Wurde Sabine Keller-Busse als «Quotenfrau» zur Schweiz-Chefin befördert, weil sie als Group COO versagt hat, wie die mutmasslichen UBS-Kaderleute auf dem Finanzportal «Inside Paradeplatz» rumblagieren?

Oder wurde sie Schweiz-Chefin, weil die altgedienten Banker vor ihr nichts erreichten und man sich von ihr frischen Wind erhofft? Keller-Busse ist in den vergangenen Jahren so einigen Herren auf die Füsse getrampt. Das könnte zumindest geschmacklose Sprüche am digitalen Stammtisch erklären.

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Fakt ist: Die Bankerin übernimmt mit der Universalbank und dem Markt Schweiz nicht nur einen für die UBS seit Jahrzehnten immanent wichtigen – und lukrativen – Bereich. Sie erbt auch ein Geschäft, in dem es mehr Baustellen hat, als es vielen Private- und Investment-Bankern bewusst sein dürfte, die es normalerweise in die oberen Banketagen spült. Weil sie schon lange nicht mehr wissen, wie dieses Geschäft funktioniert.

In den vergangenen Jahrzehnten hatten diese die grossen Notfälle: Die Investment Bank verspielte Milliarden in den USA (und in anderen Krisen), und die Private-Banker brauchten Jahre, um den Schwarzgeld-Sumpf aufzuräumen, mit dem sie so lange gut und komfortabel lebten. Abgearbeitet wurde das durchaus. Ob sich auch die DNA der jeweiligen Divisionen geändert hat, wird sich in ein paar Jahren zeigen.

So viel Zeit hat Keller-Busses neuer Bereich nicht. Denn im Brot-und-Butter-Geschäft des Bankings, im Retail- und Firmenkundengeschäft und im Anlagegeschäft mit der lukrativen Mittelklasse, ändert sich gerade sehr viel. Schicke Apps vereinfachen das Geldanlegen, neue Konkurrenten lassen die Margen im Kreditkartengeschäft schmelzen, der Zahlungsverkehr verändert sich und mit Open-Banking verändert sich die Art, wie Banken mit ihren Firmenkunden zusammenarbeiten. Das weiss niemand besser als Keller-Busses neuer Chef, UBS-CEO Ralph Hamers. Dieser hat die niederländische ING digital auf Vordermann gebracht, was ihn letztlich als UBS-Chef empfahl.

Digitalisierung voranbringen

Konkurrentin CS hat gerade ein wenig vorgemacht, wie man auf dem konservativen Schweizer Bankenplatz mit einer Minimal-Innovation wie dem neuen Digitalkonto CSX punkten kann, wenn man diese nur gescheit verkauft. Plötzlich gilt sie als digitale Vorreiterin. Die UBS hat zwar in den vergangenen Jahren gerne über ihre Digitalstrategie gesprochen. Viel passiert ist hingegen nicht. Schlagzeilen machte die Bank vor allem mit ihrer Blockade-Politik gegen Apple Pay. 

Nun kann man lange darüber rätseln, ob das an Leuten wie Keller-Busse lag, die als COO durchaus einen Einfluss auf den technologischen Wandel der Gesamtbank hatte. Oder ob sich die Banker an den Schaltstellen des täglichen Geschäfts zu oft und zu lange sperrten. Diesen steht sie nun direkt vor. 

Unvergesslich sind die Aussagen eines hochrangigen UBS-Bankers an einem Treffen mit der HZ. Die Fintech-Bank Revolut sei eine Spielerei, meinte dieser ernsthaft. Man könne den eigenen Aktionären nicht erklären, warum man selbst Millionen in die Entwicklung solcher Apps investieren solle. Und überhaupt, das traditionelle Geschäft funktioniere doch. Derweil liefen der UBS die kreativen Banker in Scharen weg, um dann ausserhalb neue Startups zu gründen.

Das sieht die Bankspitze um CEO Hamers und Verwaltungsratspräsident Axel Weber wohl anders. Dringender als andere Geschäftsbereiche muss die Universalbank der UBS ins 21. Jahrhundert geführt werden. Es ist an Keller-Busse zu zeigen, ob sie den Job erhielt, weil sie es besser kann als die wenig beweglichen Banker vor ihr. Oder ob sie einfach versorgt wurde, weil man am Posten des COO andere Pläne hat.