwechselnd verschiedenste Arbeiten verrichtet: «Das fördert die Motivation und stumpft nicht ab.»

Saab Cabriolet in Schweizer Version: Mit mehr Motorenstärke

Die dritte Generation des Saab Cabriolets ist jetzt in der Schweiz auch mit einem stärkeren Motor erhältlich. Dabei wird das 9-3 Modell Aero mit 210 PS aus Österreich importiert und in Zusammenarbeit mit Hirsch Performance weiter veredelt. Die Leistung des serienmässigen Aggregats steigt um 20% auf 252 PS. Gleichzeitig erhöht sich das maximale Drehmoment von 300 auf 370 Nm bei 2700 U/m. Das neue Saab 9-3 Performance Cabriolet weist einen grösseren Ladeluftkühler auf und verfügt über eine vollständig in Edelstahl gefertigte Sportauspuffanlage. Ansonsten ist das Modell (Kaufpreis: 69800 Fr.) gleich ausgestattet wie die Aero-Version.