Illy aus Italien ist einer der grössten noch unabhängigen Kaffeeröster. Das weckt das Interesse von Konkurrenten. Offenbar möchten unter anderem Nestlé und JAB das Unternehmen übernehmen. Doch die Eigentümerfamilie wies die Avancen zurück, wie die Agentur Bloomberg von Personen erfahren hat, die mit den Vorgängen vertraut sind. Nestlé habe sich vor einigen Monaten an Illy gewandt. Die Eigentümerfamilie habe Verkaufsgespräche mit dem Waadtländer Nahrungsmittelkonzern abgelehnt. Vertreter von JAB und Nestlé wollten sich nicht äussern.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

«Wir haben regelmässige Kontakte mit diesen Unternehmen, ebenso wie mit fast allen anderen Unternehmen der Branche, um über nicht wettbewerbsrelevante Themen wie Kaffee und Gesundheit, Anpassung an den Klimawandel und Marktstandards zu diskutieren», erklärte Illy-Chef Andrea Illy in einer Mitteilung. «Jegliche Spekulationen über Unternehmensvereinbarungen wurdem für unangemessen erachtet.»

Illy, 1933 von Francesco Illy gegründet und bekannt für seinen hochwertigen Espresso-Kaffee, der in silber-roten Dosen verkauft wird, steht unter der Leitung der dritten Generation derselben Familie. Das Unternehmen erzielte 2016 einen Umsatz von rund 460 Millionen Euro, ein Plus von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr, und ist in 140 Ländern tätig.

Drei Konzerne dominieren das Geschäft

Die italienische Firma ist als einer der grössten unabhängigen Kaffeeröster in einem Geschäft übriggeblieben, das sich um drei grosse Unternehmen konsolidiert: Nestlé, JAB und Starbucks.

JAB, die Holding der deutschen Familie Reimann mit Sitz in Luxemburg, besitzt Marken und Detailhändlerhändler wie Peet’s, Stumptown und Caribou. Im Mai hatte JAB rund 1,5 Milliarden Pfund für die Sandwich- und Kaffeekette Pret A Manger bezahlt, wie aus unterrichteten Kreisen verlautete. Die Investmentgesellschaft sei auch dabei, in seiner jüngsten Finanzierungsrunde rund 5 Milliarden Euro von Investoren einzuwerben, hiess es im Juni.

Nestlé-Expansion

Nestlé erweitert ebenfalls seine Kaffeemarken unter CEO Mark Schneider, da seine Nespresso-Sparte mit dem Verlust des Patentschutzes auf seinen Kapseln ringt. Nespresso hat nach Angaben von Euromonitor seit 2009 fast jedes Jahr Anteile im 7,9 Milliarden Dollar schweren Markt für Kaffeekapseln in Westeuropa verloren. Kleinere Marken wie L’Or Espresso und Lavazza haben hingegen dazugewonnen.

Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern sicherte sich im Mai für 7,2 Milliarden Dollar das Recht, Starbucks-Produkte zu vermarkten.. Es ist der drittgrösste Kauf in Nestlés 152-jährigen Geschichte. Der Konzern hat zudem eine Mehrheitsbeteiligung an Blue Bottle Coffee erworben.

Illy Group, die Holdinggesellschaft, die die Kaffeemarke kontrolliert, sucht bis 2019 einen Finanzpartner für ihre anderen Aktivitäten. Dabei sei auch ein Börsengang der Schokoladen- und Teesparten möglich, hatte Präsident Riccardo Illy in einem Interview mit der italienischen Tageszeitung La Repubblica am 16. Juli gesagt.

(bloomberg/mbü)