Ein Nachtreten gegen den Vorgänger? Nestlé-CEO Laurent Freixe (63) führt in einem Interview mit der «Financial Times» aus, warum er nach seiner Amtsübernahme im September 2024 beim Nahrungsmittelriesen vergangenen Sommer mit der Strategie des vorherigen Chefs Marc Schneider (59) gebrochen hat. Und teilt darin gegen Schneider aus, der Nestlé während sechseinhalb Jahren geleitet hatte.
Die Vorstösse seines Vorgängers in neue Produktkategorien wie Nahrungsergänzungsmittel hätten «das Gefüge der Organisation geschwächt», sagte Freixe vom Donnerstag im Gespräch mit dem Wirtschaftsblatt. Die Diversifizierung unter Schneider habe dazu geführt, dass Nestlés Kerngeschäft vernachlässigt worden sei.
«Bin nahe an den Menschen dran»
Er habe sich mit Schneider gut verstanden, sagte Freixe, strich aber gleichzeitig seinen Vorteil heraus: Er habe ein «intimes Verständnis» der inneren Abläufe bei Nestlé. «Ich bin sehr nah an den Menschen dran – das ist ein grosser Vorteil», so Freixe.
Gleichzeitig schloss er aus, durch grosse Übernahmen oder den Verkauf von Unternehmensteilen das Wachstum ankurbeln zu wollen. «Es gibt immer Leute, die Portfoliomanagement als schnelle Lösung sehen», sagte er. «Aber M&A sollte nie die eigentliche Strategie sein.»
Keine Abkehr vom Tiefkühlgeschäft
Auch die gängige Meinung, eine schlankere Struktur mache das Unternehmen agiler, teilt Freixe nicht: «Ich sehe keinen Vorteil darin, dass Nestlé kleiner wird – solange wir unsere Grösse nutzen und Tempo zeigen können.»
An dem schwächelnden Tiefkühlgeschäft in den USA ist nach Auffassung von Freixe nichts «grundlegend falsch». «Es gibt eine hohe Konsumfrequenz, und wir sind Marktführer – das zählt.» Er räumte jedoch ein, dass das Segment «an Relevanz und Wettbewerbsfähigkeit verloren» habe.
(sda/dob)