Letzthin habe sie doch tatsächlich einen Brief erhalten, in dem sie mit CEO betitelt worden sei. Gabriela Manser zieht die Augenbrauen hoch und lacht, lacht hell und laut: «CEO, ja wa isch denn da nomol?» Ein komplizierter Titel, furchtbar, drei Buchstaben, mehr nicht. Auch mit dem Begriff Managerin bekundet die 43-jährige Chefin und Mehrheitsaktionärin der Mineralquelle Gontenbad AG ihre liebe Mühe; schliesslich führe sie keinen börsenkotierten Konzern, sondern einen kleinen, regional verankerten Betrieb mit gerade mal 20 Angestellten. Auf ihrem Visitenkärtchen steht denn unter ihrem Namen auch ganz unprätenziös «Geschäftsleitung».

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Gabriela Manser mag es eben schnörkellos und unkompliziert, wenn sie spricht, dann sprudelt es aus ihr heraus wie kohlensäurehaltiges Mineral aus einer frisch entdeckelten Flasche, und wenn sie eine Aufgabe übernimmt, dann tut sie dies nach eigenem Bekunden aus Überzeugung und mit Leidenschaft. Nicht zuletzt diese Attribute haben ihr letzte Woche den angesehenen Prix Veuve Clicquot eingebracht, mit dem der Champagnerproduzent Unternehmerinnen aus 16 Ländern für deren Engagement, Innovationsfreude und wirtschaftlichen Erfolg auszeichnet.

Stets ein halbvolles Glas

Nun steht die silbernschwere Pokalflasche in Mansers Büro, inmitten vieler Blumensträusse. «Natürlich ehrt mich dieser Preis, für mich ist aber auch klar, dass mein ganzes Team ausgezeichnet worden ist», sagt die ehemalige Kindergärtnerin und Schulleiterin, die vor sechs Jahren in den elterlichen Betrieb eingetreten ist. Zu einer Zeit notabene, als nicht festgestanden hat, wie es mit der Goba weitergehen soll und ob überhaupt. Gabriela Manser, von Natur aus mit einem beträchtlichen Mass an Energie und Optimismus beschlagen, krempelte angesichts des Endzeitszenarios die Ärmel hoch und den Betrieb um.

Kein Stein sei auf dem anderen geblieben, betont die Appenzellerin selbstbewusst und zählt auf, was sie in den vergangenen Jahren alles in die Wege geleitet und umgesetzt hat. Die Aufsplittung des Mineralwassers in drei verschiedene Varianten («still», «leise», «laut») beispielsweise, die Einführung neuer Süssgetränke wie «Flauder» oder unlängst «Wonder», die Erschliessung neuer Absatzkanäle oder auch der Bau einer modernen Abfüllanlage. Die Flucht nach vorne, die mit beträchtlichen finanziellen Aufwendungen verbunden war, hat sich ausbezahlt: Innerhalb von sechs Jahren konnten der Umsatz verdreifacht und die Zahl der Mitarbeiter annähernd verdoppelt werden. Natürlich sei das auch mit Risiko verbunden gewesen, gesteht Gabriela Manser ein «doch weit beträchtlicher nimmt sich das Risiko aus, wenn man überhaupt nichts tut». Schliesslich trage sie als Unternehmerin Verantwortung. Sie zeigt auf ein Glas, das auf dem Tisch steht. «Sehen Sie, es ist halbvoll und nicht halbleer, und genau nach diesem Motto habe ich immer gehandelt.»

Als Nischenplayer bieten die Gontenbader den grossen Mineralquellen erfolgreich die Stirn. Das gründet zum einen im Zusammenspiel von Tradition, Innovation und dem Gspüri für Zeitgeist. Etwa in Form eines Glace mit Flaudergeschmack, das Goba zusammen mit der Migros lanciert hat. Zum anderen aber auch ganz direkt in der Person von Gabriela Manser. Die quirlige Quereinsteigerin vermag mit ihrem Elan sowohl Mitarbeiter und Abnehmer als auch Konsumenten und Medienleute anzustecken. Man ist sich denn auch einig: Goba und Manser, das passt einfach zusammen. Die Firma hat ein Gesicht, ein sympathisches dazu. Und streckt die Chefin, die in Gontenbad gleich neben dem Betrieb aufgewachsen ist, höchstpersönlich ein Fläschlein Mineral in die Kamera, so zieht das heutzutage.

Freundlichkeit und Anstand

Wichtiges von Unwichtigem trennen, zuhören, sich einen Überblick verschaffen, innovativ sein, Menschen begleiten, motivieren, überzeugen, entscheiden und ob alledem die Bodenhaftung nicht verlieren. Gabriela Manser führt an, was für sie Ausdruck von Führungsqualität ist. Ein grosses Augenmerk richtet sie zudem auf die Freundlichkeit. Ein Zug, der gesellschaftlich wie geschäftlich mehr und mehr aufs Abstellgleis geschoben werde. «Das finde ich schlimm, denn ein freundlicher Ton sollte selbstverständlich sein, sowohl innerbetrieblich als auch gegenüber der Kundschaft, das hat ganz einfach mit Anstand zu tun.»

Zum Ausgleich zieht sie sich gerne in die Natur zurück oder liest ein gutes Buch. Oder sie nimmt sich ihrer Weiterbildung an. Nach vielen Managementkursen lässt sich Gabriela Manser derzeit zur Atempädagogin ausbilden. Nicht, dass ihr ob all der Aufgaben in der Firma der Schnauf ausginge ganz im Gegenteil, «die damit verbundenen Erfahrungen helfen mir viel mehr, Wichtiges von Unwichtigem trennen zu können», sagt die Unternehmerin des Jahres, die keine Managerin sein will und schon gar kein «CEO».

Zur Person

Gabriela Manser machte zuerst im elterlichen Betrieb eine KV-Lehre und absolvierte anschliessend die Ausbildung zur Kindergärtnerin. Vor ihrem Einstieg bei Goba war die heute 43-Jährige während vieler Jahre als Spitalpädagogin, Kindergartenlehrkraft und als Schulleiterin für den Bereich Kindergarten in der Stadt St.Gallen tätig. Daneben absolvierte sie berufsbegleitend eine Ausbildung zur Teamberaterin und Supervisorin sowie ein Managementseminar am Institut für Gewerbe und Wirtschaft der Uni St.Gallen. Gabriela Manser lebt mit ihrem Partner in St.Gallen.

Gabriela Mansers

Führungsprinzipien

1. Genau hinhören; Mitarbeiter haben manchmal phänomenal gute Ideen.

2. Verantwortung wahrnehmen, Mitverantwortung einfordern.

3. Kommunikation pflegen, sowohl nach aussen als auch nach innen.

4. Vier Wochen Ferien müssen auch für die Chefin drinliegen.

Goba

Mehr als Mineral

Die Mineralquelle Gontenbad, kurz Goba, ist zur Mehrheit in Besitz von Gabriela Manser, die das Unternehmen seit 1999 in dritter Generation führt. Goba beschäftigt 20 Personen und hat im vergangenen Jahr einen Umsatz von 6,8 Mio Fr. erwirtschaftet. Neben der Förderung von Mineralwasser und der Herstellung von Süssgetränken und Likören (Alpsteinbitter) betreibt Goba den Handel mit Fremdprodukten wie Coca-Cola und Rivella.