Ein neues Schweizer Fintech geht an den Start, und anderes als viele Vorgänger zielt es nicht auf Retail-Bankkunden, sondern auf KMU. Unter dem Namen Relio soll noch dieses Jahr ein Online-Konto für Firmenkunden lanciert werden, sagt Marketing-Chef Milos Stokic. Geleitet wird Relio von Lav Odorovic, der in Deutschland bereits die ähnlich positionierte Neobank Penta aufgebaut hat.

Das Unternehmen strebt eine Fintech-Lizenz der Finma an, 700'000 Franken für die ersten Entwicklungen ständen bereit. Unter anderem stamme das Geld von SIX FinTech Ventures, sagt Stokic. Im vergangenen Sommer nahmen die Relio-Gründer an einem Programm des Zürcher Inkubators F10 teil. Seither habe man an der Entwicklung des Produktes gearbeitet.

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Relio will eine eigenständige Fintech-Bank werden

Anders als die deutsche Penta, welche auf Dienste der Solarisbank zurückgreift, solle Relio als eigenständiges Fintechunternehmen ohne Bank im Hintergrund aufgebaut werden. Ein ähnliches Setup weist das Fintech Yapeal auf, das vergangenes Jahr die erste Schweizer Fintech-Lizenz erhalten hatte.

Besonders positionieren will sich Relio über das etwas spröde anmutende Thema Compliance. Stokic erklärt weshalb: Die rechtlichen Abklärungen bei der Eröffnung eines Firmenkontos seien komplexer als bei privaten Kunden. Dies führe dazu, dass Kontoeröffnungen traditionell aufwändig seien und nicht selten auch Kunden abgelehnt werden, die zu sehr von der Norm abweichen.

Lav Odorovic, CEO von Relio

Lav Odorovic, CEO von Relio

Quelle: Handout

Ziel von Relio sei es, die Compliance-Prozesse bei der Kontoeröffnung vollständig zu automatisieren und die Kontoeröffnungen nicht nur schneller abzuwickeln, sondern auch mehr unterschiedliche Kundentypen abdecken zu können. Die dazu notwendige Technologie will Relio selbst entwickeln.

Geplant sei, zunächst mit einem Konto für den Zahlungsverkehr zu starten, so Stokic. Später solle eine eigene Kreditkarte dazu kommen. Im Endausbau solle das Angebot durchaus mit dem von Penta in Deutschland vergleichbar sein. So bietet Penta etwa auch die Anbindung an Buchhaltungssysteme und Fremdwährungsgeschäfte an.

Auf das bestehende Budget von 700'000 Franken angesprochen, sagt Stokic, die Kosten für den Aufbau eines solchen Startups seien stark gefallen. Allerdings sei man bereits in Gesprächen für eine weitere Finanzierungsrunde. «Teilweise haben wir bereits Zusagen.»

KMU kommen in den Fokus der Fintechs

Noch gibt es in der Schweiz kein reines Digitalangebot für Firmenkunden. Allerdings hat auch das Startup Yapeal bereits angekündigt, ein entsprechendes Produkt lancieren zu wollen. Das Zürcher Unternehmen arbeitet mit dem Buchhaltungsspezialisten Abacus zusammen.

Auch Relio hat Verstärkung aus dem Digitalgeschäft mit KMU an Bord. Der Verwaltungsrat werde präsidiert von Gian Reto à Porta, dem früheren CEO des Datenspezialisten Contovista, heisst es in einer Mitteilung. Als Angel-Investor mit dabei sei zudem Richard Davies, ehemaliger COO der erfolgreichen Neobank Revolut.

Michael Heim Handelszeitung
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