Der stramme Junge hört auf den Namen Max. Er soll in möglichst vielen Schweizer Haushalten Familienanschluss finden. Seine Passion ist das Einkaufen. Vereinfacht gesagt ist Max eine Kunststoffwanne auf Rädern. In der Einfachheit liegt seine Stärke. Max kann vor dem Einkaufen mit wenigen Griffen verwandelt werden: Drittes Rad hervorklicken, Behälter auf Hüfthöhe in die Waagrechte kippen und der Caddy wird zum persönlichen Einkaufswagen. Nach Passieren der Kasse wird die Ware verstaut und der Behälter heruntergeklappt. Schon ist Max wieder zum «Streetcar» mutiert, der selbst schwere Lasten bequem nach Hause transportiert. Eine Kunststoffplane schützt die Einkäufe vor Herausfallen und Regen. Mit einer Deichsel ist Max sogar als Veloanhänger verwendbar.

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Ökologisches Engagement des Grossverteilers Migros

Damit will Erstlancierer Migros Paare und Kleinfamilien animieren, den Einkauf wieder vermehrt umweltbewusst ohne Auto zu erledigen. Es gehört zur Mobilitätsphilosophie des Grossverteilers, für den Einkauf eine echte Verkehrsmittelwahl zu bieten und das heisst, dass der Warentransport zu Fuss oder per Velo ebenso attraktiv sein soll wie mit dem Auto. Dahinter steckt nicht einfach ideologisches Kalkül, sondern ein echtes Bedürfnis: Umfragen haben ergeben, dass sich über ein Drittel der Kunden vorstellen kann, anstelle des Autos vermehrt mit Max und Velo oder ÖV einzukaufen.

Max hat aber auch Potenzial für Haushalt und Freizeit, so als Entsorgungsbox für Altglas und Pet oder als Wäschebehälter. Und bei Verwendung als Picknick-Korb oder Strandcaddie kommt das Velo auch auf Ausflügen wieder vermehrt «zum Zug». Als Veloanhänger ist das Fassungsvermögen insbesondere mit Abdeckung allerdings recht knapp. Gar nicht geeignet ist Max für den Transport von Kindern oder Haustieren. Dafür gibts genügend spezielle Anhänger.

Neue Transportlösungen suchten 1998 sowohl Anhänger-Spezialist Brüggli aus Romanshorn wie Studenten der ETH Zürich. Deren Startup-Firma Tribecraft entwickelte dann mit Brüggli den Urmax bis zur Serienreife. Die Migros stand mit wertvollen Informationen als Pate zur Seite zum einen mit Marktdaten, zum andern mit sicherheitsrelevanten Vorgaben (Diebstahlschutz), um auch wirklich das freie «Ladenfahrrecht» gewährleisten zu können.

Dazu garantierte die Migros die Abnahme der Startserie von 500 Stück, sicherte sich dafür aber auch das Erstverkaufsrecht. Seit Mai 2004 ist Max in allen grösseren SportXX-Filialen erhältlich.

Drei Erfinder und zwei unterschiedliche Verkaufskanäle

Seit Ende Juli hat Brüggli unter dem eigenen Namen Leggero Shopper auch die Belieferung des Velofachhandels aufgenommen.

Bernhard Schmocker, Projektleiter in der MGB-Abteilung Ökologie, ist überzeugt, dass Max rasch einschlägt: «Es war an der Zeit, für unsere Mobilitätsgesellschaft einen zeitgemässen, intelligenten Nachfolger des altmodischen zu lancieren, das designbewusste junge Kunden anzusprechen vermag.» Parallel dazu dürfte der Einkaufshelfer auch bei Senioren Anklang finden, dies dank Verstellmöglichkeiten in der Höhe.

Dass Max ein ordentlicher Wurf geworden ist, beweist seine Nomination für den Prix Pegasus, den Förderpreis von Energie Schweiz für nachhaltige Mobilität. Dennoch bleiben im Moment einige Fragen offen. Wie anstandslos darf der Kunde einkaufen, wenn sich in seinem Max schon mehrere ähnliche Waren anderer Geschäfte befinden? Werden die kleinen Mühen zur Ausnützung der Multifunktion auf sich genommen (z.B. Deichsel abkuppeln)? Wie viel Lust wird der Fachhandel noch haben, als zweiter Kanal ein Produkt zu verkaufen, das bereits im Grossverteiler und erst noch günstiger lanciert wurde?

Im Fachhandel gibt es die GT-Ausführung

Gemäss Geschäftsführer Kurt Fischer würden die lediglich minimen Mehrkosten durch einige hochwertigere Materialien und vielfältige Individualisierungsmöglichkeiten aufgewogen: «Die Fachhandelsausführung ist wahlweise mit verschiedenen Rädern, so Luftpneus, Griffen aus Leder und Planen mit Designeraufdrucken erhältlich. Da sich das Verdeck auch hervorragend als Werbefläche eignet, rechnen wir uns noch ungeahnte Absatzmöglichkeiten aus.»

Brüggli wie Migros sähen den Max/Shopper am liebsten als Lifestyle-Produkt positioniert irgendwo zwischen Swatch, Freitag-Tasche und Smart. Leggero plant, saisonale Kollektionen (Verdeck) herauszubringen.

Brüggli: Direktverkäufer

Der Veloanhängerhersteller Brüggli ist beim Publikum besser bekannt mit seiner Marke Leggero. Das Modell Classico war in den 90er Jahren der Inbegriff für Anhänger in der Schweiz. In den letzten Jahren hat Leggero allerdings Marktanteile verloren. Statt den Bestseller Classico kontinuierlich weiterzuentwickeln, wurde viel Geld und Energie in die Neuschöpfungen Twist und Cuatro investiert. Diese stiessen aber auf wenig Akzeptanz.

Gleichzeitig kamen neue Konkurrenzprodukte auf den Markt, die funktionell oder preislich überlegen waren auch wenn sie nicht die gleich hohen Sicherheitsanforderungen erfüllen, wie die Firma Brüggli betont. Der Romanshorner Produzent verweist zudem auf sein Handicap als Anbieter eines Nischenprodukts.

Brüggli hat deshalb neue Vertriebswege eingeschlagen. Zum einen wird der Fachhandel ohne Umweg via Grosshandel beliefert, gleichzeitig werden Endverbraucher verstärkt direkt bedient. Das Online-Shopping funktioniert bereits. Neu werden potenzielle Kunden per Mailings akquiriert und bei Interesse von einem Aussendienstmitarbeiter besucht, der das Anhängerprogramm demonstriert (ohne den neuen Max/Shopper). Brüggli begründet diesen Schritt mit der Tatsache, dass viele Veloläden gar keinen Platz für eine repräsentative Anhänger-Auswahl haben. Der Handel wird nicht vor den Kopf gestossen; der Käufer kann selbst entscheiden, ob er die Lieferung direkt an seine Adresse oder ins nächste Geschäft wünscht, das den üblichen Service bietet. (h+h)

Die Preise

Max (SportXX): Grundausführung 175 Fr., Abdeckung (diverse Farben) 24 Fr., Velo-Kit (Deichsel, Kupplung, Reflektoren) 78 Fr.;

Leggero Shopper (Fachhandel): Grundausführung Fr. 189 Fr., individuelle Abdeckung mit Taschen ab 45 Fr.