Nestlé ist das wichtigste Unternehmen der Schweiz. Wichtiger als Roche oder Novartis, wichtiger als die UBS und wichtiger als die gesamte Uhrenindustrie. Nestlé ist eine Schweizer Institution.
Nestlé gehört seit mehr als drei Jahrzehnten zu den hundert umsatzstärksten Firmen weltweit. Nestlé verkauft seine Produkte in 185 von 195 Ländern. Nestlé beschäftigt 277'000 Menschen und gehört damit zu den hundert grössten Arbeitgebern. Nestlé ist eines der globalsten Unternehmen überhaupt. Nestlé ist der weltweit grösste Nahrungsmittelhersteller. Nestlé produziert in 75 Ländern und 337 Fabriken. Nestlé gibt es seit fast 160 Jahren, gleich lang wie das Rote Kreuz. Nestlé ist die wertvollste Lebensmittelmarke der Welt und die wertvollste Marke der Schweiz.
Und Nestlé ist in einer Krise. In der vielleicht fundamentalsten der Firmengeschichte.
«Selbst wer die Aktie nicht selbst besitzt, ist mit mehr als 2600 Franken in Nestlé investiert.»
Wohlgemerkt: Nestlé wankt nicht, dem Unternehmen geht nicht der Schnauf aus. Nestlé kämpft vielmehr mit einer Art Sinnkrise. Die Situation ist vergleichbar mit der von Apple. Der US-Konzern lanciert Jahr für Jahr das gleiche Produkt neu, findet aber das nächste grosse Ding, das nächste Smartphone nicht. Nestlé bräuchte einen iPhone-Moment, wie der Durchbruch von Nespresso einer war.
Doch die Börse erzählt eine Tragödie: Seit Anfang 2022 hat Nestlé fast 150 Milliarden Franken an Börsenwert eingebüsst, die Aktie hat verglichen mit dem Höchststand weit über 40 Prozent verloren, sie notiert auf dem Stand vom Dezember 2016. Seit der Einsetzung des neuen Chefs Philipp Navratil gingen fast 5 Prozent an Terrain verloren.
Nestlé ist eine eigentliche Volksaktie
Das ist deshalb dramatisch, weil Nestlé eine eigentliche Volksaktie ist. Selbst wer die Aktie nicht selbst besitzt, ist mit mehr als 2600 Franken in Nestlé investiert – über die 11 Milliarden, welche die Schweizer Pensionskassen in Nestlé stecken. Im Schnitt legen die PK über 4 Prozent ihres Vermögens in Nestlé an. Keine andere Aktie ist für das Vorsorgesystem der Schweiz bedeutsamer als das Dividendenpapier aus Vevey.
Will heissen: Das Elend von Nestlé ist unser aller Elend. Entsprechend relevant ist es für uns alle, dass Nestlé zurück in die Spur findet, zurück in die Erfolgsspur.
Klar ist mit Blick zurück: So, wie es Ex-Präsident Paul Bulcke und Ex-Chef Laurent Freixe versuchten, wird es nicht klappen. Operative Exzellenz ist blosse Grundlage für den Erfolg, mehr nicht. Wie sagte es einst Steve Jobs von Apple an seinen berühmten Produktpräsentationen? «One more thing.» Das ist es, was Navratil und sein Präsident Pablo Isla finden müssen.