Bitterlich hatte sich UBS-CEO Sergio Ermotti in der Sonntagspresse beschwert, der Bundesrat würde seiner Bank in der Steueraffäre in Frankreich nicht genügend unter die Arme greifen. Wenige Tage nach dieser PR-Offensive hat die Grossbank schon einen weiteren Grossbrand zu bekämpfen.

Der Blog Sarawak Report, der den milliardenschweren Korruptionsskandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB enthüllte, veröffentlichte heute Dokumente, die zeigen sollen, dass gegen zwei Milliarden US-Dollar vom gleichen Staatsfonds in die Britischen Jungferninseln abflossen. Der Skandal erschütterte in den vergangenen Monaten auch die Schweiz und führte im Frühling zur faktischen Liquidierung der Tessiner Bank BSI.

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Wieder Brennpunkt Singapur

Die Scheinfirma Aabar Investments PJS Limited unterhielt gemäss dem Bericht bei der UBS-Filiale in Singapur ein Konto, auf das die Milliardenbeträge abflossen. Die Gelder stammten offenbar aus dem Staatsfonds 1MDB, der zuvor mit Hilfe von Goldman Sachs Bonds in Höhe von 3 Milliarden Dollar auflegte.

Statt dass die Gelder zur echten Aabar Investments flossen, einer Tochtergesellschaft der International Petroleum Investment Company (IPIC) des Staatsfonds des Emirats Abu Dhabi, zügelten Hintermänner den Betrag demnach in die fast gleichlautende Aabar Investments PJS Ltd auf den Britischen Jungferninseln ab.

Die Verwicklungen der Präsidentenclique

Offenbar wurde diese Scheinfirma von Familienmitgliedern und Bekannten des malaysischen Premierministers Najib Razak errichtet. Auch auf dessen Privatkonten bei der AmBank in Kuala Lumpur tauchten gegen 700 Millionen US-Dollar auf. Diese Verwicklung führte inzwischen auch zur Frage, ob der Mord am Spitzenbanker mit Schweizer Wurzeln, Hussain Najadi, auf dessen mögliches Insiderwissen zurückzuführen ist.

Neben der Falcon Private Bank, Coutts und BSI ist die UBS nun die vierte Schweizer Bank, die in diesem Skandal auftaucht. Wie sich die Schweizerische Finanzmarktaufsicht Finma unter Führung des Ex-UBS-Spitzenbankers Mark Branson zur Verwicklung der UBS in dem Fall verhält, wird sich zeigen.

Weitere Bad News aus Malaysia für UBS

Der Fall 1MDB ist die zweite schlechte Nachricht für die UBS aus Malaysia innert Kürze. So hatte die Grossbank Ende Juni bereits in einem anderen Fall von Korruption, der illegalen Abholzung des Tropenwaldes in Malaysia, eine schwere Schlappe vor dem Bundesgericht eingefahren. Die Lausanner Richter entschieden nämlich, dass die UBS ein versiegeltes Dokument über ihre Geschäftsbeziehung zum malaysischen Politiker Musa Aman freigeben muss, das die Bank zu Handen der Bankenaufsicht Finma erstellt hatte.

Sowohl die UBS als auch die Finma wehrten sich mit Händen und Füssen, dieses der Bundesanwaltschaft für das Geldwäscherei-Strafverfahren zur Verfügung zu stellen. Der Politiker hatte mutmasslich 90 Millionen Dollar Bestechungsgelder für die Abholzung von Tropenwald in Borneo über Konti der UBS gewaschen. Der Bruno-Manser-Fonds hat nun gegen die Finma wegen Verdachts auf Begünstigung der UBS Strafanzeige eingereicht.

Wegen des Bankgeheimnisses könne man keine Kundenbeziehungen kommentieren, sagte ein UBS-Sprecher der Nachrichtenagentur AWP. Gegenüber handelszeitung.ch wollte die Bank keine Stellungnahme abgeben.