Er hatte sich gehörig verrechnet. Nach jahrelanger Flucht nach Malaysia vor einem Strafverfahren der deutschen Justiz, befindet sich der mutmassliche Millionen-Betrüger Brian C. (31) wieder in der Heimat – in Untersuchungshaft. C. wurde im Juni in Los Angeles festgenommen, nachdem das Landgericht Frankfurt ihn per internationalem Haftbefehl ausgeschrieben hatte.

Im Advent hat er in Frankfurt am Main einen Haftprüfungstermin. Die zuständige Behörde bestätigte handelszeitung.ch, dass C. am 29. November vorgeladen wird. Diese Verhandlung ist nicht öffentlich, einen Termin zur Hauptverhandlung gibt es noch nicht.

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Mitstreiter verurteilt

Brian C. wird gemeinschaftlich begangener gewerbsmässiger Betrug zur Last gelegt. Dieses Delikt ist im Extremfall mit bis zu zehn Jahren Haft belegt. C. gilt als einer der Köpfe hinter sogenannten Abofallen und bezeichnete sich selbst laut Akten als «Erfinder der Abzock-Szene». C. und sein Umfeld gehörten zur so genannten «Nutzlosbranche» – einem Geflecht vornehmlich deutscher Personen und Schweizer Firmen, die aus dem Kanton Zug in den 2000er-Jahren regelmässig mit versteckt kostenpflichtigen Internet-Angeboten und anschliessenden Inkasso-Forderungen Millionen von Euro generierten.

Gesichert sind alleine für ein Projekt namens Lebensprognose.com über 32'000 Zahlungseingänge im Wert von fast 2,03 Millionen Euro. Doch Gegenleistungen für Zahlungen gab es offensichtlich nie. Die entsprechenden Akten liegen handelszeitung.ch vor. Die meisten von Cs. Mitstreitern wurden in der Vergangenheit verurteilt, zuletzt im August diesen Jahres. Jene Urteile sind im Hinblick auf vier Angeklagte rechtskräftig, über die von den anderen Angeklagten eingelegten Revisionen ist noch nicht entschieden worden, teilte die zuständige Behörde handelszeitung.ch mit.

Schweizer Banken missbraucht

Die Gelder flossen über Schweizer Bankkonten. So gingen über ein Konto der Postfinance Hunderttausende Euro ein, zeigen Ermittlungsakten. Zwei Konten bei der Bank Coop verzeichneten 2007 ebenfalls Eingänge von Hunderttausenden Euro.

Bereits im Jahr 2006 tauchte C. auf dem Radar der Justiz auf und wurde vom Computermagazin c't als Fallensteller-Pionier bezeichnet. Eine Razzia an seinem alten Wohnort sorgte für beträchtliches Medienecho. Dabei ging es noch gar nicht um die vermeintlichen Taten, derer ihn die Frankfurter Staatsanwälte nun bezichtigen.

Drohen mit dem Baseballschläger

Damals sorgte er mit Webseiten wie Probino.de, Probenzauber.de, Simsen.de oder Winow.de bereits für Ärger. Nachdem sich die Geneppten für ein vorgebliches Gratisabo eingeschrieben hatten, bekamen sie Post vom deutschen Inkasso-Anwalt Olaf Tank, der das Nummernschild seines Autos pikanterweise noch mit dem Schriftzug «Verbrechen lohnt sich doch!» schmückte. Passend dazu: Brian Cs. Umfeld drohte allzu neugierigen TV-Journalisten auch schon Prügel mit dem Baseballschläger an (siehe Video).

Mindestens 1500 Anzeigen trafen bei der Staatsanwaltschaft Wiesbaden ein. Der zuständige Staatsanwalt warf C. vor, in 1638 Fällen versuchten Betrug und in 66 Fällen vollendeten Betrug begangen zu haben. Die Probino-Machenschaften füllen gegen 100 Aktenordner, wie der «Wiesbadener Kurier» berichtete.

Die Geschäfte liefen gut, doch der Ruf war miserabel. Da nützte es auch nichts, dass Brian C. auf seiner privaten Webseiten den Menschen die Segnungen des faszinierenden Pokerspiels beibringen wollte. Spätestens im Jahr 2008 war klar, dass gegen C. wegen Betrugsverdachts ermittelt wird. Wenig später verabschiedete er sich aus der Heimat und schlug in Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, seine Zelte auf.

Die Krone von Pahang

Dort gerierte er sich bald als Pfeiler der örtlichen Geschäftswelt, trat in den Medien als Investor und Business-Angel auf und wurde mit einem Orden der «Krone von Pahang» und dem Ehrentitel «Dato'» ausgezeichnet - nun nennt er sich auch bevorzugt  «Dato' Brian». Zu seinen Geschäftspartnern gehörte etwa der Taxischreck Uber und er sorgte mit Luxus-Events wie «Dinner in the Sky» für Schlagzeilen. Von der Ferne war C. auch in Deutschlands Stuben zu bewundern: So trat er in der Vox-Show «Goodbye Deutschland! Die Auswanderer» an der Seite von Currywurst-Zampano Chris Töpperwien auf.