Markenstreit: Kann Novartis ein Comeback von Ciba-Geigy verhindern?

Ciba-Geigy ist ein Name, der bei vielen Erinnerungen weckt. Die Chemiefirma hatte legendäre Produkte wie das Schmerzmittel Voltaren und das Insektizid DDT hervorgebracht, ihr Logo prangte an den stolzesten Gebäuden in Basel. Gelegentlich stank es ihretwegen in der Stadt. Und gleich zweimal verschwand der Name aus der Wirtschaftswelt. Nun steht er erneut vor einem Comeback – vielleicht. Vergangene Woche wurde die Marke «Ciba-Geigy» neu beim Schweizer Markenregister angemeldet, wie ein Auszug bestätigt. Inhaberin ist eine erst vor kurzem gegründete Gesellschaft mit dem etwas holprigen Namen C.G. Chemi Swiss AG. Dabei handelt es sich jedoch nur um eine Strohfirma, denn hinter der Gründung steht jemand, der in Italien schon lange mit der legendären Marke geschäftet, ohne dass das hierzulande aufgefallen wäre. Ausser vielleicht den Juristen von Novartis. In Italien gibt es bereits eine Ciba-Geigy Srl Seit mehreren Jahren schon vertreibt die Ciba-Geigy Srl in Italien unter anderem Agrochemikalien, Desinfektionsmittel und Chemikalien zur Oberflächenbehandlung. Es ist das klassische Sortiment einer Chemiefirma aus der «alten Welt», bevor Konzerne wie Roche und Novartis einfachen Produkten ganz den Rücken kehrten, um sich auf komplizierte – und teure – Pharmaprodukte zu konzentrieren. Auch das in der Schweiz neu angemeldete Logo wird in Italien bereits verwendet. Verbunden ist die neue Ciba-Geigy zudem mit der Italienischen Pavo Group in Centallo bei Turin. Deren Geschäftsführer Ennio Ricci sitzt auch im Verwaltungsrat der in der Schweiz gegründeten C.G. Chemi Swiss AG. Thomas von Arx, der die Firmen vertritt und dereinst im Schweizer Verwaltungsrat sitzen soll, bestätigt auf Anfrage die Geschäftsbeziehungen zu den beiden italienischen Unternehmen. Noch befinde man sich im Aufbau. Demnächst werde ausführlicher kommuniziert. Die Italienische Ciba-Geigy Srl gehe zurück auf einen früheren Novartis-Mitarbeiter, sagt von Arx. Zwar habe es Versuche vonseiten Novartis gegeben, die Verwendung der historischen Marke zu verhindern, sagt er. Doch Novartis konnte sich nicht durchsetzen. Anders in Frankreich, wo der Markteintritt offenbar am Widerstand des Pharmakonzerns scheiterte, wie von Arx erklärt. Und nun die Schweiz. Man plane nicht nur den Markteintritt der Marke Ciba-Geigy in der Heimat, sagt von Arx, sondern man würde gerne auch operativ in die Schweiz «zurück», so von Arx. Sei es mit einem Firmensitz, sei es mit der Produktion. Gespräche mit möglichen Partnern würden bereits geführt. «Wir wollen den Traditionsnamen Ciba-Geigy wieder an seinen Ursprung, in die Schweiz, zurückbringen.» Novartis «prüft» den Sachverhalt Die Firmen Novartis und BASF, die gemäss Markenregister beide noch aktive Markenrechte an der Bezeichnung «Ciba» besitzen, wollten sich nicht konkret zum Fall äussern. Beide verweisen darauf, mit der Firma nichts zu tun zu haben. «Wir sind zurzeit daran, den Sachverhalt zu prüfen», sagt Novartis-Sprecher Satoshi Sugimoto. Ob der Markeneintrag die Rechte von Novartis verletzt, ist unklar. Denn der Basler Pharmakonzern liess die meisten Marken mit einem Bezug zur früheren Ciba-Geigy auslaufen. Anders als beim Namen der Vorgängerfirma Sandoz, der heute für die Generikasparte von Novartis steht, hatte Novartis für die Ciba keine Verwendung mehr. Und das vielleicht aus gutem Grund. Der Name Ciba-Geigy hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Bereits 1758 gründete Johann Rudolf Geigy, dessen Initialen man noch heute an einem früheren Syngenta-Gebäude findet, eine «Drogenhandlung», die später in die Farbenproduktion einstieg. 1859 dann gründet Alexander Clavel eine Vorgängerin der Gesellschaft für Chemische Industrie in Basel (Ciba). 1970 fusionieren die beiden in einem der ersten grossen Schweizer Firmenzusammenschlüsse zur Ciba-Geigy. 1996 schliesst sich diese Ciba, die ab 1992 nur noch mit der Kurzform auftrat, mit der 1886 gegründeten Sandoz zur heute noch bestehenden Novartis zusammen. Nachdem die alten Namen zunächst verschwunden sind, erlebt die Ciba in Form der Ciba Spezialitätenchemie jedoch eine Wiederauferstehung. Als klassisches Chemie-Unternehmen wird sie an die Börse ausgelagert. Allerdings mit mässigem Erfolg. Nach einem gescheiterten Fusionsversuch mit Clariant geht Ciba in der deutschen BASF auf. Und verschwindet erneut. Auch aus dem Basler Stadtbild verschwinden die Hinterlassenschaften der Ciba-Geigy zunehmend. Zwar gibt es am früheren Ciba-Hauptsitz noch eine gleichnamige Tramhaltestelle. Das Areal, auf dem heute noch Firmen wie BASF und Huntsman tätig sind, soll jedoch schon bald seinen Industriecharakter verlieren und für Büros, Wohnungen und Freizeitangebote umgenutzt werden. Insgesamt werden Milliarden in das ehemalige Chemie-Areal im Norden Basels investiert. Auch das einst stolze Geigy-Hochhaus beim Badischen Bahnhof – beim Bau 1957 das höchste Bürogebäude Basels – steht nicht mehr. 2018 wurde es von der damaligen Besitzerin Syngenta ersatzlos abgerissen. Platz für neue Ciba-Geigy-Schilder hätte es in Basel also durchaus.