Wenn sich die Aktionäre des angeschlagenen Solarausrüsters Meyer Burger am Donnerstag im Kultur- und Kongresszentrum in Thun versammeln, dürfte es zu lebhaften Debatten kommen. Gleich zwei Aktionäre haben im Vorfeld Druck aufgebaut.

Für Kritik dürfte aber nicht nur der Aktienkurs, sondern auch die die Art und Weise sorgen, wie die Beteiligung an Oxford PV abgewickelt wurde. Mit der Wahl von Remo Lütolf zum neuen Präsidenten will Meyer Burger die personelle Erneuerung im Verwaltungsrat abschliessen.

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Strafanzeige gegen Verwaltungsrat

Schwer wiegen insbesondere die Vorwürfe der Beteiligungsgesellschaft Elysium Capital von Urs Fähndrich. Die Gesellschaft mit Sitz in Liechtenstein repräsentiert nach eigenen Angaben Aktionäre, die gut vier Millionen Aktien halten, was rechnerisch einem Anteil von rund 0,6 Prozent an Meyer Burger entspricht.

Elysium hat Strafanzeige gegen den Verwaltungsrat um den abtretenden Präsidenten Alexander Vogel gestellt, wie Fähndrich am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur AWP bestätigte. Zuvor hatte bereits die «Sonntagszeitung» darüber berichtet.

Grund für den Schritt ist laut Fähndrich die Art und Weise, wie die Beteiligung von Meyer Burger an der britischen Oxford PV abgewickelt wurde. Dabei hatte Meyer Burger einen Anteil von 18,4 Prozent erworben, und dies mit 62,29 Millionen neu geschaffenen Aktien bezahlt.

Discount bei Aktien

Oxford hat dann die Aktien direkt wieder weiterverkauft, wobei sie zu einem bevorzugten Preis einer kleinen Gruppe von Investoren angeboten wurden. Elysium sieht dadurch die Anteile der Altaktionäre verwässert.

Stossend sei aber auch, dass die Aktien bei Ausschluss der Bezugsrechte zu einem Discount von rund 11 Prozent zum Marktpreis abgegeben wurden. Zudem habe ein nicht exekutives Verwaltungsratsmitglied Aktien aus der Platzierung bezogen und somit einen geldwerten Vorteil erhalten.

Vorwürfe haltlos

Meyer Burger hat bisher noch keine Informationen über die Strafanzeige von Elysium, wie Sprecherin Ingrid Carstensen gegenüber AWP sagte.

Die Vorwürfe seien haltlos und entbehrten jeder Grundlage. Die Ausgabe der Aktien unter Ausschluss der Bezugsrechte begründete sie mit dem Zeitdruck und den Unsicherheiten durch den damals drohenden harten Brexit.

Auch die Beteiligungsgesellschaft Sentis des russisch-stämmigen Investors Petr Kondrashev, die laut Verwaltungsrat Anton Karl derzeit rund 6,6 Prozent an Meyer Burger hält, äussert bereits seit mehreren Monaten Kritik am Verwaltungsrat und am Kurs des Unternehmens. Insbesondere beim Verwaltungsrat wird auf eine «personelle Erneuerung» gedrungen. Die vorgesehene Wahl von Remo Lütolf auf den Posten des Verwaltungsratspräsidenten wird von der Beteiligungsgesellschaft begrüsst, die Wiederwahl von Franz Richter hingegen kritisiert.

Neben diesen beiden Kandidaten wurden vom Verwaltungsrat noch Hans-Michael Hauser und Andreas Herzog zur Wahl in den Verwaltungsrat vorgeschlagen. Urs Fähndrich von Elysium will über einen Initiativantrag selbst für das Gremium kandidieren.

Sentis will Aktionärseinfluss stärken

Zudem hat Sentis eine Reihe von Anträgen an die Generalversammlung eingereicht. So wird die Aufhebung des genehmigten Kapitals von rund 30,7 Millionen Aktien beantragt. Weiter soll die Schwelle gesenkt werden, ab der Aktionäre eine Generalversammlung einberufen können (auf 5 Prozent Stimmanteil von derzeit 10 Prozent) und eigene Traktanden aufstellen können (auf 3 von 10 Prozent).

Auch soll eine Frist zur Veröffentlichung des Geschäftsberichts gesetzt werden und die Mandate der VR-Mitglieder und der Geschäftsleitung begrenzt werden. Die Amtsdauer der Revisionsstelle soll maximal 10 Jahre betragen.

Vom Verwaltungsrat werden die Vorschläge von Sentis bis auf diejenigen zum Traktandierungsrecht und zur Mandatsbeschränkung abgelehnt.

(awp/tdr)