Mercedes-Benz hat ein E-Auto vorgestellt, das eine grössere Reichweite hat als jedes Modell von Tesla auf dem Markt. Damit verstärkt der deutsche Luxusautohersteller seine Bemühungen, Tesla-Chef Elon Musk herauszufordern.

Das Unternehmen präsentierte ein seriennahes Konzept seiner CLA-Limousine, die mit einer einzigen Akkuladung mehr als 750 Kilometer weit fahren kann. Damit übertritt der Konzeptwagen das überarbeitete Model 3 von Tesla. Das Auto ist das erste, das auf der Grundlage des kommenden Elektroautos von Mercedes entwickelt wurde. Das Batteriesystem ermöglicht eine zusätzliche Reichweite von vierhundert Kilometern in nur fünfzehn Minuten Ladezeit.

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«Wir heben es auf die nächste Stufe», sagte Mercedes-Technikvorstand Markus Schäfer am Sonntag in einem Interview vor der IAA in München. «Dieses Auto ist extrem wichtig aus Innovationsgründen und um die Grenzen dessen zu verschieben, was wir mit einem Serienauto machen können.»

Autobauer unter Zugzwang

Mercedes steht unter Druck, seine Produktpalette zu erweitern. Dies, nachdem enttäuschende Verkaufszahlen in China den Autobauer gezwungen haben, die Preise für einige seiner Elektromodelle zu senken. 

Mercedes will Tesla den Rang ablaufen und die Verkäufe in China steigern. In der Volksrepublik setzen die Kunden zunehmend auf einheimische Marken wie BYD und Nio, die es besser verstehen, E-Autos mit Software zu bauen, die auf den lokalen Geschmack abgestimmt ist.

Mercedes plant, bis zum Ende dieses Jahrzehnts nur noch Elektroautos zu verkaufen. Daher sollen gemeinsam mit Partnern acht Batteriefabriken errichtet werden.

Obwohl der deutsche Autobauer nicht von einem Preiskrieg bei Elektroautos in China betroffen ist, könnte die Zeit des schnellen Wachstums auf dem grössten Automarkt vorbei sein, sagte CEO Ola Källenius. «Nach dreissig oder vierzig Jahren eines Wirtschaftswunders erreichen sie einen Reifegrad, bei dem man sich mit strukturellen Problemen auseinandersetzen muss», sagte er in einem Interview mit Bloomberg TV. «Wir müssen da ein bisschen vorsichtig sein und sehen, wie sich die Dinge entwickeln.»

Chinas Reiche wollen chauffiert werden

Dem CLA-Konzept fehlt die geschwungene Dachlinie der EQS- und EQE-Limousinen von Mercedes. Deren tief heruntergezogenes Dach macht sie zwar aerodynamischer und erhöht ihre Reichweite, aber das Design verringert auch die Kopffreiheit auf den hinteren Sitzen. Das ist ein Nachteil auf dem chinesischen Markt, wo wohlhabende Kunden oft lieber chauffiert werden.

Mercedes will die Gewinnspannen erhöhen. Daher konzentriert das Unternehmen seine Ressourcen auf Fahrzeuge des oberen Marktsegments wie die Maybach-Limousinen, die AMG-Performance-Fahrzeuge und den G-Wagon-Geländewagen. Gleichzeitig wendet sich Mercedes von weniger profitablen Einstiegsmodellen wie der kompakten A-Klasse ab.

Das neue CLA-Konzept verdeutlicht nun, wie der Autobauer seine Position im Einstiegssegment der Luxusklasse verteidigen will. So möchte Mercedes jüngere Kunden anziehen und mit Volumenherstellern wie der Volkswagen und Toyota verstärkt konkurrieren.

(bloomberg/dob)