Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul», sagt der Luzerner Bankier Karl Reichmuth lachend. Der VR-Präsident der Privatbank Reichmuth ist Stiftungsrat der Rütli-Stiftung. Diese hat 100 Mio Fr. für den Bau eines Musiktheaters gesammelt. Mitglied im Stiftungs- rat sind auch Alexander Hackel, einst Partner von Rohstoffhändler Marc Rich, und Irene Reynolds Schier, Erbin aus der Zigarettendynastie.

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Wer die grosszügigen Spender sind, will Reichmuth nicht verraten. «Ich bin ein diskreter Banker.» Einen Hinweis auf die Mäzene jedoch gibt er: «Die Donatoren stammen aus den gleichen Kreisen, die seinerseits beim KKL zu den Gönnern gehörten.» Die Diskretion hat einen Grund: Spendable Kunden sollen vor ungewollten Bittstellern geschützt werden.

Betriebsrechnung gefordert

Vor zehn Jahren wurde der Konzertsaal des Luzerner Kultur- und Kongresszentrums (KKL) eingeweiht – auch dank Unterstützung privater Donatoren. Nun soll ein Musiktheater der Stadt eine weitere kulturelle Dimension geben. «Wir brauchen mehr als einen grossen Konzertsaal im KKL, damit wir weltweit anerkannt sind», sagt Reichmuth.

Zum Weltrang braucht es auch ein szenisches Kulturangebot. Gerade im laufenden Lucerne Festival zum Thema «TanzMusik» wird klar, wie stark ein Saal fehlt, in dem auch grössere Tanzdarbietungen und Balletts präsentiert werden können. Ein Opernhaus oder ein Musiktheater ist nötig, um in die Klasse der Salzburger oder Bayreuther Festspiele aufsteigen zu können.

«Der Bau wird aber erst finanziert, wenn eine nachhaltige Betriebsrechnung steht», betont Privatbankier Reichmuth. Bereits ist auch schon ein möglicher Standort beim Lido gefunden, der im Besitz der Stadt ist. Definitiv allerdings ist noch gar nichts entschieden. Volksabstimmungen stehen bevor. Unklar ist auch, wer die Finanzierung des Betriebs garantieren wird. Mit Ausgaben von jährlich 15 Mio Fr. wird gerechnet.

Im neuen Musiktheater sollen auch das Luzerner Theater und das Sinfonieorchester Unterschlupf finden. Die Luzerner Musikhochschule möchte in einem Nebengebäude einziehen. Somit würde der Betrieb des neuen Musiktheaters wohl durch eine Mischrechnung von Subventionen, Sponsoren und Eigenfinanzierung finanziert werden. Zurzeit wird unter der Federführung des englischen Theaterexperten David Staples an einem Betriebskonzept gearbeitet, das bis Ende Jahr stehen soll. Dabei soll ein mögliches Jahresprogramm vorgeschlagen werden.

Wie imagefördernd, aber auch wie lukrativ Musik für Luzern ist, hat bereits eine Studie aus dem Jahr 2000 gezeigt: Mehr als 30 Mio Fr. betrugen die wirtschaftlichen Effekte des Lucerne Festival, von dem vor allem das Gastgewerbe und der Einzelhandel profitierten. Damals dauerte das Sommerfestival weniger lang. Heute dürfte das Lucerne Festival über 35 Mio Fr. in die lokalen Kassen spülen. Mit «Lucerne Festival» wird die Leuchtenstadt auch als Marke weltweit verbreitet.

Pariser Projekt für Luzern

Initiator des geplanten Musiktheaters ist Michael Haefliger, Intendant des Lucerne Festival. Als er dem Dirigenten Pierre Boulez von seinen Plänen erzählte, vertraute ihm dieser seine Vorschläge für einen Salle Modulable an, den er einst für den Neubau der Pariser Opéra Bastille entworfen hat und der nie realisiert wurde. Dieser Salle Modulable ist nicht nur ein flexibler Raum für experimentelle Musik und Kammermusik, der den Einsatz von Multimedia ermöglicht, sondern auch ein Ort für interdisziplinäre Projekte, für Forschung und Vermittlung. Je nach Verwendungszweck kann der Saal in ein Amphitheater oder einen Saal mit offenem oder geschlossenem Orchestergraben verwandelt werden. Der HightechSaal kann in der Höhe und Breite verstellt werden.

Bereits wurde die Stiftung Salle Modulable gegründet. An ihrer Spitze stehen bewährte Festival-Exponenten: Präsident ist Jürg Reinshagen, der ebenfalls als Stiftungspräsident des Lucerne Festival amtiert. Haefliger ist Delegierter der Stiftung. Zum Stiftungsrat gehören auch illustre Personen wie Adecco-VR-Präsident Jürgen Dormann.

Private haben sich bereits engagiert. Nun wird es darum gehen, Politiker und Stimmbürger vom Projekt zu überzeugen. Wenn alles klappt, soll der Salle Modulable frühestens 2013 eingeweiht werden.