Mitten in Stans, da ist ein KMU. Weil es eine Exklusivität vermarktet, aber den Kommerz forciert, weil es innovativ ist, aber auf seinen Lagerbestand setzt, ja weil es als kleine Firma Grosses unternimmt, ist es aber nicht irgendeines, sondern ein ganz besonderes KMU. Es ist gelistet unter dem Namen Yes Music - und sein Produkt ist DJ Bobo.

Der «Smiley» am Firmenbriefkasten nickt mit einem charmanten «ok» all jene Werbung ab, die Yes Music am Breitenweg 6 ins Haus flattert. Wie sollte es auch anders sein, da doch der Minikonzern nicht nur als Tourveranstalter und Künstlermanagement, sondern als Vertretungsstelle auch selbst als eine Art Werbeagentur fungiert. Ihren Ursprung haben die in Yes Music gebündelten Geschäftszweige allerdings in den geteilten künstlerischen Idealen von Oliver Jmfeld und René Baumann alias DJ Bobo - die dereinst zwischen synchronisierten Breakdance-Einlagen und hinter einem umgedrehten Hut ihr Gespür für das Geschäft mit der Musik entwickelt haben.

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Aus der Not eine Tugend gemacht

1989 bis 1992 vermarkteten die beiden Freunde den Discjockey Bobo, wobei sie aus der Not eine Tugend gemacht haben: «Die Vermarktung wollten wir auslagern. Doch die Grossen wollten uns nicht», sagt René Baumann. Dabei war der beiden Freunde ureigentliches Ziel, ein Plattenlabel aufzuziehen. Aber weil sie die Entwicklungen im Musikbusiness vorausgesehen hätten - der CD-Verkauf ist infolge der Internetpiraterie drastisch zusammengebrochen, 2009 weltweit um 16% -, fokussierten sie ihr Know-how auf ihren Künstler DJ Bobo, für den sie fortan die gesamte Konzertorganisation, die Vermarktung und das Merchandising übernehmen wollten.

Marke wurde zum Selbstläufer

Und ihr Produkt kam an: 1996 trat DJ Bobo im Vorprogramm der «HIStory»-Tour von Michael Jackson auf und gewann über die Jahre hinweg Gold-, Platin- und Diamantplatten für 31 Chartbreaker und rund 14 Mio verkaufte Alben. Nach diversen Erweiterungen, Transformationen und Umstrukturierungen ihres Unternehmens wurden 2006 alle Geschäftszweige unter dem Dach von Yes Music vereint. Vorgesetzter von 12 Angestellten ist Geschäftsführer Oliver Jmfeld, Künstler und Alleinaktionär ist René Baumann. «Es ist schön, eigene Fehler machen zu können und nicht anderen die Schuld geben zu müssen», sinniert Baumann über seine Funktion und seinen Status im KMU.

Über die Jahre ist das Label DJ Bobo in der Welt der Musik zum Selbstläufer geworden und - bis heute geblieben. Baumann ergänzt: «In der Zeit von 2001 bis 2003 haben wir gemerkt, dass die Marke stärker wurde als der Inhalt, wie dies etwa bei den Rolling Stones der Fall ist: Auch wenn deren CD nicht in der Hitparade sind, gehen die Leute an ihre Konzerte, weil sie eben die Stones sind.» Ein derart starker Brand ist nicht auf den Vertrieb von Tonträgern angewiesen - der laut Jmfeld seit 2005 nur noch einen Drittel dessen einträgt, was die Konzerte abwerfen - und verträgt auch mal eine Fehlallokation: Nach dem Misserfolg am Eurovision Songcontest 2007 hat Yes Music zwar deutlich weniger CD verkauft, der finanzielle Rückschlag war aber zu verkraften. Und auch die gegenwärtige Verlagerung der Musikindustrie ins Internet nimmt das Stanser Unternehmen mit stoischer Ruhe entgegen. Auf seinem Youtube Channel verzeichnet Yes Music täglich 50000 bis 100000 Zugriffe, wobei die Firma hofft, dass die «Braut», wie DJ Bobo seinen Kanal nennt, «einmal so attraktiv sein wird, dass sie auch Geld abwirft».

Weitsichtig, aber unbefangen

Angesichts der Schweizer Konzert-Premiere der «Fantasy»-Tour am 14. August in Bern machen René Baumann und Oliver Jmfeld einen legeren, fast abgeklärten Eindruck, den nur gereifte und weitsichtige Unternehmer erwecken können. Auch auf mittlere Sicht fühlt sich Baumann gewappnet: «Wir wissen, was wir 2012 machen, was in der Konzertbranche bereits einen weiten Horizont beschreibt.»

Zwar ist ihnen die ferne Zukunft noch verborgen - DJ Bobo zuckt in einer fast kindlich anmutenden Unbefangenheit die Schultern, als er auf seine Zeit nach der Bühne angesprochen wird -, aber Yes Music weiss um die Nachhaltigkeit ihres Produkts: «Die Marke DJ Bobo wird immer einen Wert haben, der betreut werden muss.»

Auch wenn am Breitenweg 6 die Kartons mit den archivierten Tonträgern von Hand angeschrieben sind, kommt man nicht umhin, an die Beständigkeit von DJ Bobo zu glauben. Wer einmal als Abnehmer am Ende der Wertschöpfungskette stand, wer einmal eine von Yes Music organisierte Show miterlebt hat, weiss, was minutiöse Planung und strategische Perfektion bedeuten: «Fantasy» nach Plan.