Das nidwaldnerische 1800-Seelen-Dorf Dallenwil beheimatet nicht nur eine Firma mit dem Namen Niederberger, sondern gleich ein knappes Dutzend. Eine von ihnen ist allerdings eine besondere. Ihr Name: NSD Niederbeger. Ihr Geschäft: Seilbahnen und Schrägaufzüge. In der wachsenden Nische der Schrägaufzüge ist das Unternehmen mit gerade mal 18 Mitarbeitenden sogar Schweizer Marktleader.

Doch der Reihe nach: Gegründet wurde der Familienbetrieb 1881 als Dorfschmiede von Remigi Niederberger. Dieser gehörte zu den bedeutenden Pionieren im hiesigen Seilbahnbau. Während viele Seilbahnbauer, die Niederbergers Schule durchliefen, in andere Firmen wechselten und mit diesen wuchsen, blieb Niederberger bei den kleinen Seilbahnen mit einer Transportkapazität von maximal 8 Personen. Das Geschäft lief gut, solange der Bund viel Geld in die Erschliessung von abgelegenen Weilern pumpte. Doch das sind Tempi passati. Längst werden in der Schweiz mehr kleine Seilbahnen abgerissen als aufgebaut, und die NSD Niederberger gibt es nur noch, weil sie früh vor 40 Jahren mit dem Bau von Schrägaufzügen begann. Genauso wie der Seilbahnmarkt kontinuierlich schrumpft, wächst der Markt mit Schrägaufzügen. «Wir haben den Vorteil, dass wir diese Technik aufgebaut und vor allem in den letzten Jahren entwicklungsmässig sehr viel gearbeitet haben», sagt Markus Hochstrasser, der 34-jährige familienfremde Geschäftsführer, der seit zwei Jahren in der Firma ist. 65% des Umsatzes von rund 4 Mio Fr. erwirtschaftet man inzwischen mit Schrägaufzügen, 15% mit Seilbahnen, je 10% mit Service und Fremdaufträgen.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Am Seilbahnbau soll in Dallenwil trotzdem festgehalten werden. Hochstrasser erklärt, warum: «Der Apperatebau ist gut für unsere Leute in der Produktion. Er ist unser Strukturfüller, und man kommt nur an die Umbauaufträge, wenn man auch den Service betreibt. Würden wir mit den Seilbahnen aufhören, verlören wir auch das Umbauen und den Service.» Von der Tradition und den Emotionen, die mit diesem Business verbunden sind, ganz zu schweigen. Diese werden bei aller Modernisierung und Internationalisierung noch immer gross geschrieben bei NSD Niederberger.

Aufzüge für Kasachstan

Die Zukunft des Unternehmens aber liegt bei den Schrägaufzügen, wie sie etwa in Hotelanlagen und Hangsiedlungen eingebaut werden. Zwischen 10 und 15 Schrägaufzüge, so schätzt Hochstrasser, werden in der Schweiz jährlich gebaut. Im vergangenen Dezember hatten die Dallenwiler 14 nicht ausgelieferte Anlagen in ihren Auftragsbüchern. Im Klartext: Die Firma hält einen beachtlich dominanten Marktanteil. Doch das reicht dem neuen Management nicht neu dazugestossen ist vor drei Jahren auch Robert Blättler, ein langjähriger UBS-Mann, der als Finanzchef und administrativer Leiter in der dreiköpfigen Geschäftsleitung sitzt. «Unser Ziel», so Hochstrasser, «ist es, von jedem Einbau eines Schrägaufzugs, der in der Schweiz geplant wird, Kenntnis zu haben.» Dazu sei jetzt ein Marketing-Effort nötig, nachdem die letzten beiden Jahre im Zeichen der Innovation und Weiterentwicklung der Produkte und der Optimierung der Produktionsprozesse standen. «Wir müssen uns gut dokumentieren, um unseren Hauptkunden, den Architekten, schnell die nötigen technischen Infos zu liefern, damit sie projektieren können», so Hochstrasser. Neben den Architekten, der öffentlichen Hand und Immobilienverwaltungen will sich die Firma verstärkt auch direkt an die Hauseigentümer richten. Mit dem «NSD Piccolo», einem kleinen und einfachen Schräglift, der die Antriebseinheit im Maschinensystem integriert hat und für 100000 bis 150000 Fr. fertig installiert wird, erhofft sich das Management einen Sprung nach vorne.

Wachstum im Ausland

Wachsen will das Familienunternehmen in Zukunft vor allem im Ausland. Bereits heute kommen drei bis vier von fünf Anfragen von ausserhalb der Schweiz. Schon im nächsten Jahr soll der Exportanteil bei einem Drittel liegen. Ein erstes Prestigeprojekt hat man in Kasachstan an Land gezogen. NSD Niederberger liefert vier Schrägaufzüge für den «Palace of Peace and Accord», der vom britischen Stararchitekten Lord Norman Foster entworfen wurde. Dabei handelt es sich um eine gigantische, elfstöckige Pyramide, die zum Symbol für Weltfrieden und religiöse Toleranz werden soll und vom Präsidenten Kasachstans, Nursultan Nazarbayev, initiert wurde. Den Auftrag über gesamthaft 1 Mio Fr. schnappten sich die Dallenwiler über einen Kontakt in der Türkei aus der Zeit Hochstrassers bei Sulzer Hydro. In Antalya sitzt der Generalunternehmer des Projekts. «Die Swissness hat uns in diesem Fall eindeutig genützt», sagt Hochstrasser. Ein erster NSD-Schräglift wurde kürzlich auch auf Fuerteventura in einer Hotelanlage eingebaut.

Dubai mag Standseilbahnen

Weitere Wachstumsmöglichkeiten sieht Hochstrasser vor allem in Osteuropa, aber auch an der türkischen Riviera, wo Kontakte bestehen, oder etwa in den Vereinigten Arabischen Emiraten. «Alles Orte, wo kräftig investiert und Spielereien gesucht werden. In diesen Destinationen steht man auf Standseilbähnchen», so Hochstrasser. Weniger interessant ist der naheliegendere Markt Deutschland. Der Grund: Das Land ist schlicht zu flach.

Zudem kommt ein Schräglift auch dort in Frage, wo an den Hang gebaut wird, es aber nicht zu steil ist. Besteht eine Neigung von mehr als 50 Grad, kommt in der Regel ein vertikaler Lift zum Zug. Traditionelle Liftbauer wie Schindler oder Otis waren einst die Konkurrenten im Schräglift-Segment. Doch die meistens haben das Geschäft inzwischen aufgegeben. So sind heute wieder wie einst die Seilbahnbauer die Konkurrenten von NSD Niederberger.

«Jeder ist produktiv»

Heute setzt Niederberger auf den Standort Dallenwil. Dort werden die Steuerungen entwickelt, die im Emmental hergestellt werden, und dort produziert man die Kabinen, Fahrgestelle und Bremssysteme. «Heute haben wir hier nur noch hervorragende Leute. Jeder und jede ist produktiv», lobt Hochstrasser. Mit einem Eigenfabrikationsanteil von 55% und einem jährlichen Pro-Kopf-Umsatz von gut 200000 Fr. ist die Leistung des kleinen Industrieunternehmens in der Tat beachtlich.

-----

Firmen-Profil

Name: NSD Niederberger

Gründung: 1881 von Remigi NiederbergerUmsatz: 4 Mio Fr. Beschäftigte: 18

Produkte: Schrägaufzüge und Seilbahnen

Kunden: Architekten, Immobilienverwaltungen, Seilbahnbetreiber, öffentliche Hand, Hauseigentümer,

industrielle KundenInternet: www.nsd.ch