Meyer-Mayor: Mit wehenden Segeln zum Erfolg

Küchen- und Tischwäsche

Bis vor zwölf Jahren hatte Meyer-Mayor gar nichts mit Segeln für Hochseejachten zu tun. Die Familie Meyer ist seit Generationen mit dem Textilgewerbe verbunden; schon 1830 betrieb sie im Kanton Luzern eine Handweberei mit 80 Arbeitern. André Meyer, seit 1988 Alleininhaber und Geschäftsführer, verkörpert die sechste Generation. Sein Grossvater ergriff 1916 die Gelegenheit, im damals blühenden Textilkanton St. Gallen eine Buntweberei zu übernehmen.

Meyer-Mayor machte sich als Hersteller von klassischer und modischer Küchen- und Tischwäsche wie Tücher, Schürzen, Topflappen einen Namen. Im Laufe der Zeit erweiterte sich das Sortiment: Bekleidung, Textilien und Accessoires für den professionellen Gastronomiebereich kamen dazu. Sie werden heute aufgrund der Preisdrucks zum grössten Teil in Osteuropa hergestellt. Ein zweites Standbein sind weiterhin die Küchen- und Tischwäsche für den Privatgebrauch sowie Werbe- und Geschenkartikel im Textilbereich, die grösstenteils im Toggenburg gewoben, bestickt oder bedruckt werden.

Um im schwierigen einheimischen Textilmarkt zu überleben, sah sich André Meyer Anfang 90er Jahre nach Expansionsmöglichkeiten um. Er suchte eine Chance für den Betrieb, sich vom traditionellen Küchenwäscheproduzenten weg in eine andere Richtung zu bewegen. Meyer-Mayor kaufte 1993 eine Feinweberei im Kanton Schwyz auf, die Farbbänder für Nadeldrucker erzeugte. Rückblickend war dieser Schritt ein Gewinn: Dadurch entstand ein wertvoller Kontakt zu einem niederländischen Segelgrosshändler, der auf der Suche nach einem Hersteller von feinsten Spinnakergeweben war. Es sollte ultraleicht, reissfest und langlebig sein. Die Ausgangslage war gut, denn auch die Garne für die Farbbänder zeichneten sich durch hohe Feinheit aus. André Meyer und seinen Team gelang es ein Jahr später, ein Gewebe zu entwickeln, das leichter war als alles, was es bisher gab. Mit 27 Gramm Gewicht pro Quadratmeter ist das Hightech-Gewebe dreimal leichter als Kopierpapier.

Segel für die Alinghi

Heute ist Meyer-Mayor Weltmarktführer für leichte Spinnakerstoffe und erwirtschaftet damit 25% seines Umsatzes. Geliefert wird exklusiv an wenige, ausgewählte Hersteller. 1995 gewannen die Neuseeländer den America's Cup mit einem Segel, dessen Gewebe in der kleinen Toggenburger Firma produziert worden war.

Obwohl es das Verkaufsargument schlechthin wäre, will es André Meyer nicht gelten lassen, dass Meyer-Mayor auch dem Schweizer Alinghi-Team 2003 zum Sieg des America's Cup verholfen habe. In einer Mischung aus Bescheidenheit und Wahrheitsverpflichtung erklärt er: «Als das Alinghi-Team sich für Segel aus unserem Gewebe entschied, waren alle übrigen bereits damit ausgerüstet. Ausserdem handelt es sich nur um einen Teil der Bestückung, nämlich um den Leichtwindspinnaker.»

Auch in Zukunft will Meyer-Mayor nach neuen Lösungen im Bereich Hightech-Textilien und neuen Anwendungen suchen. Zunächst will sich Meyer noch stärker seinem neuen Betätigungsfeld widmen: Seine Gewebe eignen sich nämlich nicht nur für Spinnaker für Hochseejachten, Hängegleiter und Lenkdrachen, sondern auch für Heissluftballone. André Meyer: «Der Markt entwickelt sich rasant.» Es sei zwar etwas schwierig gewesen, in den bereits gesättigten Markt mit seinen anspruchsvollen Kunden einzudringen. Im letzten Frühling schafften sie es aber, einen ersten Auftrag zu erhalten.

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