Es sieht aus wie ein luftiges Nachthemd, in transparentem Weiss gehalten und nur knapp unter dem Gesäss endend. Die Rede ist von dem Dress, das Nike für die weiblichen Tennis-Stars in Wimbledon entworfen hat. Der US-Sportartikelproduzent ist Hauptsponsor, die Damen sind also zum Tragen des «hochentwickelten» Kleidungsstücks verpflichtet. Sie hatten allerdings deutliche Schwierigkeiten, das flatterhafte Stück Stoff unter den harten Center-Court-Bedingungen im Zaum zu halten (siehe Bildergalerie oben).

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Das Debakel blieb nicht unkommentiert. «For some at WimbledonNike’s Dress Just Doesn’t Do It», titelte die «New York Times». Frei übersetzt: «Für manche in Wimbledon bringt's Nikes Kleid einfach nicht». Das hämische Wortspiel im Orignal ist ein Seitenhieb auf den Werbeslogen «Nike - just do it». 

Zu freizügig

Dabei sollte es ganz anders laufen. Nike wollte das als «NikeCourt Premier Slam Dress» titulierte Kleid in der Qualifikation für Wimbledon Ende Juni als turniertauglich präsentieren. In der offiziellen PR-Mitteilung hiess es dazu: «Trotz der traditionellen Ästhetik bietet das Kleid moderne Design-Elemente wie Bundfalten und eine Racerback-Konstruktion, die gemeinsam die Bewegungsfreiheit des Sportlers gewährleisten».

Doch die Liste der Tennisdamen ist lang, die augenscheinlich Probleme mit dem Dress hatten: Die Schwedin Rebecca Peterson beschwerte sich gegenüber der «New York Times», dass es ihr überall um die Ohren fliegen würde. Sie konnte das Kleidchen erst durch das Überziehen eines Longsleeves bändigen. Ebenso musste auch Katie Boulter ihr Stirnband zweckentfremden und als Gürtel einsetzen, damit nicht ständig der Blick bis zu ihrem Sport-BH freigegen wurde.

Inoffizielle Rückrufaktion

Nike reagierte noch vor Ende der Qualifyings und rief laut «Daily Mail» in einem internen, als «sehr wichtig» deklarierten Schreiben alle seine Werbeträgerinnen dazu auf, das Kleid für «kleinere Änderungen gemäss den Wimbledon-Regeln» zurückzusenden. Als Rückruf wollte man diese Aktion offiziell jedoch nicht bezeichnen. Das Produkt sei lediglich den Bedürfnissen der Sportler stärker angepasst worden, hiess es von einem Nike-Sprecher dazu. Diese Vorgehensweise sei völlig normal.

Das Ergebnis? Die Kleider behielten ihren kurzen Saum, die Nike-Schneider nähten lediglich die Schlitze an den Seiten zusammen, um den leichten Stoff damit weniger anfällig für wildes Aufbäumen zu machen.

Serena Williams' Sonderbehandlung

Trotz der Anpassungen konnten sich einige der Tennis-Profis im Turnier nicht für das Kleid erwärmen. Die Russin Daria Kasatikina und Sabine Lisicki, Wimbledon-Finalistin von 2013, entschieden sich für die ebenfalls von Nike angebotene Alternative, eine Rock-Oberteil-Kombination. Beide nannten als Grund, dass ihnen das flattrige Kleid zu viel nackte Haut preisgebe. Im Zweiteiler würden sie sich wohler fühlen und könnten sich besser auf ihr Spiel konzentrieren.

Von all den Querelen um das Nike-Hängerchen blieb ein Tennis-Star verschont: Serena Williams. Die Rekord-Grand-Slam-Siegerin darf sich über ihren Exklusiv-Vertrag mit Nike freuen, der ihr Unikat-Outfits in Einzelanfertigung zusagt.