Die Meldung aus dem Haus Mövenpick lässt aufhorchen: Jetzt soll ein 29-Jähriger die kriselnden Restaurants wieder auf die Erfolgsbahn führen. Sein Name: Philipp Mosimann. «Eigentlich müsste man bei den vielen Communiqués von Mövenpick und bei den Beteuerungen über eine künftige neue Strategie der bedienten Gastronomie nur die Namen und zwei oder drei Begriffe auswechseln; es kommt immer in etwa auf dasselbe hinaus», sagt ein ehemaliges Kadermitglied, als es von der Nachricht hört. Diesmal ist der Name allerdings besonders interessant. Philipp Mosimann ist der Sohn von Starkoch Anton Mosimann, der in der Schweiz zuletzt mit dem Gourmetklub Château Mosimann in Olten gescheitert ist. In London aber bekocht Mosimann Senior erfolgreich Queen Elizabeth II samt Familie. Erst im Juni hat er den Titel «Officer of the British Empire» erhalten. Diesen erhalten nur ausgesuchte Nichtbriten. Damit ist er auf der gleichen Liste zu finden wie Pelé, Alan Greenspan oder Steven Spielberg. Mosimann wurde unter anderem für die Verdienste um die britische Gastronomie geehrt.

*Gastronomie: Zukunft offen*

So viel hat Sohn Philipp noch nicht erreicht. Er hat aber auch noch keinen Karriereknick à la Château Mosimann erlebt. Dafür ist er mit seinen 29 Jahren noch etwas zu jung. Philipp Mosimann hat die Hotelfachschule in Lausanne besucht und war zuletzt Chef über die Restaurant-Gruppe Equinox in Singapur. Die fünf Restaurants sind im Swissôtel beherbergt und laufen unter Lifestyle-Gastronomie. Equinox gehört wie Swissôtel zur Luxus-Hotelgruppe Raffles in Singapur.

Mövenpick-CEO Jörg Asshauer scheint die Arbeit von Mosimann überzeugt zu haben. Seit Asshauer wenige Wochen nach seinem Antritt im Frühling 2003 den Chef der bedienten Restaurants rausgeworfen hatte, ist die Zukunft des serbelnden Bereichs Chefsache - bis man sich entschieden hat, ob die Restaurants eine Überlebenschance haben. In den Medien wurde schon über den Verkauf der Gastronomie-Sparte spekuliert. So weit ist es noch nicht.

Asshauer ist der sechste CEO seit 1991, der versucht, die bediente Gastronomie wieder auf die alten Erfolgspfade von Gründer Ueli Prager zurückzuführen. Man wolle weg vom zentralistischen Konzept, kündigte Asshauer an. Die einzelnen Restaurants sollen mehr Kompetenzen erhalten. Was bisher geschah, glich aber eher unkoordinierten Einzelaktionen: Mal wurde das Amaretto zum Café eingeführt, was in anderen Restaurants längst Standard ist. Mal wurde das Bio-rindfleisch aus dem Haus von Dieter Meier, «Yellow»-Gründer und Farmer in Argentinien, auf die Menükarte genommen und als Neuheit verkauft. Da und dort werden Lokale optisch umgestaltet. Eine Linie fehlt bisher.

Das soll Philipp Mosimann nun ändern. Auf ihn wartet ein gerüttelt Mass an Arbeit. Er wird direkt Ass-hauer unterstellt sein und weiss bestimmt, dass die bediente Gastronomie - einmal mehr - einer Konzeptänderung bedarf und in nächster Zeit keinen grossen Beitrag zur Verbesserung des Resultats beitragen wird. Von den vier Geschäftszweigen Hotel und Resorts, Wein, Verkehrsgastronomie und bediente Gastronomie fuhr Letztere im ersten Halbjahr mit 4,7 Mio Fr. den grössten Verlust ein. Insgesamt hat der Konzern bei Halbzeit 2004 den operativen Verlust von 12,8 Mio auf 3,8 Mio Fr. gesenkt.

In den nächsten zwei Jahren sollen die Restaurants mit Bedienung rentabel sein, weiss jemand, der der «Möve» nahe steht. «Wenn sich das operative Geschäft nicht vernünftig entwickelt, behält sich der Konzern alle Optionen offen, auch den Verkauf.» Damit ist das Ziel für Mosimann klar. Und es ist hoch gesteckt. Er bekomme eine grosse Chance, sei aber auf einem Schleudersitz, ist die Konkurrenz überzeugt.

Leo Egloff, der Gastroberater und ehemalige Mövenpick-Manager, zweifelt daran, dass Mosimann die nötige Erfahrung besitzt, um den Restaurants zu neuem Glanz zu verhelfen. «Die kann er in seinem Alter gar nicht haben.» Das Wichtigste sei, die Angestellten wieder zu motivieren. Rund 1400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird Mosimann unter sich haben - in Singapur waren es gerade mal 200. Packt Mosimann die Chance, trotz allen Skeptikern, so soll er mittelfristig den Posten als Chef der bedienten Gastronomie von Asshauer übernehmen.

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